Was ist ein Derbysieg wert? Die Frage ist so alt wie die Nachbarschafts-Duelle selbst. Die bevorzugte Antwort hat mit der Realität wenig zu tun. Ein Kommentar.
Für manche Fans, hat Schalkes Christoph Metzelder gerade erst wieder behauptet, sei ein Derby-Sieg wichtiger als der Titel. Ob der frühere Dortmunder schon einmal jemanden getroffen hat, der wirklich so denkt? Wer seine Einschätzung, die auch in den Medien vor jedem Derby ungeachtet ihres Wahrheitsgehaltes wiedergekäut wird, ernst nimmt, glaubt vermutlich auch, bei einem sogenannten Sechs-Punkte-Spiel würden dem Sieger sechs Punkte gutgeschrieben.
Metzelder in Dortmund eine persona non grata
Metzelder sollte vielleicht einmal bei seinem Ex-Klub nachfragen, bei dem er inzwischen allerdings zur persona non grata erklärt worden ist. Dort hatten ihn die BVB-Anhänger vor fünf Jahren noch dafür gefeiert, dass er die Schmähgesänge auf den königsblauen Erzrivalen, dem die Borussia am vorletzten Spieltag den Titel vermasselte, dirigiert hatte. Wetten, dass er heute niemanden unter den Borussen-Anhängern finden wird, der die damalige Genugtuung über Schalkes Scheitern schöner fand als die Freude über den Titelgewinn seiner Mannschaft im vergangenen Jahr?
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Ein noch so große Emotionen auslösender Derbysieg, wird – so er keine konkreten Folgen hat (Titel, Europacup-Qualifikation, Klassenerhalt) – eben immer eine „Ersatzbefriedigung“ bleiben, die wahre Freude nie ersetzen kann. Nicht zu vergessen: Hinter Schadenfreude, mag sie auch gebetsmühlenartig als die schönste Freude bezeichnet werden, steckt in der Regel Missgunst. Und wer wollte sich darüber schon ernsthaft freuen?