Oregon/USA. . Justin Gatlin war bei den US-Trials in Eugene mit seinen 9,80 Sekunden über 100 m nicht ganz so schnell wie Weltrekordler Usain Bolt in diesem Jahr. Doch der ehemalige Dopingsünder ist die größte Gefahr für Jamaikas Asse um 100-m-Weltmeister Yohan Blake und Bolt.
Kampfansage an Super-Sprinter Usain Bolt und 100-m-Weltmeister Yohan Blake: Der frühere Dopingsünder Justin Gatlin hat am vierten Tag der US-Trials in Eugene/Bundesstaat Oregon vor 27.000 Zuschauern mit persönlicher Bestzeit von 9,80 Sekunden aufgetrumpft. Nur Bolt war 2012 in 9,76 und 9,79 zweimal schneller als der in diesem Jahr noch ungeschlagene Hallen-Weltmeister.
"Klar will ich in London Gold holen. Ich kann noch schneller laufen", sagte der 30 Jahre alte Gatlin selbstbewusst nach dem Rennen mit günstigem Rückenwind (1,8 m/Sekunde). Erstmals nach seiner vierjährigen Dopingsperre zwischen 2006 und 2010 reichte der Hallenweltmeister wieder nahe an seine frühere Weltrekordzeit von 9,77 heran. Die Zeit war ihm vor sechs Jahren wegen eines positiven Testosteron-Tests aberkannt worden. Gatlin betonte nach seinem Triumph: "Ich bin heute ein sauberer Athlet und schaue nicht zurück auf die dunklen Seiten meines Lebens."
Auch Ryan Bailey und Tyson Gay mit Ticket für Olympia
Als Zweiter in 9,86 zeigte auch Tyson Gay, Dreifach-Weltmeister von 2007, nach Hüftoperation und einjähriger Pause starken Aufwärtstrend. "Ich habe lange nur auf Rasen trainiert, um die Hüfte zu schonen. Für London habe ich mir einiges vorgenommen", sagte Gatlin. Ryan Bailey sicherte sich in 9,93 das dritte 100-m-Ticket für die Olympia (27. Juli bis 12. August).
Jahres-Weltbestzeiten erzielten am vierten Tag der Trials auch Ex-Weltmeister Reese Hoffa mit dem weltweit ersten 22-m-Kugelstoß des Jahres und über 400 m Doppel-Olympiasieger LaShawn Merritt in 44,12 sowie die frühere Weltmeisterin Sanya Richards-Ross in 49,28.
Während Tony McQuay in 44,40 hinter Merritt Zweiter wurde, endeten die Trials für Athen-Olympiasieger Jeremy Wariner mit einem enttäuschenden sechsten Platz (45,24). Er darf sich noch Hoffnungen auf den Start über 4x400 m machen. In der Staffel will Sanya Richards-Ross, die mit starkem Finish beeindruckte, in London ihr Glück perfekt machen. "Ich bin in der Form meines Lebens. Und ich will vor allem endlich Einzelgold", meinte die frühere Welt-Leichtathletin.
Kugelstoßer Hoffa hat Respekt vor dem Chemnitzer Weltmeister Storl
Reese Hoffa, der die 22-m-Marke exakt erreichte, unterstrich nach der verpassten WM-Medaille 2011 seine Ambitionen auf Olympia-Gold. Mit seinem Sieg hielt er Hallenweltmeister Ryan Whiting (21,66) und Christian Cantwell (21,28) in Schach. Über den Chemnitzer Weltmeister David Storl sagte Hoffa: "Er ist ein Phänomen, er wird in London sicher eine Medaille holen."
Storl will natürlich Gold. "Eine solche Weite wie die von Hoffa bei den Trials überrascht mich nicht", sagte der deutsche Weltmeister gelassen. Er weiß längst, dass er in London groß auftrumpfen muss, wenn er wie bei der WM 2011 in Daegu/Südkorea siegen will: "Ich möchte bei Olympia 22 m anbieten, dann werden wir sehen, wozu es reicht."
Während sich beim Weitsprung Marquise Goodwin mit 8,33 m als neuer Name in den Vordergrund schob, machte im Diskuswurf Olympiasiegerin Stephanie Brown Trafton mit 65,18 m deutlich, dass sie in London zum Kreis der Medaillenkandidatinnen gezählt werden muss. (sid)