Köln. . Obwohl in diesem Jahr kein großes Sportereignis statt fand, gab es für deutsche Sportler viele Gründe zu feiern: Sebastian Vettel war wieder der Schnellste in der Formel 1, Dirk Nowitzki erfüllte sich den Traum vom NBA-Titel und die deutschen Tennisfrauen wanderten auf den Spuren von Steffi Graf.
Keine Fußball-WM, kein Olympia - und dennoch ein Sportjahr 2011 voller Dramatik und mit sensationellen Triumphen. Als deutsche Helden gefeiert wurden Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel, Basketball-Riese Dirk Nowitzki und Biathlon-Star Magdalena Neuner. Die Fußball-Nationalmannschaft ließ durch grandiose Spiele Träume auf den EM-Titel 2012 reifen, für die Frauen geriet das erhoffte Sommermärchen mit dem Viertelfinal-Aus bei der Heim-WM zum Alptraum. Der Selbstmordversuch von Schiedsrichter Babak Rafati am 19. November steht für die Tragödien.
Die Nationalmannschaft von Joachim Löw gewann erstmals alle zehn EM-Qualfikationsspiele und setzte das Highlight, als sie am Saisonende den Rivalen Niederlande beim 3:0 im Freundschaftsspiel fast demütigte. Mannschaft des Jahres wurde das Team von Jürgen Klopp: Mit ähnlich herzerfrischendem Angriffsfußball stürmte Borussia Dortmund zum deutschen Meistertitel. Den Pokal gewann Rivale Schalke 04. Wenn im Frühsommer beider Nachfolger gefeiert werden, ist Wolfgang Niersbach bereits Nachfolger von Theo Zwanziger als DFB-Präsident.
Erfolge für die Großverdiener Vettel und Nowitzki
Die deutschen Weltstars waren Großverdiener: Formel-1-Pilot Sebastian Vettel, in der Geldrangliste 2011 mit 16 Millionen Euro Jahressalär knapp vor Dirk Nowitzki (15), landete bei der Sportlerwahl in Baden-Baden hinter dem Franken, auch wenn er seinen WM-Titel überlegen verteidigte. Ein Idol ist er auch für Stefan Bradl, der nach dem ersten deutschen WM-Titel der Kategorie Moto2 seit 1993 in die MotoGP aufsteigt.
Top-Spielerinnen der Frauenfußball-WM 2011
Im Handball räumte Heiner Brand nach Platz 11 bei der WM den Bundestrainer-Posten. Die Männer haben mit Brand-Nachfolger Martin Heuberger Olympia noch im Visier, die Frauen sind wie die Fußballer bereits am Ziel London 2012 gescheitert. Ebenso wie die Basketballer, und das trotz Superstar Dirk Nowitzki, der sich im 13. Karrierejahr mit den Dallas Mavericks endlich den Traum vom NBA-Titel in den USA erfüllte. Vage Chancen besitzen noch Volley- und Wasserballer. Allein qualifiziert sind bisher die Hockey-Teams, die wie 2008 Medaillen holen wollen.
Robert Harting holte Gold in Daegu
Hoffnung auf Edelmetall in London schürten vor allem vier Sportarten bei den Weltmeisterschaften 2011 in den olympischen Disziplinen: Leichtathleten und Kanuten holten je drei Titel, Ruderer und Radfahrer je zwei.
Bei den Leichtathleten feierte Robert Harting im Diskusring von Daegu/Südkorea den zweiten Triumph nach Berlin 2009. Überraschend gewann Matthias de Zordo den Speerwurf, sensationell David Storl das Kugelstoßen. Mit Silber zufrieden sein musste Betty Heidler, die Ende Mai im Hammerwurf mit 79,41 m für den ersten deutschen Leichtathletik-Weltrekord seit der politischen Wende gesorgt hatte.
Drei Siege, dreimal Silber und einmal Bronze - das war auch exakt die Bilanz der Kanuten, stärkste Nation bei den Titelkämpfen im ungarischen Szeged. Gold holten im Einerkajak Nicole Reinhardt, im Männer-Viererkajak die Crew um Max Hoff und im Zweiercanadier Tomasz Wylenzek/Stefan Holtz.
Die Nachfolgerinnen von Steffi Graf
Bei der Rad-WM in Kopenhagen siegten im Einzelzeitfahren Judith Arndt und Tony Martin. Bei den Ruder-Titelkämpfen im slowenischen Bled triumphierte zum dritten Mal in Serie der Deutschland-Achter, die Frauen im Doppelvierer.
Im Golf, erst 2016 in Rio de Janeiro wieder olympisch, schloss Martin Kaymer das Jahr als Vierter der Weltrangliste ab, die er zwei Monate angeführt hatte. Im Tennis steht Andrea Petkovic als erste Deutsche seit Steffi Graf in den Top Ten der Weltrangliste, Sabine Lisicki erreichte als erste Deutsche seit Graf das Halbfinale von Wimbledon.
Hoffnungen auf Olympia-Erfolge schürten auch die Schwimmer Thomas Lurz, der sein 10. WM-Gold auf der Langstrecke gewann, und Paul Biedermann - weniger dessen Freundin Britta Steffen bei ihrem WM-Fehlschlag. Hoffnungen für London weckten die Reiter bei der EM und die Schützen um Skeet-Weltmeisterin Christine Wenzel, die Tischtennisspieler um Europameister Timo Boll, bedingt nur die Fechter, bei denen Nicolas Limbach bei WM-Silber mit dem Säbel buchstäblich herausstach.
Magdalena Neuner tritt zurück
Im Wintersport war Magdalena Neuner einmal mehr der Superstar. Die Wallgauerin schraubte die Zahl ihrer WM-Titel auf zehn, bevor sie am 9. November ihren Rücktritt nach der Heim-WM im März in Ruhpolding ankündigte. Vergeblich hatte auch sie im Sommer versucht, München auf dem Weg zu den Winterspielen 2018 (Pyeongchang/Südkorea) zu unterstützen. Vielleicht sind diese noch ein Ziel für Arnd Peiffer, der ebenfalls WM-Gold im Biathlon gewann. Auf Skiern siegte ansonsten nur noch einer: Eric Frenzel, Weltmeister in der Nordischen Kombination. Bei der alpinen Heim-WM in Garmisch gabs nur zweimal Bronze für Maria Riesch.
Auf dem Eis gewann Jenny Wolf über 500 m WM-Titel Nummer fünf, im Paarlauf Savchenko/Szolkowy ebenso ein drittes WM-Gold wie Rodlerin Tatjana Hüfner. Erneut Weltmeisterin wurde Skeleton-Pilotin Marion Thees, erstmals im Bobkanal triumphierten Manuel Machata im Vierer sowie Cathleen Martini/Romy Logsch. Nicht zu vergessen Surfer Philip Köster, der mit 17 Jahren zweitjüngster Weltmeister in der Geschichte seiner Sportart wurde.