Melbourne. Julia Görges und Philipp Kohlschreiber sind im Achtelfinale der Australian Open in Melbourne ausgeschieden. Die an Position 22 gesetzte Fed-Cup-Spielerin Görges verlor mit 1:6, 1:6 gegen Agnieszka Radwanska, Kohlschreiber unterlag Juan Martin del Potro.

Julia Görges erwischte einen rabenschwarzen Tag und erntete harsche Kritik, Philipp Kohlschreiber wartete vergeblich auf eine Sternstunde: Nach zwei deutlichen Achtelfinal-Niederlagen bei 35 Grad Celsius ist Sabine Lisicki bei den Australian Open die einzig verbliebene Hoffnungsträgerin. Die Weltranglisten-15. aus Berlin spielt am Montag gegen die frühere Nummer eins Maria Scharapowa (Russland/Nr. 4) um den Einzug ins Viertelfinale von Melbourne.

Kritik von Rittner

Am bislang heißesten Turniertag und in ihrem ersten Achtelfinale bei einem Grand Slam zeigte vor allen Dingen Görges eine ganz schwache Vorstellung ohne Mumm. Nach dem 1:6, 1:6 gegen die Polin Agnieszka Radwanska in nur 55 Minuten musste sich die 23-Jährige aus Bad Oldesloe dann auch viel Kritik von Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner gefallen lassen. "Das war nichts, sie war gar nicht auf dem Platz. Ich habe vermisst, dass sich Jule aufbäumt. So etwas kostet Respekt", meinte Rittner. Davis-Cup-Spieler Kohlschreiber zeigte zwar mehr Gegenwehr, unterlag aber Juan Martin del Potro (Argentinien/Nr. 11) ebenfalls glatt mit 4:6, 2:6, 1:6.

Lisicki indes will ihr Achtelfinal-Debüt in Melbourne gleich zur doppelten Revanche nutzen. 'Ich habe in der Vorbereitung mit vielen Leuten trainiert, die ähnlich flach spielen wie Scharapowa. Ich möchte natürlich immer gewinnen, egal gegen wen', meinte die Fed-Cup-Spielerin, die im Halbfinale von Wimbledon 2011 gegen die Russin verloren hatte.

Außerdem könnte Lisicki ihre Kollegin Angelique Kerber rächen. Drei Tage nach ihrem 24. Geburtstag verpasste die US-Open-Halbfinalistin aus Kiel am Samstag beim 1:6, 2:6 gegen Scharapowa den Sprung ins Achtelfinale, während Lisicki 2:6, 6:4, 6:2 gegen die Russin Swetlana Kusnezowa gewann.

Wieder kein Viertelfinale für "Kohli"

Wenig selbstkritisch zeigte sich Görges nach ihrem blutleeren Auftritt in der 10.000 fassenden Hisense Arena, in der sogar vereinzelte "Kämpfen Julia"-Rufe zu hören waren. "Es gibt so Tage, an denen nichts geht. Ich brauche dem aber nicht nachzuweinen. Ich muss das mit Humor nehmen", sagte die an Position 22 gesetzte Görges trotzig. Gegen die Weltranglistenachte Radwanska leistete sich Görges 27 unerzwungene Fehler - und wirkte dabei völlig emotionslos. "Sogar ihre Eltern haben sich gewundert, was mit ihr los ist", berichtete Rittner und ließ indirekt einen Seitenhieb auf Görges folgen: "Petkovic und Lisicki sind verlässliche Kämpferinnen."

Kohlschreiber muss nach seiner dritten Achtelfinal-Niederlage in Down under weiter auf den ersten Viertelfinal-Einzug bei einem Major-Turnier warten. Im Duell mit den früheren US-Open-Sieger del Potro bekam der 28-jährige Augsburger seine Grenzen aufgezeigt. "Er war zu gut für mich. Das ist hart und deprimierend. Ich hatte mir schon Chancen ausgerechnet", meinte "Kohli", der gleich zu Beginn aller Sätze sein Aufschlagspiel verlor. Nach einem Seuchenjahr 2011 ist Auckland-Halbfinalist Kohlschreiber trotzdem mit dem Saisonstart am anderen Ende der Welt zufrieden. "Ich habe weiter den Traum vom Sprung in die Top 20", sagte die Nummer 41 des Rankings.

