Leverkusen/Berlin/Hoffenheim. Nach dem Wirbel um Mittelfeldstar Ballack tritt Vizemeister Bayer Leverkusen auch sportlich auf der Stelle. Die Werkself kam ohne den erneut auf die Bank verbannten Ballack nur zu einem 2:2 (1:1) gegen den VfB Stuttgart und kann damit die Hoffnungen auf die Champions-League-Qualifikation allmählich begraben.
Die Werkself kam ohne den erneut auf die Bank verbannten Ballack nur zu einem 2:2 (1:1) gegen den VfB Stuttgart und kann damit die Hoffnungen auf die Champions-League-Qualifikation allmählich begraben. Nach dem bereits siebten Heimspiel ohne Sieg drohen die Leverkusener, die zweimal eine Führung verspielten, gar ins Mittelfeld der Fußball-Bundesliga abzurutschen.
Für den Stuttgarter Trainer Bruno Labbadia gab es dagegen bei der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte immerhin ein kleines Erfolgserlebnis. Trotzdem warten die Schwaben seit nun sieben Spielen auf einen Sieg. Mit nur 23 Punkten muss sich der VfB sogar wie im Vorjahr Sorgen um den Klassenerhalt machen.
Vor 27.929 frierenden Zuschauern in der BayArena erzielte Martin Harnik in der 89. Minute den Ausgleich für den VfB. Leverkusen war durch Stefan Kiesling (11.) und Simon Rolfes (47., Foulelfmeter) zweimal in Führung gegangen, Julian Schieber (23.) zwischenzeitlich für die Schwaben getroffen. Nahezu die letzten 27 Minuten musste Bayer in Unterzahl überstehen, nachdem der Tscheche Michal Kadlec wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte gesehen hatte (63.). Für den Außenverteidiger war es bereits der zweite Platzverweis in der laufenden Saison. Stuttgarts Cristian Molinaro sah in der zweiten Minute der Nachspielzeit die Rote Karte.
Ballack wieder nur Ersatz
Alle Augen waren zunächst auf die Leverkusener Ersatzbank gerichtet, wo Ballack wie schon beim 1:1 in Bremen Platz nehmen musste. "Die Mannschaft hat zuletzt gut gespielt. Ich sehe keinen Grund für große Veränderungen", begründete Trainer Robin Dutt seine Entscheidung. Erst am Donnerstag hatte sich auch Sportchef Rudi Völler in das Theater um den früheren Nationalmannschaftskapitän eingeschaltet, als er deutliche Worte an den 35-Jährigen und dessen Berater Michael Becker gerichtet hatte. Ausgelöst hatte den Wirbel Bayer Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, als er vor über eine Woche das Projekt Ballack für gescheitert erklärt hatte.
Ohne Ballack, aber doch mit einer Änderung, begann Bayer. Vedran Corluka, der unter der Woche von Premier-League-Klub Tottenham Hotspur ausgeliehen worden war, rückte in die Startelf und fügte sich gleich gut ein. Sein maßgenaue Flanke fand Kapitän Simon Rolfes, der zunächst an VfB-Keeper Sven Ulreich scheiterte. Den Abpraller setzte aber Kießling ins Tor.
Erstes Kießling-Tor nach 765 Minuten
Damit endete für den Nationalstürmer nach 765 Minuten die torlose Zeit. Dass Kießling gegen Stuttgart trifft, hat schon Tradition. Im 13. Spiel gegen den VfB war es bereits sein zehnter Treffer. Wer nun aber dachte, dass das frühe Tor dem Leverkusener Spiel Sicherheit verleiht, sah sich getäuscht. Vieles blieb Stückwerk, insbesondere die Passgenauigkeit ließ im Mittelfeld zu wünschen übrig.
So fand der VfB immer besser ins Spiel. Die Schwaben waren es, die zunehmend die Spielkontrolle an sich rissen - und auch durch das Freistoßtor von Schieber aus gut 20 Metern belohnt wurden. Vorausgegangen war ein Handspiel von Gonzalo Castro.
Der zweite Durchgang begann fast schon wie der erste. Bayer startete mit einem Tor. Nach einem ungeschickten Rempler von Serdar Tasci gegen Lars Bender zeigte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer auf den Punkt, Rolfes ließ sich die Chance nicht nehmen und erzielte sein zweites Saisontor. So musste der VfB wieder einem Rückstand hinterlaufen und war dabei noch im Pech. Nach einer Flanke von Schiebe traf Vedad Ibisevic per tollem Hacken-Trick nur den Innenpfosten (54.). Leverkusens Kadlec stellte sich dann unglücklich an, als er Cacau festhielt und die zweite Gelbe Karte sah. Harnick belohnte die Gäste dann kurz vor Schluss mit einem Schuss aus sieben Metern.
Augsburg erzielt mit 2:2 Achtungserfolg gegen Hoffenheim
Neuling FC Augsburg hat im Kampf um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga einen kleinen Achtungserfolg gefeiert. Die Mannschaft von Trainer Jos Luhukay erkämpfte sich bei 1899 Hoffenheim ein 2:2 (1:1). Durch das Remis blieb Augsburg aber wie Hoffenheim auch im dritten Spiel im Jahr 2012 sieglos und könnte bei einem Erfolg des SC Freiburg am Sonntag auf den letzten Tabellenplatz stürzen.
