Paris. . Der Traum vom Halbfinale bei den French Open in Paris ist für Angelique Kerber ausgeträumt: Die Kielerin verlor ihr Viertelfinal-Match gegen die Italienerin Sara Errani mit 3:6 und 6:7. Hinterher gab’s für die Deutsche immerhin viele Komplimente.

Wenn man von der Gegnerin mit einem Kompliment verabschiedet wird, dann ist das ein gutes Zeichen. „Wenn du denkst, du hast sie ausgespielt, dann knallt sie dir wieder eine Bombe vor die Füße“, meinte Sara Errani nach dem Ende ihrer Begegnung am Dienstag auf dem Tennis-Court Suzanne Lenglen mit Angelique Kerber. Die Kielerin hätte vermutlich lieber den Sieg als ein so knackiges Lob in die Tasche gepackt, aber trotz der Niederlage (3:6, 6:7) bestätigte sie auch beim Abschied von den French Open in Paris den Eindruck, auf einem guten und spannenden Weg zu sein. Dass es an diesem Tag nicht reichte, lag vor allem an der erstklassigen Vorstellung der kleinen Italienerin auf der anderen Seite des Netzes.

Es war nicht schwer zu erkennen, wie und warum Sara Errani in diesem Jahr bereits drei Titel auf Sand gewonnen hatte und warum sie auch zu den derzeit erfolgreichsten Doppelspielerinnen des Frauentennis gehört. Druckvolle Grundlinienschläge, kombiniert mit intelligenten taktischen Varianten und einer Zähigkeit, die an Francesca Schiavone erinnerte, die vor zwei Jahren den Titel im Stade Roland Garros gewonnen und im vergangenen Jahr im Finale gespielt hatte.

Kerber nicht so dynamisch wie gegen Pennetta

Errani erwischte den besseren Start, nahm Kerber gleich das erste Aufschlagspiel ab, und die rannte diesem Rückstand in der restlichen halben Stunde des ersten Satzes vergeblich hinterher. Sie wirkte in dieser Phase nicht ganz so dynamisch wie beim Sieg gegen Flavia Pennetta ein paar Tage zuvor und mit dem zweiten Aufschlagverlust gab sie den Satz ab.

Doch dann bestätigte sie die These ihres Coaches, sie fange oft an, besser und aggressiver zu spielen, wenn sie in Rückstand liege. Obwohl zu sehen war, dass sie schwerere Beine hatte als in den Spielen zuvor, streckte sie sich nach jedem Ball, erlief bisweilen selbst perfekt gespielte Stopps der Italienerin und trug ihren Teil dazu bei, dass dieser zweite Satz eine beinharte Angelegenheit wurde.

Temperatur des Spiels stieg

Der Himmel über Paris zeigte mittlerweile nach einem eher trüben Vormittag die ersten blauen Flecken, und beschienen von der Sonne stieg auch die Temperatur des Spiels. Und keine der beiden konnte sich sicher fühlen. Sie nahmen sich gegenseitig Aufschlag-spiele ab – insgesamt acht, davon sechs in Folge zum Ende des Satzes - und beide wichen keinen Meter zurück. Bei der Überlegung, was Angelique Kerber an ihrem Spiel verbessern könnte, um auf die Dauer unter den Top Ten des Frauentennis eine starke Rolle zu spielen, steht der Aufschlag ganz oben auf der Liste. Frei erspielte Punkte wären eine große Hilfe gewesen in diesem so hart umkämpften zweiten Satz, so aber musste Angelique Kerber in jedem Ballwechsel bis nach Mailand und zurück rennen, ohne Rücksicht auf Verluste.

Es passte zu der Entwicklung des rasanten zweiten Satzes, dass die Entscheidung im Tiebreak fiel, doch den dominierte die kleine, zähe, unerbittliche Sara Errani von Anfang an. Beim Stand von 4:2 wurden die Seiten gewechselt, und der übernächste Punkt schrieb die Botschaft in den roten Sand, dass Angelique Kerber das Spiel nicht mehr gewinnen würde; ihr Rückhandball zum 6:2 landete weit im Aus. Vier Matchbälle also für Sara Errani, und schon der erste saß.

Errani gelang erster Sieg gegen Spielerin aus Top Ten

Die Freude der Italienerin war nur zu verständlich. Der Sieg gegen Kerber war ihr erster gegen eine Spielerin aus den Top Ten, er beförderte sie zum ersten Mal im Einzel ins Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers und auch auf Position Nummer eins des italienischen Frauentennis. Irgendwie die passende Fortsetzung nach Schiavones Erfolgen in den beiden vergangenen Jahren.

Aber auch für Angelique Kerber gab es Lob. Bundestrainerin Barbara Rittner meinte: „Angelique hat alles gegeben und auch heute ein klasse Match gespielt. Das war ein weiterer großer Schritt, und sie kann sehr stolz auf sich sein. Das war ein Super-Turnier.“