Federer und Wozniacki weiter 

Dagegen wurde Titelverteidigerin Kim Clijsters gefeiert. Die Belgierin siegte nach der Abwehr von vier Matchbällen 4:6, 7:6 (8:6), 6:4 gegen French-Open-Gewinnerin Li Na (China). 'Ich kann es gar nicht glauben, dass ich gewonnen habe. Das war vielleicht das beste Comeback meiner Karriere', meinte Clijsters, die im Viertelfinale auf die topgesetzte Caroline Wozniacki (Dänemark) oder Jelena Jankovic aus Serbien trifft. Souverän präsentierte sich Rafael Nadal beim 6:4, 6:4, 6:2 im spanischen Duell mit Feliciano Lopez.Roger Federer hat die Siegesserie von 'Aussie'-Hoffnungsträger Bernard Tomic gestoppt und ist ins Viertelfinale der Australian Open eingezogen. Der Grand-Slam-Rekordsieger aus der Schweiz ließ dem 19 Jahre alten Lokalmatadoren beim 6:4, 6:2, 6:2 im Achtelfinale kaum eine Chance. Für den an Position drei gesetzten Federer, der in Melbourne bereits vier Titel gewonnen hat, war es der 31. Einzug in ein Grand-Slam-Viertelfinale in Serie. Damit rückt ein mögliches und mit Spannung erwartetes Halbfinale zwischen dem 30-jährigen Federer und dem spanischen French-Open-Sieger Rafael Nadal immer näher. Zunächst trifft Federer am Dienstag aber auf den Argentinier Juan Martin del Potro, der im Achtelfinale Philipp Kohlschreiber (Augsburg) mit 6:4, 6:2, 6:1 besiegte. Federer hatte gegen del Potro das Finale der US Open 2009 verloren. Der letzte Hoffnungsträger der Australier ist jetzt der einstige Wimbledon- und US-Open-Sieger Lleyton Hewitt. Der 30-Jährige aus Adelaide, der nur mit Hilfe einer Wildcard ins Hauptfeld gerückt war, spielt in der Runde der letzten 16 am Montag gegen den topgesetzten Serben Novak Djokovic. Hewitt hatte im vergangenen Jahr wegen einer Fuß-Operation lediglich 20 Matches bestreiten können und steht aktuell nur auf Rang 181 der Weltrangliste. Als letzter Australier hatte 1976 Mark Edmondson den Einzeltitel beim Heim-Grand-Slam gewonnen.

Wozniacki wahrt Chance auf Verbleib an der Spitze

Die topgesetzte Caroline Wozniacki hat mit ihrem Viertelfinaleinzug bei den Australian Open in Melbourne die Chance auf den Verbleib an der Spitze der Tennis-Weltrangliste gewahrt. Die 21-jährige Dänin besiegte im Achtelfinale die an Position 13 gesetzte Jelena Jankovic aus Serbien mit 6:0, 7:5. In der Runde der letzten acht trifft Wozniacki, die noch auf ihren ersten Grand-Slam-Titel wartet, am Dienstag auf Titelverteidigerin Kim Clijsters. Die Belgierin musste in einer Neuauflage des letztjährigen Endspiels vier Matchbälle gegen French-Open-Siegerin Li Na (China) abwehren, ehe das 4:6, 7:6 (8:6), 6:4 unter Dach und Fach gebracht war. Wozniacki musste beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres unbedingt das Viertelfinale erreichen, um nicht vom Platz an der Sonne verdrängt zu werden. Derzeit haben noch Wimbledonsiegerin Petra Kvitova (Tschechien), Wiktoria Asarenka (Weißrussland) sowie Maria Scharapowa (Russland) die Möglichkeit auf die Nummer eins. Branchenführerin Wozniacki steht seit Oktober 2010 an der Spitze der Weltrangliste und war seitdem nur eine Woche von der dreimaligen US-Open-Siegerin Clijsters abgelöst worden.

Berdych unterstellt Almagro Absicht

Der frühere Wimbledonfinalist Tomas Berdych hat sich auch Stunden nach dem "Verweigerungs-Skandal" von Melbourne uneinsichtig gezeigt. Der Tscheche hatte dem Spanier Nicolas Almagro nach dem 4:6, 7:6 (7:5), 7:6 (7:3), 7:6 (7:2) im Achtelfinale der Australian Open am Netz nicht die Hand gegeben. Der an Position zehn gesetzte Almagro hatte Berdych im vierten Satz mit dem Ball an der Schulter getroffen, sich aber umgehend entschuldigt.

'Es gehört sich nicht zu versuchen, den Gegner im Gesicht zu treffen. Wer Tennis spielt weiß, wie groß so ein Court ist. Man hat immer genug Platz, den Ball woanders hin zu spielen', meinte Berdych. Nach dem verweigerten Handschlag war der Weltranglistensiebte von den Zuschauern in der Hisense Arena gnadenlos ausgebuht worden. Ein noch im Stadion geführtes Interview mit Berdych ging im Pfeifkonzert unter.

Almagro zeigte für das Verhalten des Tschechen kein Verständnis. 'Ich habe mich für diesen Ball viermal entschuldigt. Wenn das nicht reicht, weiß ich auch nicht...', meinte der zweimalige French-Open-Viertelfinalist und sagte auf die Frage, ob er Berdych 'abschießen' wollte: 'Ich wollte nur eins: Den Punkt machen.'