Doha. . Das Schalker Testspiel gegen eine Militärauswahl aus Katar dauerte nur bis zur 77. Minute und wurde dann beim Stand von 4:0 für die Königsblauen wegen zu dichtem Nebel abgebrochen. Am Sonntag gab es für die Schalker dann zur Abwechslung eine Wüsten-Rallye auf Quads.

Man konnte ihn schon noch erkennen, zumindest schemenhaft. Über das kleine Wüsten-Städtchen Al Khor hatte sich gerade ein dicker, fieser Nebel-Teppich gelegt, doch für den Mann, der da bei Schalke mit der Nummer 6 auflief, verzog sich in diesem Moment der ganze Dunst der vergangenen eineinhalb Jahre. So lange hatte Tim Hoogland wegen einer Knieverletzung nämlich nicht mehr Fußballspielen können, und deswegen war es nur allzu verständlich, dass der 25-Jährige nach seinem Comeback ein breites Grinsen im Gesicht trug. Auch wenn die äußeren Umstände dabei eher gespenstig waren.

Eigentlich hat Schalke im Katar ja so etwas wie das kleine Paradies für Trainingslager angetroffen. Vieles rund um die Asprire Sports Academy in Doha wirkt wie aus dem Märchen von 1001. Nacht. Direkt nebenan liegt zum Beispiel das Einkaufszentrum „Villaggio“, in das man zusätzlich einfach ein kleines Eisstadion gebaut hat. Warum, weiß man nicht. Auf jeden Fall spielen Kinder dort den ganzen Tag über Eishockey. Wohlgemerkt: Doha liegt in Katar. In der Wüste.

Doch sobald man die Stadtgrenzen von Doha verlässt, merkt man, wie es in der Wüste zugehen kann. Am gestrigen Sonntag buddelten sich die Schalker Spieler halb im Sand ein: Das war nur ein Spaß, weil am freien Nachmittag für sie eine Wüsten-Rallye auf Quads organisiert wurde. Am Samstag freilich war es weniger Spaß: Da nämlich musste das Testspiel gegen eine Militärauswahl von Katar in der 77. Minute beim Stand von 4:0 für Schalke abgebrochen werden. Über das Stadion von Al Khor, das etwa eine Auto-Stunde von Doha entfernt liegt, hatte sich ein dicker Teppich mit Wüsten-Nebel gelegt. Mittags war es in Doha noch 28 Grad heiß, abends konnte man die Hand vor Augen nicht mehr sehen: Die Wüste lebt.

Schalkes einheimischer Busfahrer orientierungslos

Mit allem hatte man gerechnet – vielleicht mit einem heftigen Sandsturm, aber sicher nicht mit dickem Nebel. Das meinte auch der Schweizer Schiedsrichter Stephan Klossner, der nach 77 Minuten rein gar nichts mehr erkennen konnte und dem Treiben ein Ende setzte – „ein Ligaspiel wäre schon nach der Pause gar nicht mehr angepfiffen worden.“ Die Tore musste er quasi auf Zuruf notieren: Bei den Schützen soll es sich um Teemu Pukki (48., 57.), Kyriakos Papadopoulos (53.) und Ciprian Marica (67.) gehandelt haben. Neuzugang Chinedu Obasi feierte in der ersten Halbzeit sein Debüt – seine auffälligste Szene hatte der Ex-Hoffenheimer in der 38. Minute, als er mit einem mächtigen Distanzschuss die Unterkante der Latte traf. „Fürs erste Spiel war es okay“, sagte Obasi über sich, und Manager Horst Heldt nannte den Auftritt des Offensivspielers „vielversprechend“. Auch Trainer Huub Stevens, der 22 Spieler einsetzte, war nicht unzufrieden und meinte über das, was er im Nebel erkennen konnte: „Es war trotz allem ein guter Test für uns.“

Ja, trotz allem. Denn in Katar, dem Land des WM-Gastgebers von 2022, ist eben nicht alles so fein organisiert wie in der Aspire Sports Academy. Schon auf der Hinfahrt nach Al Khor hatte Schalkes einheimischer Busfahrer Schwierigkeiten mit der Orientierung, obwohl es da noch gar keinen Nebel gab – er drehte mit den Spielern einige Ehrenrunden, ehe er das Stadion irgendwie doch noch fand. Huub Stevens nannte die Anreise „eine Katastrophe“, und das empfand wohl auch der Busfahrer so: Jedenfalls fand er sich nach dem Spiel nicht mehr zur Rückfahrt ein, so dass die Schalker Profis ohne Gefährt und Fahrer im Wüsten-Nebel standen und mit einem Fanbus zurückjuckeln mussten.

Ein Tag zum Vergessen, oder ein unvergesslicher Tag? Kommt ganz auf die Sichtweise an. Tim Hoogland zumindest entscheidet sich für die zweite Variante: Das Knie hielt – „so gut wie jetzt ist es noch nie gewesen“, sagte er sogar. Irgendwann will er nun auch wieder in der Bundesliga spielen. Und nicht nur schemenhaft im Wüsten-Nebel.