Kairo.

Herr Lommel, wo erreichen wir Sie gerade?

Jörn-Uwe Lommel: Ich bin in Kairo, jetzt seit etwa drei Monaten.

Fühlen Sie sich dort sicher?

Lommel: In meinem Viertel schon. Wo ich wohne, sind viele hochrangige Militärs zu Hause. Hier funktioniert das Alltagsleben ganz normal, es geht sogar entspannt zu. Aber das ist nicht die Norm, eine absolut privilegierte Lage. Doch solange ich nicht in die entsprechenden Stadtteile gehe, bekomme ich von den Unruhen fast nichts mit.

Von den Vorgängen bei dem Fußballspiel in Port Said mit über 70 Toten haben Sie dann wohl durch das Fernsehen erfahren?

Lommel: Ja, ich kenne zwar Port Said. Aber ich kenne nicht das Stadion. Der Fußball ist hier eine Darstellungsfläche für alles Mögliche, für politische Gruppen und für allgemeine Unzufriedenheit. Mir fällt auf, dass die Sache in Port Said passiert ist und nicht in Kairo. Ich glaube kaum, dass sich das alles spontan entwickelt hat.

Gibt es zurzeit überhaupt einen normalen Handballbetrieb in Ägypten?

Lommel: Nein, die Spieler wissen nicht, wo sie ihr Geld herbekommen sollen. Viele wollen weg.

Und wie ist das bei Ihnen?

Lommel: Mein Vertrag läuft eigentlich noch bis Juni. Zurzeit spreche ich mit dem Sportministerium und dem Verband darüber, ob es überhaupt Sinn ergibt, noch so lange hier zu bleiben.