Washington. . Im NFL-Viertelfinale entzaubern die New England Patriots die Denver Broncos mit 45:10. Und Tim Tebow landet auf dem Boden der Tatsachen

Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort. Aus unerfindlichen Gründen überließen die Denver Broncos im Viertelfinale der amerikanischen Football-Liga NFL am Samstag den New England Patriots den ersten Ball. Darf man nicht machen. Nicht mit Tom Brady. Der Quarterback der Truppe aus Boston, einer der Besten seines Fachs, benötigte fünf Spielzüge und 111 Spielsekunden bis zum ersten Touchdown. Ein Auftaktschock, von dem sich Denver nicht wieder erholte. Nach sechs Minuten stand es 14:0, zur Halbzeit 35:7, am Ende 45:10 für die „Pats“.

Auf Bradys Konto gingen sechs Endzonen-Pässe und jede Menge weitere Rekorde in diesem vor Statistiken berstenden Sport. Die Patriots, die ihren noch verletzten deutschen Defensiv-Riesen Sebastian Vollmer auf der Bank ließen, stehen damit am nächsten Sonntag im Halbfinale gegen den Sieger aus der Begegnung Baltimore Ravens/Houston Texans. Auf der Gegenseite bekommen es die San Francisco 49ers nach ihrem 36:32-Erfolg gegen die New Orleans Saints mit dem Gewinner des Kräftemessens zwischen Meister Green Bay Packers gegen die New York Giants zu tun.

Soweit das Amtliche. Zurück zu Tom Brady. Was der 34-jährige Gatte des brasilianischen Top-Models Gisele Bündchen vor 69 000 Zuschauern im Stadion von Foxborough bot und wie, versöhnt die Football-Orthodoxie mit ihrem Sport, in dem zuletzt ein 24 Jahre alter, der Religion an sich und Gott im speziellen ergebener Spieler, die Regeln außer Kraft zu setzen schien.

Per Definition sind Quarterbacks Drei-Sterne-Generäle und groß, mindestens 1,90 Meter. Sie betrachten die Schlacht von hinten, entscheiden mit stoischer Ruhe, wo der Torpedo, der Ball, am meisten Schaden anrichtet. Sterben tun andere.

Brutale Präzision

Tim Tebow, Quarterback der Broncos, hat die Rolle neu definiert. Zum Entsetzen vieler Kritiker wirft sich der klein gewachsene Muskelprotz oft den Verteidigerschränken entgegen, die ihm den Kopf abreißen wollen. Das hat Gründe. Tebow läuft entschieden besser als er wirft. Und trotzdem führte er sein Team mit Zauberpässen in letzter Minute so unheimlich konstant von Sieg zu Sieg, dass in Umfragen zuletzt fast 50 % der Amerikaner an ein himmlisches Wunder glaubten. Das gottesfürchtige Gebet im Knien, Tebows evangelikales Markenzeichen nach gewonnen Spielen, ist inzwischen Alltagsgeste.

Bradys Patriots haben aus dem Hype mit brutaler Präzision eine sehr irdische Veranstaltung gemacht. Denver hatte nie den Hauch einer Chance. So gesehen war es eine Wiederholung der Partie in der regulären Saison, als die Brady-Bande Denver Mitte Dezember mit 41:23 zerlegte. Seinerzeit kamen Tom Brady und Tim Tebow nach Spielschluss im Blitzlichtgewitter zum Händeschütteln zusammen. Brady sagte, er habe das Gefühl, man werde sich in den Play-Offs wiedersehen. Tebow nannte seinen Kontrahenten einen Propheten. Gott, wie Recht er haben sollte.