Marseille. . Bayern München ist im Viertelfinale der Champions League gegen Olympique Marseille Favorit. Das Duell gegen die Franzosen soll auf dem Weg zum großen Traum nur eine Zwischenstation sein - dennoch denkt angeblich keiner an ein Halbfinale gegen Real Madrid.
Marseille, Madrid, München: Als Bayern München am Dienstagmittag mit dem Sonderflug LH 2570 nach Südfrankreich abhob, da war im Airbus A340 der Traum vom Endspiel der Champions League am 19. Mai im eigenen Stadion wieder allgegenwärtig. Auch Franck Ribery bekräftigte vor dem Hinspiel des Viertelfinales am Mittwoch (20.45 Uhr/live im DerWesten-Ticker) bei seinem ehemaligen Klub Olympique Marseille einmal mehr, „dass wir große Ziele haben“. Selbst das Psycho-Duell mit Borussia Dortmund im Titelkampf rückte deshalb beim FC Bayern kurz in den Hintergrund.
Allerdings warnte nicht nur der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge eindringlich davor, das Duell gegen „OM“ im Stade Velodrome als eine weitere Zwischenstation auf dem Weg zum ganz großen Ziel zu sehen. „Wir dürfen nicht den zweiten vor dem ersten Schritt tun. Unser ganzer Fokus muss auf dem Spiel in Marseille liegen. Wir müssen hart arbeiten, um das Halbfinale zu erreichen“, betonte er. Im möglichen Halbfinale wartet aller Voraussicht nach Real Madrid, das gegen APOEL Nikosia klarer Favorit ist, aber, betont Rummenigge: „So weit denken wir nicht. Das wäre ein großer Fehler, den Gegner zu unterschätzen.
Auch Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hat ja schon mal weitergedacht und mitgeteilt, ein Halbfinale München gegen Madrid „hört sich gut an, ich denke, es wird so kommen.“ Von derlei Gedankenspielen aber wollen sich vorerst auch die Spieler nicht beeinflussen lassen. „Wir dürfen nicht schon mit dem Kopf in Madrid sein“, betonte Ribery, es werde „sehr schwer“ werden in Marseille. Dem Franzosen sekundiert dabei Arjen Robben: „Es ist gefährlich, wenn schon jetzt von einem Halbfinale gegen Madrid geredet wird,“ mahnte der Niederländer, das Spiel in Marseille „bleibt gefährlich.“
Olympique hat in der Gruppenphase zweimal gegen Dortmund gewonnen
Die Rolle des Favoriten aber bleibt dem FC Bayern, zumal die Franzosen in den vergangenen Wochen in der Liga doch arg schwächelten und auf Rang neun der Tabelle zurückfielen. Dennoch sieht Rummenigge das Viertelfinale beileibe nicht als Spaziergang an, „wir dürfen nicht so arrogant sein zu glauben, dass das ein Selbstläufer wird.“ Präsident Uli Hoeneß sieht es ähnlich und mahnt: „Die haben Inter Mailand rausgeschmissen, das heißt, sie haben eine starke Mannschaft.“ Und schließlich habe Olympique in der Gruppenphase zweimal gegen Dortmund gewonnen (3:0, 3:2), „das ist uns Warnung genug“, sagt Rummenigge.
Ja, sagte Philipp Lahm nach der Ankunft in Marseille, „wir sind mit Sicherheit der Favorit“, aber es werde „auch keiner auf die Idee kommen, den Gegner zu unterschätzen.“ Trainer Jupp Heynckes erwartet einen „großen Fight, Marseille ist eine kampfstarke Mannschaft, sie spielen auch einen emotionalen Fußball mit der Unterstützung ihrer Fans.“ Keiner weiß das bei den Münchnern besser als Franck Ribery: „Das ist nicht einfach. In Marseille herrscht eine Super-Atmosphäre. Wir haben 60.000 Zuschauer gegen uns“, warnt der Franzose, betonte aber: „Wir sind der FC Bayern“.
Für Ribery ist das erste Spiel der Bayern in der Champions League gegen Marseille erwartungsgemäß etwas ganz Besonderes, weil eine Rückkehr in seine Vergangenheit. Von 2005 bis 2007 stand er bei Olympique unter Vertrag, „es ist schon ein bisschen ein komisches Gefühl für mich“, sagt er. Der Franzose stand nach der Ankunft in Marseille umgehend im Mittelpunkt des Interesses. München sei jetzt seine Heimat, erklärte er seinen Landsleuten unter anderem, betonte aber auch, er wolle sie mit Respekt behandeln: Sollte er am Mittwoch ein Tor erzielen, werde er auf überschwänglichen Jubel verzichten, sagte Ribery.
„Mit einem Unentschieden zufrieden“
Dass irgendeiner ein Tor schießt in Marseille, darauf hofft unter anderem Klub-Chef Rummenigge, ein Auswärtstreffer sei schon „ganz wichtig, um eine gute Ausgangsposition zu haben.“ Sportdirektor Christian Nerlinger gibt sich ähnlich bescheiden, er wäre sechs Tage vor dem Rückspiel in München (3. April) bereits „mit einem Unentschieden zufrieden“. Papperlapapp, entgegnete Heynckes da in Marseille, „ich gehe nicht mit dem Fokus ins Spiel, dass wir ein Tor erzielen müssen, sondern dass wir das Spiel gewinnen.“ Überhaupt, betonte er, sei er „sehr zuversichtlich, aber mit dem größtmöglichen Respekt vor dem Gegner.“
Diese Zuversicht betrifft auch Bastian Schweinsteiger: Er ist mit nach Marseille geflogen, „wir brauchen ihn, um unsere Ziele zu erreichen“, betonte Rummenigge. Heynckes will aber erst am Spieltag entscheiden, ob Schweinsteiger zumindest zum Kader gehört - immerhin, „er ist seit zwei Tagen beschwerdefrei“, berichtete der Trainer. Dagegen fehlt Daniel van Buyten, „OM“-Trainer Didier Deschamps muss auf den gelbgesperrten Torhüter Steve Mandanda verzichten. Zudem fällt Abwehrchef Souleymane Diawara für den Rest der Saison aus.
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
Marseille: Bracigliano (Andrade) - Azpilicueta, Fanni, Nkoulou, Morel - Diarra, Mbia - Amalfitano, Valbuena, Andre Ayew - Remy. - Trainer: Deschamps
München: Neuer - Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba - Luiz Gustavo, Kroos - Robben, Müller, Ribery - Gomez. - Trainer: Heynckes
Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo (Spanien)