Essen. . Nach ihrem erfolgreichen Ausflug zum Skilanglauf will Miriam Gössner im Biathlon ihren Weg an die Weltspitze fortsetzen. Der Weltcup-Auftakt im schwedischen Östersund ist nur die erste Etappe zum großen Ziel im März. „Die WM im eigenen Land ist etwas ganz Besonderes“, sagt die 21-Jährige.

Im schwedischen Östersund sieht die Welt so aus, wie wir sie nur noch vom Hörensagen kennen: Graue Wolken, strömender Regen, ungemütlicher Wind. Und da Bewegung ohnehin das beste Mittel gegen aufkommende November-Depressionen ist, kämpfen die weltbesten Biathleten am Mittwoch (17.05 Uhr/ZDF, 20 km der Männer) und Donnerstag (17.05 Uhr/ZDF, 15 km der Frauen) um die ersten Weltcup-Punkte.

Ob tiefgraues Schmuddelwetter oder pitschnasse Loipen, Miriam Gössner lässt sich nicht die Laune vermiesen. Die 21-Jährige mischt ihre Worte gern mit einem Kichern, ohne dass sie albern wirkt. Für Miriam Gössner ist es erst die zweite Weltcup-Saison im Biathlon. Nach ihrem Lehrjahr, das sie als 14. im Gesamtweltcup und Staffel-Weltmeisterin mit einem Prädikats-Examen abschloss, will sie ihren Weg an die Weltspitze fortsetzen. Ebenso beharrlich wie auch unaufgeregt.

Neuner will sechs Medaillen gewinnen

Der Weltcup-Auftakt in Östersund ist nur die erste Etappe zum großen Ziel im März. „Die WM im eigenen Land ist etwas ganz Besonderes, zumal Ruhpolding nicht weit von meinem Zuhause entfernt ist“, sagt die Garmisch-Partenkirchenerin. Während Magdalena Neuner, die Doppel-Olympiasiegerin aus dem nahen Wallgau, kein Geheimnis daraus macht, dass sie sechs Medaillen in sechs Wettbewerben gewinnen möchte, hält sich Gössner zurück: „Ich bin nicht der Mensch, der gern über Medaillen redet oder Zahlenangaben macht. Das Wichtigste ist, dass ich nach dem Wettkampf sagen kann, ich habe das Beste gegeben.“

Ob ihr Bestes schon in Östersund für einen vorderen Platz reichen wird, darauf ist die Zollbeamtin selbst gespannt. Schließlich verlief der Sommer ganz anders, als es sich die Athletin und ihr Trainer vorgestellt hatten. Im Juli musste Miriam Gössner Urlaub und Training streichen und sich stattdessen einer Bauch-OP unterziehen. „Bei mir hat sich der Darm verschlungen und verknotet“, erklärt sie. „Als es zu bluten angefangen hat, mussten die Ärzte den Darm entwirren.“

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Es war nicht die einzige Aufregung im Sommer der Miriam Gössner. Ihre Beziehung zu Simon Schempp, dem Staffel-Weltmeister 2010 aus dem deutschen Team, ging in die Brüche. „Er ist immer noch ein sehr wichtiger Mensch für mich“, sagt sie. „Ich bin froh, dass wir es schaffen, Freunde zu bleiben. Das ist wichtig, weil wir die gesamte Saison zusammen unterwegs sind.“

Gössner gewann Silber in Vancouver

Das war nicht immer so. Zwei Jahre lang machte Miriam Gössner aus der Not eine Tugend. Weil sie als 18-Jährige gegen die geballte Biathlon-Konkurrenz im deutschen Team noch nicht mithalten konnte, gab das Multi-Talent dem Buhlen von Skilanglauf-Bundestrainer Jochen Behle nach. Wie rasend schnell sie in der Loipe ohne Gewehr unterwegs ist, bewies sie in der deutschen Langlauf-Staffel als WM-Zweite 2009 und dem Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver.

„Meine Mama ist Norwegerin. Da bleibt es nicht aus, dass man mit der Familie beim Skilanglauf unterwegs ist“, beschreibt Gössner ihre Anfänge auf den Skiern. Aber so gern sie auch weiterhin mal einen Ausflug zu den Spezialisten unternehmen würde, ihre große Leidenschaft ist Biathlon. Da sie in der Loipe kaum zu bezwingen ist und beharrlich an ihrer Schwäche beim Schießen arbeitet, sind ihre Perspektiven erstklassig. Miriam Gössner ist der Garantieschein, dass das deutsche Frauen-Biathlon-Team auch in Zukunft ganz vorne sein wird.

Auch wenn Magdalena Neuner ihre Rücktrittsgedanken wirklich nach dieser Saison wahr macht. „Es wäre super schade für uns, doch ich kann das verstehen“, sagt Miriam Gössner. „Lena hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Manchmal verändern sich die Schwerpunkte im Leben.“ Davon ist Miriam Gössner noch weit entfernt.