Ruhpolding. Nach den ausbleibenden Erfolgen von Sven Hannawald und Martin Schmitt fand der Hype um die deutschen Skispringer ein abruptes Ende. Nach der WM in Ruhpolding hört die Biathletin Magdalena Neuner auf. Das Beispiel der Skiadler sollte eine Mahnung sein. Ein Kommentar.
Für Anders Besseberg, norwegischer Präsident des Weltverbandes IBU, ist Ruhpolding das Mekka des Biathlons. Nur Fans, die seit vielen Jahren zum Weltcup in den Chiemgau kommen, hatten eine Chance, im 6000-Einwohner-Ort ein Quartier zu beziehen. Von Rosenheim bis Freilassing sind praktisch alle Betten ausgebucht, um die insgesamt erwarteten 250 000 Zuschauer unterzubringen. Ein Blick zurück auf die erste WM 1979 in Ruhpolding zeigt, welche gigantische Entwicklung der Biathlonsport genommen hat. Fritz Fischer, der Lokalmatador, der Staffel-Olympiasieger von 1992, erinnert sich, dass an der Stelle, wo heute die für 14 Millionen Euro modernisierte Arena errichtet wurde, ein Jägerzaun stand. Die Biathleten seien für lange Zeit im Wald verschwunden, ehe sie zum Schießen kamen. Die Zuschauer hätten sie per Handschlag begrüßen können.
Seit dieser Zeit hat sich enorm viel getan. Längst ist Biathlon nicht mehr wie 1979 Männersache. Uschi Disl, Petra Behle, Kati Wilhelm und Martina Beck sind zu Stars geworden. Eine Magdalena Neuner hat mit zwei Olympiasiegen und zehn WM-Titeln ihren Sport sogar noch populärer gemacht. Bei der WM in Ruhpolding werden beim letzten großen Auftritt von Neuner TV-Einschaltquoten erwartet, die nur von Fußball-Länderspielen oder Klitschko-Kämpfen überboten werden.
Beispiel der Skiadler sollte eine Mahnung sein
Biathlon hat das Skispringen als populärste deutsche Wintersportart abgelöst. Das Beispiel der Skiadler sollte Mahnung für die Skijäger sein. Der Hype um Sven Hannawald und Martin Schmitt fand nach ausbleibenden Erfolgen ein abruptes Ende. Damals hatte der Deutsche Ski-Verband versäumt, frühzeitig den Nachwuchs zu fördern und fiel so in ein Leistungsloch. Der deutsche Cheftrainer Uwe Müssiggang sagt, die Strukturen im Biathlon seien so gut, dass es weiterhin vielversprechende Talente geben werde, auch wenn eine Magdalena Neuner nicht zu ersetzen sei.