Essen. Abschiedstränen lügen nicht. Zum letzen Mal lockt die Leitmesse für Fitness, Wellness und Gesundheit „Fibo“ nach Essen. Abschiedstränen, die schnell mit Schweißperlen verwechselt werden könnten: Ein Blick in die üppig bevölkerten Trainingshallen.

Schon am Eingang zur Messe wartet die erste Kraftprobe. Eine junge Frau hat ihre Eintrittskarte vergessen und begibt sich – mit Unterstützung ihres Partners - an der Kasse in die Diskussion. Nett lächeln reicht nicht. Überzeugungskraft ist nötig. Während am Eingang bereits reihenweise Anhänger der Fitness-Kultur in die Hallen strömen.

Marcel Wegner hat seine Eintrittskarte von einem Bekannten erhalten. Der arbeitet in einem Fitnessstudio. Beim 32-Jährigen selbst ist die Begeisterung für schweißtreibende Höllenmaschinen eher sparsam vorhanden. „Fitnessstudios waren bisher nie was für mich. Ich trainiere lieber an der frischen Luft.“ Warum ist er trotzdem zur Fibo gegangen? „Neugierde!“ Außerdem sind die Bereiche Gesundheit und Wellness längst für den Massenmarkt besonders interessant. Marcel Wegner möchte sich über Entspannungstechniken informieren.

Mehr als 600 Aussteller kommen zur Abschieds-Fibo

Die Fibo ist längst ein Jahrmarkt des Körperkults. In den vergangenen sieben Jahren ist Zahl der Aussteller um 70 Prozent gewachsen. Nach neusten Studien trainieren 7,2 Millionen Deutsche in den mehr als 6100 Fitnessstudios. „Die Fitness- und Gesundheitsbranche boomt“, sagt Fibo-Chef Olaf Tomscheit. 612 Aussteller vermeldet der Veranstalter in diesem Jahr – Rekord!

Ein sichtbarer: In den Gängen der Messe knubbeln sich die Anhänger – vor manchen Ständen mehr, vor anderen weniger. Mehr sicher dort, wo die Aussteller – das sind Gerätehersteller, Zubehörfabrikanten oder die Ernährungsindustrie – leicht bekleidete Hostessen in knapper Kleidung postieren. Die Fitnessbranche zeigt gerne die Trainingserfolge. Gerade im Bereich der „Fibo Power“ blinken im Sekundentakt die Blitzlichtgeräte der Fotoapparate. Hier stehen die echten Kraftpakete hinter dem Tresen – und auf der dicht umlagerten Bühne. Die Kilo-Eimer mit Nahrungsergänzungsmitteln wie Eiweiß türmen sich hier in die Höhe. Ein Foto mit einem Muskelpaket oder einer Fitness-Lady, die Motive sind an den Ständen immer gleich. Ein Stück Bodybuilding-Kultur.

Staunen an der Theke mit Eiweiß-Shakes

Gerade der Anblick der Fitness-Damen bringt manche Herren in Verzückung. Gebräunte Haut. Lächeln. Kein Gramm Fett. „Musst du da jetzt so hingucken?“ Ein Ehepaar befindet sich vor dem Stand eines Eiweiß-Shake-Herstellers in reger Plauderlaune. Der Herr schweigt. Und nuckelt an seinem Schokogetränk.

Ernährung ist ein starkes Thema der Fibo. Während an den Ständen die Aussteller für fett- und kohlenhydratarme Kost Reklame machen, ist die Auswahl an Snacks auf der Messe nicht immer ganz im Sinne des Mottos. Ein klebriger Crepe, eine fettige Bratwurst oder eine Schale mit dampfenden Fritten – da weiß der Fitness-Guru, warum er trainiert.

Hi-Tech-Shirts sollen Schweißfluss verhindern

Dann passt auch wieder die Trainingskleid: Möglichst leicht. Meistens bunt. Und auf Atmungsaktivität und Komfort optimiert. Die protzigen Muskelshirts müssen es längst nicht mehr sein. Hi-Tech-Shirts sollen übermäßigen Schweißfluss verhindern. Funktionalität und Aussehen bilden das Doppel.

Bei den (Folter-)Geräten gibt es vor allem europäische Neuheiten: „Urethane Jelly-Bells“ etwa, Trainingshanteln für den Aerobicbereich, die dank einer neuen Beschichtung längere Haltbarkeit versprechen. Dazu: Muskeltrainer, Fitnessbänder, Tanzmatten mit Computerspielmodus, Pedaltrainer und Kletterwände. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

60.000 Besucher sollen noch bis Sonntag nach Essen kommen (Öffnungszeiten: 9 bis 18 Uhr). Nach 22 Veranstaltungen ist es die letzte Fibo in Essen – im kommenden Jahr öffnet die Messe in Köln.