New York. . Andrea Petkovic erreichte das Viertelfinale der US Open – und fordert nun die Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki heraus. Nichts würde Petkovic lieber tun, als ihren 24. Geburtstag am Freitag, dem Tag der Halbfinals, noch in New York zu feiern.

Schwer zu sagen, wie sehr es ihr auf die Nerven geht, immer wieder mit der Tatsache konfrontiert zu werden, zwar seit fast einem Jahr die Nummer eins der Welt zu sein, aber nach wie vor kein Grand-Slam-Turnier gewonnen zu haben. Meist kontert Caroline Wozniacki solche Vorwürfe mit dem Hinweis, jeder habe die Freiheit zu denken, was er wolle, aber sie sei nun mal die Nummer eins, und sie habe es verdient. Basta.

Aber warum sie an der Spitze steht, das sah man in den letzten Stunden ihres Achtelfinals, dass sie nach drei Stunden und trotz eines 6:7 und 1:4-Rückstands gegen Swetlana Kusnezowa noch gewann. Die Russin sah am Ende aus, als sei sie einmal quer durch den Atlantik geschwommen, Wozniacki wirkte trotz der Anstrengung so gelöst, als habe sie die Strecke auf dem Promenadendeck eines Kreuzfahrtschiffes zurückgelegt.

Fest steht, dass man verdammt gut zu Fuß sein muss, um das Fräulein aus Dänemark zu besiegen, aber Andrea Petkovic weiß, dass sie mindestens genauso lange rennen und schlagen kann. Ihr Fitness-Coach Alexander Waske hat es sehr direkt formuliert: „Zieh dich aus“, hat er zu „Petko“ gesagt: „Zieh dich in der Umkleide sofort aus, damit die anderen Spielerinnen deinen durchtrainierten Körper sehen und wissen, dass sie sehr weit laufen müssen, wenn sie dich schlagen wollen.“

Und natürlich erinnert sich Petkovic vor dem Duell am Mittwoch an die Partie gegen Wozniacki im März in Miami. Ihr Sieg war in mancherlei Hinsicht bemerkenswert. Es war der erste Erfolg einer deutschen Spielerin gegen eine Nummer eins des Frauentennis seit den glorreichen Zeiten Steffi Grafs und er beförderte Petkovic zum ersten Mal unter die besten 20 der Welt.

Petkovic hat die beste Bilanz

In New York erreichte die Darmstädterin nun das Viertelfinale mit einem erstaunlich souveränen 6:1, 6:4 gegen die Spanierin Carla Suárez Navarro. Zum dritten Mal steht sie damit in diesem Jahr im Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers, und auch das ist bemerkenswert. Denn es zeigt, wie schnell sie sich innerhalb relativ kurzer Zeit in der Elite etabliert hat. Mit dieser Bilanz der drei Viertelfinals von Melbourne, Paris und New York ist sie die konstanteste Spielerin des Jahres bei den großen Turnieren. Als sie von dieser Statistik erfuhr, reckte sie beide Arme in die Luft, aber ein paar Minuten später war sie schon wieder ganz bei ihren ehrgeizigen Plänen. „Drei Mal Viertelfinale ist super, ein Riesenerfolg“, meinte sie, „aber jetzt will ich auch mal mehr.“

Keine Frage, ihre Erwartungen sind beträchtlich gewachsen seit sie vor einem Jahr an gleicher Stelle in der vierten Runde landete und damit quasi das Basislager für die Bergtour erreichte. Was anders ist inzwischen? „Ich kann mit Druck viel besser umgehen. Natürlich mache ich immer noch Fehler, aber ich habe ein viel größeres Selbstbewusstsein.“ In gewisser Weise, sagt Petkovic, sei sie angekommen auf der Tour, vieles sei nun Normalität geworden. „Ich geh nicht mehr durch die Gänge und sage: Aah, da ist Roger und da ist Nadal. Vieles ist anders geworden, aber meistens kann ich es genießen.“

Und weiterer Genuss kündigt sich an. Am Freitag, dem Tag der Halbfinals, hat Andrea Petkovic Geburtstag, und würde nichts lieber tun, als diesen 24. Geburtstag noch in New York zu feiern: „Das wäre wirklich ein Traum.“ Einen Ort für die richtige Sause wüsste sie jedenfalls schon, einen Nachtclub an der Upper West Side namens Sugar Bar. Sie hat den Laden getestet und für gut befunden, jetzt muss sie nur noch Caroline Wozniacki davon überzeugen, dass sie auf die Feier nicht verzichten will.