Essen. Vier Deutsche im Viertelfinale der All England Championships. Diese Bilanz ist spektakulär, einmalig gar im deutschen Tennis. Für einen Boom wird das aber nicht reichen. Denn den spektakulären Erfolgen fehlt die große TV-Bühne. Ein Kommentar.
So wahnsinnig viele Menschen haben am Dienstag nicht gesehen, was sich im All England Lawn Tennis and Croquet Club in London SW 19 getan hat. Vier Deutsche im Viertelfinale des größten und bedeutendsten Tennis-Turniers der Welt. Diese Bilanz ist spektakulär, einmalig gar im deutschen Tennis, der goldenen Ära rund um die Nationalheiligtümer Boris Becker und Steffi Graf zum Trotz. Steht etwa ein neuer Tennis-Boom vor der Tür?
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Gemach. Die Erfolge der deutschen Herren sind flüchtig, Mayer und Kohlschreiber zwar hervorragende Spieler, aber eben auch farblos. Sportlich ist die Hackordnung im Welt-Tennis mit Djokovic, Nadal und Federer betoniert – und emotional taugen beide Deutschen nicht für das Heldenfach, sind keine Charaktere, denen sich das Publikum dauerhaft annimmt.
Und die Damen? Lisicki, Kerber sowie die derzeit verletzte Andrea Petkovic sind sportlich in der Lage, im Tennis-Zirkus der Frauen, denen es an Attraktionen mangelt, eine gewichtige Rolle zu spielen; selbst eine Deutsche als Nummer 1 der Welt ist keine blanke Phantasterei. Für einen Boom, für eine entfesselte Fan-Nation aber wird das nicht reichen – denn ein Sport, der sich im Bezahl-TV versendet, geht am Massenpublikum vorbei. Und das Fernsehen macht Helden: siehe Biathlon, Boxen oder Formel 1. Ohne die große TV-Bühne aber bleiben die spektakulären Erfolge da, wo sie sportlich längst nicht mehr hingehören – in der Nische.