Peniel Mlapa (38.) und Sejad Salihovic per Foulelfmeter (51.) hatten nach der Augsburger Führung durch Sascha Mölders (31.) zunächst für die Hoffenheimer Wende gesorgt. Doch Sebastian Langkamp gelang in der 71. Minute mit einem Kopfball noch der Ausgleich für die Gäste.
Akrobatisch war vor allem der Treffer von Mlapa: Nach Vorlage von Salihovic legte sich der 20-Jährige den Ball unfreiwillig mit dem Nacken vor und lupfte ihn über Augsburgs Schlussmann Simon Jentzsch ins Tor.
Ansonsten sahen die 22.500 Zuschauer in der Rhein-Neckar-Arena von Sinsheim zunächst eine schwache Begegnung. Vor allem die Gastgeber ließen bei klirrender Kälte Laufbereitschaft und Einsatz vermissen. Die erste Chance hatten die Augsburger, doch Hoffenheims Torhüter Tom Starke parierte gegen Torsten Oehrl (13.) glänzend. Erst nach dem Rückstand wurde Hoffenheim engagierter. Nach dem Ausgleich durch Mlapa verfehlten der Brasilianer Firmino (40.) und Salihovic mit einem Freistoß aus 20 Metern Entfernung (43.) vor der Pause knapp das Tor.
Nach dem Seitenwechsel drängte Hoffenheim auf die Führung. Musona (46.) köpfte nach Flanke von Salihovic über das Tor, Mlapa (48.) zielte daneben. Als Augsburgs Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker Firmino an der Strafraumgrenze zu Fall brachte, behielt Salihovic beim Strafstoß die Nerven. Bei einem Schuss von Knowledge Musona (54.) verhinderte Jentzsch die Vorentscheidung. Auf der Gegenseite traf Mölders vier Minuten nach dem Ausgleich durch Langkamp mit einem Kopfball die Latte.
Bei Hoffenheim ließ Trainer Holger Stanislawski den vom VfL Wolfsburg ausgeliehenen Srdjan Lakic überraschenderweise zu Beginn auf der Bank. Lakic wurde erst 15 Minuten vor Schluss eingewechselt. Gegenüber dem 1:3 bei Meister Borussia Dortmund hatte Stanislawski die Startelf auf drei Positionen verändert. Der wiedergenesene Innenverteidiger Marvin Compper rückte ebenso in die Anfangsformation wie Mlapa und Musona.
Hertha BSC Berlin unterliegt 0:1 gegen Hannover
Die Krise von Hertha BSC nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an. Nach zuletzt acht Spielen ohne Sieg in Folge verlor der Berliner Fußball-Bundesligist auch das äußerst niveauarme Heimspiel gegen Hannover 96 mit 0:1 (0:0). Durch die dritte Rückrundenniederlage unter dem neuen Trainer Michael Skibbe gerät Hertha in immer größere Abstiegsnot. Zudem sah Herthas Bundesliga-Debütant Sebastian Neumann die Gelb-Rote Karte (75.).
Torjäger Mohammed Abdellaoue erzielte vor nur 36.997 Zuschauern mit seinem elften Saisontor den Siegtreffer (68.) für Hannover, das auch im siebten Spiel nacheinander ohne Niederlage blieb. Hertha und Skibbe stehen dagegen im DFB-Pokal-Viertelfinale am Mittwoch gegen Borussia Mönchengladbach unter enormem Zugzwang.
Bei klirrender Kälte taten sich beide Teams im Olympiastadion sehr schwer, auf Betriebstemperatur zu kommen. Das Spiel fand fast ausschließlich zwischen den Strafräumen statt, Torchancen wie die der Berliner Peter Niemeyer (12.), Patrick Ebert (34.) oder Pierre-Michel Lasogga blieben Mangelware.
Den Gastgebern fehlte der rotgesperrte Raffael als Ideengeber im Mittelfeld. Hannover löste sich erst nach etwa 20 Minuten aus seinem tiefen Abwehrverbund, ohne dabei aber besonders gefährlich zu sein. Die erste und einzige 96-Torchance der ersten Halbzeit vergab Mittelfeldspieler Sergio Pinto in der 45. Minute.
Hertha-Trainer Michael Skibbe musste seine Viererabwehrkette auf zwei Positionen umbauen. Für die gesperrten Christian Lell und Kapitän Andre Mijatovic kamen die Youngster Neumann und Alfredo Morales zu ihren Startelf-Debüts.
Bei Hannover hatte Christian Schulz Pech: Der genesene Defensivspieler ersetzte in der Innenverteidigung den wegen einer Tätlichkeit nachträglich für drei Spiele gesperrten Emanuel Pogatetz, musste jedoch bereits in der 36. Minute verletzt für Christopher Avevor ausgewechselt werden.
In der Halbzeitpause reagierte 96-Trainer Mirko Slomka auf die harmlose Vorstellung seiner Mannschaft und brauchte Neuzugang Mame Diouf für Manuel Schmiedebach. Der Senegalese fügte sich gut ein, das Offensivspiel seines Teams wurde insgesamt etwas lebendiger.
Als beste Spieler zeichneten sich bei den Berlinern Innenverteidiger Hubnik und Lustenberger aus. Bei den Gästen gefielen Mario Eggimann und Abdellaoue. (sid/dapd)