Garmisch-Partenkirchen. . Nach dem Tournee-Auftakt ruhen die deutschen Hoffnungen auf Severin Freund. Der 23-Jährige nimmt die Rolle des Vorfliegers an - und soll den Angriff auf die übermächtigen Österreicher anführen.

Als die drei überragenden Austria-Adler jubelnd das Podest bestiegen, drehte Severin Freund kurz den Kopf und schaute neidisch hinüber. Der Hauch von 0,3 Punkten fehlte dem 23-Jährigen, um selbst Teil der Siegerehrung beim Auftaktspringen der 60. Vierschanzentournee zu werden. Doch der Ärger über die verpasste Chance in Oberstdorf wich schnell einer Kampfansage. „In Garmisch wird es für mich Zeit, dass mal ein richtig gutes Ergebnis kommt“, sagte Freund, der zum ärgsten Verfolger der Rivalen aus der Alpenrepublik geworden ist.

Noch deutlicher wurde Bundestrainer Werner Schuster. „Die Österreicher sind gut gesprungen, das muss man anerkennen. Vielleicht können wir ihnen das bei ihrer Heimveranstaltung zurückzahlen“, sagte der Coach. Doch auf der Schattenbergschanze waren der überlegene Tagessieger Gregor Schlierenzauer sowie seine Landsmänner Andreas Kofler und Thomas Morgenstern beim Chaos-Auftakt nicht zu bezwingen.

Bei äußerst schwierigen Bedingungen mit wechselnden Winden und teilweise starkem Schneefall war der erste Durchgang nach 35 Springern abgebrochen worden. Erst im zweiten Versuch ging der Wettkampf mehr oder weniger reibungslos über die Bühne. „Es war die richtige Entscheidung, das so zu machen. Anders wäre es nicht fair gewesen“, sagte Freund.

Allerdings sorgte der fast vierstündige Wettkampf dafür, dass die Springer nur eine kurze Nacht hatten, denn am Samstag (14 Uhr/ZDF und Eurosport) stand bereits die Qualifikation für das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen an. Und da hat sich gerade Freund viel vorgenommen. „Garmisch war für mich in den letzten Jahren nicht das beste Pflaster. Jetzt komme ich mit guter Form, und versuche, einfach locker zu bleiben“, sagte der Rastbüchler, der es auf der Olympiaschanze bislang noch nie ins Finale geschafft hat.

Lob bekam Freund vor dem zweiten Springen von seinem „Chef“ Schuster: „Er hat jetzt wirklich ein super Set-up zusammen und ich bin zuversichtlich, dass er hier weiterhin am obersten Level mitspringt. Wir können froh sein, dass wir ihn haben.“

Einen wichtigen Schritt habe seine Mannschaft schon gemacht, am Ziel sei sie aber noch nicht. „Wir wollen irgendwann bei dieser Tournee aufs Podest - Garmisch ist die nächste Chance“, sagte der Österreicher: „Dazu muss der Severin wieder gut springen und der Richie wieder ein bisschen besser.“

Denn Richard Freitag (Aue) landete zwei Plätze hinter Stephan Hocke (Schmiedefeld) auf Rang zehn und konnte die hohen Erwartungen noch nicht ganz erfüllen. „Wir müssen jetzt analysieren, wo das Problem lag. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich schnell wieder zu meiner Normalform finde“, sagte der 20-Jährige.

Einen ganz schwarzen Tag erlebte Martin Schmitt. Der Altmeister aus Furtwangen „hüpfte“ nur 105 m weit und schied als 46. nach dem ersten Durchgang kläglich aus. Schuster sprach von einem Rückfall in „sein altes Fehlerbild“ und erklärte: „Es ist wahrscheinlich so, dass er zu viele Schritte macht. Wenn er daran riecht, dass es besser geht, dann macht er noch einen Schritt dazu - und dann geht es nach hinten los. Er muss es in Garmisch besser machen.“ Das wollen auch die anderen DSV-Adler - und auf dem Podest landen. (sid)