Gelsenkirchen. . Der Trainer der Königsblauen will gegen die unberechenbaren Leverkusener nicht wieder zuerst zittern müssen. Höger und Jurado melden sich nach Verletzungen zurück.
Larsen, Krstajic, Bajramovic, Kuranyi, Lincoln, Asamoah. So hießen Schalkes Torschützen beim an Unterhaltung kaum zu überbietenden 7:4 des FC Schalke 04 über Bayer Leverkusen, es war der letzte Heimsieg der Königsblauen gegen diesen Gegner. Und wer die Namen sieht, der weiß: Von denen ist keiner mehr da, es muss also schon ein paar Tage her sein. Nun, dieses Spiel für die Ewigkeit ereignete sich am 11. Februar 2006 – es wird also für Schalke mal wieder Zeit.
Stevens hat das Problem erkannt - und weiß es zu beheben
Huub Stevens müsste sich selbst verleugnen, wenn er nicht ausdrücklich vor Leverkusens Stärke warnen würde. Das klingt zwar nach einer Pflicht-Aufgabe des Trainers, hat aber trotz Schalkes aktueller Formstärke und Leverkusens Durchhänger durchaus realistische Hintergründe. Und die sind nicht nur in der Historie dieses Duells begründet. Schalkes Trainer sorgt sich auch um eine Fehlerquelle in seiner Mannschaft, die dringend zugeschüttet werden muss: Auch in den letzten beiden Spielen, bei den am Ende noch deutlichen 4:1-Erfolgen gegen Twente Enschede und beim 1. FC Kaiserslautern, lagen die Schalker jeweils zuerst 0:1 zurück. Diese häufigen Aufholjagden kosten Kraft, Konzentration und Nerven. Dass die Schalker dank ihrer enormen Offensivstärke solche Partien schon oft drehten, könnte die Spieler zu der irrigen Annahme veranlassen, es werde schon immer irgendwie gutgehen. Ein Mann wie Huub Stevens würde eine solche Haltung niemals dulden können, deshalb versucht er vorzubeugen.
Natürlich hat er das Problem erkannt, natürlich arbeitet er daran. Offiziell sagt er augenzwinkernd: „Zurückzuliegen macht mir nichts aus, wenn wir am Ende gewinnen.“ Aber diese ständige Verunsicherung, diese wiederkehrende Sorge würde er sich doch zu gerne ersparen. Er glaubt, das Übel bereits an der Wurzel gepackt zu haben: „Wir haben Möglichkeiten gefunden, um das abstellen zu können.“ Aber es käme ihm nicht in den Sinn, öffentlich zu verraten, was genau er entdeckt und mit seinen Spielern besprochen hat: „Das bleibt unter uns.“
Höger und Jurado wieder fit - Stevens hat die Qual der Wahl
Grundsätzlich hat Schalke natürlich den Vorteil, über Spieler zu verfügen, die sich mit Sturmdrang und Torgefahr zu wehren wissen. In Kaiserslautern funktionierte zudem auch noch nach langer Zeit mal wieder gemeinsam das Trio Klaas-Jan Huntelaar/Raúl/Jefferson Farfan. Schön für die drei, schön für Schalke, schlecht für die interne Konkurrenz. Selbst einer wie Teemu Pukki, unter den alternativen Angreifern der beste, wird sich wieder hinten anstellen müssen. Auch im Mittelfeld muss Stevens nichts umstellen, obwohl sich Marco Höger und Jose Manuel Jurado nach überstandenen Verletzungen zurückgemeldet haben. Höger, der sich mit seiner zuverlässigen Spielweise einen Stammplatz erobert hatte, bevor ihn eine Oberschenkelzerrung stoppte, wird sich gedulden müssen, weil während seiner Abwesenheit das Comeback von Lewis Holtby glückte. Und Jurado, der mit seinen fußballerischen Zaubertricks jeden Zirkus bereichern könnte, darf sich weiterhin fragen, warum eigentlich der 18-jährige Julian Draxler mit seiner Dynamik immer wieder nicht nur an den Gegenspielern, sondern intern auch an ihm vorbeizieht.
Weil in dieser Woche mal kein internationales Spiel anstand, nutzte Huub Stevens die gewonnene Zeit, um mit seinen Spielern beim Training mehr im taktischen Bereich zu arbeiten. Gegen die unberechenbaren Leverkusener wird Ordnung vonnöten sein. Denn schließlich wollen die Schalker ihren Anspruch auf einen Champions-League-Platz untermauern. Weil sich Gladbach bisher weigert, auf Rang vier zurückzufallen, darf Schalke selbst nicht nachlassen. Ein Sieg wäre also von hoher Bedeutung. Es muss ja nicht gleich ein 7:4 sein.