Ruhpolding. Mit einem Vorsprung von 58,7 Sekunden ging Arnd Peiffer in der Mixed-Staffel bei der Biathlon-WM als Schlussläufer in die Spur. Doch Peiffer patzte und Deutschland holte nur Bronze. Gold ging an Norwegen - obwohl der Slowene Jakov Fak als Erster die Ziellinie überquerte.
Ein Rennen mit einem super spannenden Verlauf, in dem der Erste im Ziel nicht der Sieger war, eine technische Panne, die das Ergebnis auf den Kopf stellte und ein klarer Vorsprung, den das deutsche Team nicht zum Triumph nutzte: Die Mixed-Staffel entwickelte sich zum Auftakt der Biathlon-Weltmeisterschaften zum Drama von Ruhpolding.
Als Arnd Peiffer mit letzter Kraft über die Ziellinie fuhr, eilten Andrea Henkel, Magdalena Neuner und Andreas Birnbacher zum Schlussläufer des deutschen Teams. Neuner strich dem ebenso ausgepumpten wie enttäuschten Peiffer mit ihren Händen sanft über die Schulter. Eine Geste, in der sich Mitleid, Zuspruch und Enttäuschung mischten. Peiffer war beim letzten Wechsel mit einem Vorsprung von 58,7 Sekunden vor Slowenien und 1:10,8 Minuten vor Norwegen in die Spur gegangen, doch dann musste er beim Liegendschießen einmal nachladen und nach dem stehenden Anschlag sogar einmal in die Strafrunde. Mit fehlerfreien Schießeinlagen von Peiffer hätte es für das deutsche Team wahrscheinlich zu Gold, und nicht nur zu Bronze (32,83 Sekunden zurück) hinter Norwegen und Slowenien (20,28 Sekunden zurück) gereicht. Dann hätte auch die Zeitgutschrift von 28,4 Sekunden für Norwegen wegen einer technischen Panne am Schießstand wohl nicht zum Triumph für die Skandinavier geführt.
Zeitgutschrift für Ole Einar Björndalen
Was war passiert? Als der erfolgreichste Biathlet der Geschichte, Ole Einar Björndalen, sein Stehendschießen absolviert hatte, musste er einmal in die Strafrunde. "Wir haben festgestellt, dass sein erster Schuss ein Treffer war, obwohl die Scheibe nicht gefallen war", sagte Max Cobb, der Vorsitzende der Technischen Jury, "deshalb haben wir entschieden, dass er eine Zeitgutschrift von insgesamt 28,4 Sekunden erhält, 20 Sekunden für die Strafrunde und 8,4 Sekunden für das Nachladen."
Nach dem Stehendschießen der Schlussläufer informierte der Stadionsprecher das Publikum über das Jury-Urteil. Der Geräuschpegel ging um zig Dezibel herunter, die 26000 Zuschauer mussten erst einmal diese Wendung verarbeiten. So lief der slowenische Schlussläufer Jakov Fak bei relativer Stille zwar als Erster ins Ziel, doch Weltmeister wurde dank der Zeitgutschrift das norwegische Team.
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"Ich habe nicht gewusst, dass mein Schuss eigentlich ein Treffer war", sagte Björndalen, der am Donnerstag seinen 17. WM-Titel gewann, "es ist ein komisches Gefühl, Gold zu holen, obwohl man als Zweiter und nicht als Erster im Ziel war." Dass eine Scheibe trotz eines Treffers nicht fällt, passiert im Biathlon sehr selten. "Doch es kann vorkommen", sagte der deutsche Cheftrainer Uwe Müssiggang, "wir haben unser Hauptziel erreicht, eine Medaille zu gewinnen. Aber wenn man sich auf dem Weg zum Gold wähnt, ist man schon ein wenig enttäuscht."
Starke Vorstellung von Magdalena Neuner
Peiffer haderte mit den äußeren Bedingungen. "Mir hat die Sonne voll ins Visier geschienen. Ich hätte auch fünf Fehler schießen können", erklärte Peiffer, der am Samstag beim Sprint als Titelverteidiger ins Rennen gehen wird, "ich bin froh, dass meine Staffelkollegen nicht zu mir sagen, du Idiot." Peiffer müsste sich am Samstag erheblich steigern, wenn er wie im Vorjahr ganz vorn landen will. Andreas Birnbacher hat erheblich bessere Karten. Wenige Hundert Meter von seiner Wohnung entfernt legte er eine fehlerlose Traumrunde hin und erzielte die beste Zeit aller Teilnehmer.
Magdalena Neuner zeigte ebenfalls eine starke Vorstellung. Trotz drei Nachladern erreichte sie hinter der Norwegerin Tora Berger die beste Leistung. "Es war ein guter Wettkampf zum Reinkommen", sagte Neuner. Am Samstag will sie im Sprint das in der Mixed-Staffel verpasste Gold im Alleingang holen. Hoffentlich ohne technische Pannen.