London. Angelique Kerber und Sabine Lisicki gönnten sich zweieinhalb Stunden Drama auf dem Centre Court Wimbledons. Am Ende gewann die deutsche Nummer eins aus Kiel 6:1, 6:7, 7:5, Kerber sprang mit Sieg Nummer 45 in diesem Jahr ins Halbfinale der Championships.
Andere Leute fahren mit der Achterbahn, wenn sie Aufregung und Abwechslung brauchen, Angelique Kerber und Sabine Lisicki gönnten sich zweieinhalb Stunden Drama auf dem Centre Court Wimbledons. Am Ende gewann die deutsche Nummer eins aus Kiel 6:1, 6:7, 7:5, Kerber sprang mit Sieg Nummer 45 in diesem Jahr ins Halbfinale der Championships, doch dabei strapazierte sie die Nerven ihres Anhangs auf Äußerste.
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Fast eine Dreiviertelstunde lang sah es so aus, als befinde sich Kerber auf einem breiten Weg ins Halbfinale. Lisicki schien einen Tag nach dem Triumph gegen Maria Scharapowa extrem nervös zu sein, und die Berlinerin warf diesen Ballast erst ab, als es fast schon zu spät war. Kerber hatte es in der Hand, sich früher aus diesem Drama zu verabschieden, doch sie vergab drei Matchbälle Ende des zweiten Satzes, – zwei beim Stand von 6:5 und einen im Tiebreak.
„Ich habe mir gesagt: Vergiss die vergebenen Matchbälle“, erzählte Angelique Kerber, als es schließlich geschafft war. Aber natürlich erinnerte sie sich in dieser Situation eben doch an jene fünf Matchbälle, die sie vor zwei Wochen im Finale des Turniers von Eastbourne bei der Niederlage gegen die Österreicherin Tamira Paszek vergeben hatte. Danach wirkte sie unzufrieden mit sich, sie haderte, schimpfte, und hätte Sabine Lisicki zu Beginn des dritten Satzes eine stabile Plattform gefunden, wäre es wohl um Angelique Kerbers Chance geschehen gewesen.
Lisicki mit riskantem Spiel
Aber das riskante Spiel der Berlinerin führte neben einer Vielzahl von direkten Punkten eben auch zu einer Vielzahl von Fehlern. Die Partie wogte hin und her; immer, wenn es so aussah, als habe eine der beiden einen kleinen Vorteil erzielt, schlug die andere zurück, und am Ende kämpften beide verbissen um jeden Grashalm, um jeden Zentimeter grünen Grund.
Doch selbst, als Lisicki 5:3 führte, drehte sich das Spiel noch einmal. Angelique Kerber hatte ihren Ärger aus der Anfangsphase des Satzes verdaut, jetzt hatte sie nur noch den Sieg im Blick, und die in dieser Saison schon so oft bewiesene Entschlossenheit führte schließlich zum Erfolg; 15 von 16 Spielen in drei Sätzen hatte sie 2012 bereits gewonnen.
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Am Ende gewann diejenige der beiden, die stabiler spielte. Mit dem fünften Matchball erreichte Angelique Kerber gleichermaßen erleichtert wie glücklich das Ziel. „Mein Plan ist aufgegangen“, meinte sie hinterher. „Das war eine gute Leistung in einer unglaublichen Atmosphäre unter dem Dach.“
Großes Lob von der Siegerin für die Verliererin
Nun wird sie am Donnerstag zum zweiten Mal innerhalb eines Dreivierteljahres im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers spielen, entweder gegen die Polin Agnieszka Radwanska oder gegen die Russin Maria Kirilenko. Deren Partie auf Court No. 1 war wegen des schlechten Wetters mehrmals unterbrochen worden und wurde beim Stand von 4:4 im dritten Satz schließlich auf Mittwoch vertagt. Angelique Kerber musste also warten, aber darauf kam es nach dem nervenaufreibenden Sieg am Dienstagabend nicht an. Sabine Lisicki habe fantastisch gespielt, meinte Kerber, es sei unglaublich schwierig gewesen, und sie habe alles geben müssen für diesen Sieg. Das war nicht zu übersehen.