Östersund/Köln. .

Als Magdalena Neuner am Montag leibhaftig und unversehrt in Östersund eintraf, atmete eine Frau besonders tief durch. Tina Bachmann, die Teamkollegin aus dem sächsischen Schmiedeberg, die unter anderem beim WM-Sieg mit der DSV-Staffel im März merkte, wie gut es tut, die rasende Oberbayerin an seiner Seite zu haben. Beim finalen Trainingscamp in Muonio dagegen mussten Bachmann und die anderen deutschen Skijägerinnen jüngst auf Neuner verzichten. Weil der Familienmensch aus Wallgau in Finnlands Kälte und Dunkelheit in der Vergangenheit oft krank wurde, auch deshalb zuletzt zwei Mal hintereinander den Weltcup-Auftakt in Östersund verpasste – und Neuner ihre Trainingsrunden diesmal lieber in der Heimat drehte.

Und die erfolgreiche Ankunft in Mittelschweden spricht für die Doppel-Olympiasiegerin von Vancouver: Neuner muss diesmal nicht das Bett hüten, sondern wird heute wie geplant im ersten Saisonrennen, dem Einzel über 15 Kilometer, auf die Strecke gehen können. Und die 25-jährige Bachmann, die über diese Distanz vor neun Monaten in Khanty-Mansiysk völlig überraschend WM-Silber gewann, sagt dazu: „Wir freuen uns, dass die Magdalena wieder in unsere Mitte gerückt ist.“ Denn: „Für uns andere war es in gewisser Weise schade, dass sie in Muonio nicht dabei war. Weil dort einfach die Leistungsträgerin gefehlt hat, an der man sich auch mal orientieren kann.“

Neuner-Rücktritt nach Heim-WM?

Andererseits waren die zwei Wochen ohne die bei der WM 2011 und bei Olympia 2010 überragende Biathletin aber wohl eine gute Einstimmung auf die Zukunft. Zwar wird Magdalena Neuner im Februar erst 25, doch weil ihre Karriere in der Skijägerei so früh anfing (mit dem Weltcup-Einstieg im Januar 2006) und sich zudem so atemberaubend entwickelte (zwei Olympia-Siege, zehn WM-Titel, zwei Siege im Gesamt-Weltcup) hat die junge Frau vor kurzem laut nachgedacht und dem Biathlon-Volk sinngemäß mitgeteilt: Das alles kann sehr bald vorüber sein, auch schon nach der Heim-WM in Ruhpolding, die im März ansteht.

„Man weiß ja nie, was einem im Leben so alles passiert“, sagte Neuner schon vor einem Jahr, nannte „Dinge wie zum Beispiel die Familienplanung“ als eine jener Unwägbarkeiten, erklärte aber zugleich: „Es kann auch sein, dass ich mit 25 oder auch mit 30 noch riesigen Spaß am Biathlon habe.“ Mit 25 ja, mit 30 eher nein, sagt das Gefühlsbarometer – nun, wo die gebürtige Garmisch-Partenkirchenerin betont: „Die Leute müssen sich darauf einstellen, dass ich nicht ewig lange im Biathlon sein werde.“

Selten so motiviert, wie dieses Jahr

Das ist deutlich, von weiteren Nachfragen ist Neuner daher auch „langsam genervt“. Lieber beschäftigt sie sich mit ihrem Sport. Nach eigenem Bekunden ist sie selten so motiviert in eine Saison gegangen wie diesmal – und verfolgt nun ein womöglich letztes großes Ziel. „Ich möchte“, sagt Neuner, „gerne Weltmeisterin im eigenen Land werden, ganz oben stehen und die deutsche Hymne hören.“ Eine Woche später klingt der Biathlon-Winter mit dem Weltcup in Khanty-Mansiysk aus – und danach ist alles offen.

„Es gibt ein Leben nach dem Biathlon“, findet die gläubige Katholikin eben. In dem gibt es natürlich ihren Lebensgefährten Josef Holzer, mit dem sie seit gut zwei Jahren liiert und mit dem sich der Wintersport-Darling der Nation „sehr sicher“ ist. Oder ihren kleinen Seitensprung vor einem Monat in die Schauspielerei, dank dem sie Anfang Januar in vier Folgen der Herz-Schmerz-Reihe „Sturm der Liebe“ auf dem Bildschirm zu sehen sein wird. In einer Gastrolle, in der Magdalena Neuner Magdalena Neuner spielt.