Die Eisschnelläuferin Claudia Pechstein kehrte im Februar 2011 nach ihrer zweijährigen Sperre wieder zurück. Doch der Verband ließ Pechstein wegen ihrer Blutwerte keine Ruhe, sodass sie dennoch ein turbulentes Jahr hinter sich hat.
Am 8. Februar 2011 ist Claudia Pechstein wieder ganz da. Zwei Jahre war die Eisschnellläuferin gesperrt - nun tut sie allen kund: Jetzt wird das Feld von hinten aufgerollt. Mich seht ihr bei Olympia wieder. Und dann zeig ich's Euch.
Sie kommt auf die Eisbahnen in einer Manier zurück, dass sich die Fachleute die Augen reiben. Das soll eine Frau sein, die stramm auf die Vierzig zu geht? Nicht möglich. Diese Pechstein läuft nach zweijähriger Wettkampfpause Zeiten, mit denen sie sich mühelos für die anspruchsvollsten Wettkämpfe der verbleibenden Saison qualifiziert.
Vor der Sportlerin Pechstein kann man nur den Hut ziehen. Sie ist eine der besessenen Athletinnen, die nicht nur mit überdurchschnittlichem Talent beschenkt sind. Für den Erfolg stellt sie alles hintan. Sie schindet sich und ordnet alles dem Sport unter. Ihren Körper verwandelt sie in eine Maschine, ihr Denken dreht sich nur um das Eine: Wo geht's hier bitte zum Erfolg?
Mediziner unterstützten ihre These
Aber da ist noch diese Dopingsache, in die Polizeihauptmeisterin Pechstein gerutscht ist. Die Blutwerte ließen dem Verband keine Wahl: Die fünffache Gewinnerin von Gold bei Olympia musste aus dem Verkehr gezogen werden.
Seither kämpft Claudia Pechstein gegen das vermeintlich Böse. Sie hat eine Erklärung für die Blutwerte gebastelt: Ihr Blut sei eben anders. Eigentlich sei sie krank. Sie findet Mediziner, die diese These unterstützen.
Sie fightet. Und wie! Lässt ein Buch schreiben. Das ist schlecht geschrieben, faktisch mangelhaft und verkauft sich nicht gut. Aber nun steht es schwarz auf weiß zwischen zwei Deckeln, dass die "Pechi" ein Opfer und keine Täterin sei. Ihr Blut sei nun mal anders. Basta.
Mittlerweile hat Claudia Pechstein eine geschätzte Million für Rechtsanwälte und Gutachten und Aktionen ausgegeben, die sie rein waschen sollen. Die Rechtsanwälte ersinnen immer aufs Neue Winkelzüge, um juristisch Land zu gewinnen. So zeigt sich Claudia Pechstein Ende des Jahres selbst an - auf diesem Weg müsste doch ein neuer Prozess ins Rollen zu bringen sein. Und en passant, lässt die Sportlerin fallen, sie werde ihre Gegner in millionenschwere Schadensersatz-Klagen treiben
"Ich weiß, dass ich Recht habe"
Denn in puncto Selbstbewusstsein und -gerechtigkeit ist Claudia Pechstein aus dem gleichen Holz geschnitzt wie beispielsweise Jan Ullrich. Der ist gesperrt und muss nun gar fürchten, dass er sich nie mehr bei den Radfahrern (nicht als Trainer, nicht als Manager, nicht mal als Masseur) blicken lassen darf. Sein Kollege Contador behauptet steif und fest, er habe nicht gedopt - der vermaledeite überführende Wert rühre von einem gedopten Steak her. Dieter Baumann hat mal erklärt, das Doping habe man ihm mittels manipulierter Zahnpastatuben untergejubelt. Gern werden 40 Tassen Kaffee am Tag verantwortlich gemacht. Oder zuviel Sex vor der Kontrolle.
Manche werden überführt, tragen weiter die Nase hoch und sagen lieber nichts. Wie dieses halbe Dutzend nordkoreanischer Fußballspielerinnen, die während der Weltmeisterschaft in Deutschland erwischt werden. Die packen flugs die Koffer und verdrücken sich hinter den letzten Eisernen Vorhang auf dem Globus.
"Ich weiß, dass ich Recht habe", sagt Claudia Pechstein.
Okay. Aber was, wenn sie nicht Recht hat?
Dann sollte sie vorsichtig sein. Schon Luther hat erkannt: "Die Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er."