Daegu. Hammerwerferin Betty Heidler und Speerwerferin Christina Obergföll zählen bei Leichtathletik-WM in Südkorea zu den größten Gold-Hoffnungen im deutschen Team.
Clemens Prokop muss sehen, dass er einen Scherz wieder einfängt. Elf Medaillen hatte der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) für sein Team bei der WM in Südkorea vorausgesagt. „Aber das war doch nicht ernst gemeint“, sagt er in Daegu. „Voraussagen im Sport sind nur Kaffeesatzleserei.“
Versuchen wir es trotzdem: Die 72 deutschen WM-Athleten werden im Laufbereich wohl kaum eine Medaille holen, alle sind zu weit weg von der Weltspitze. Im Springen sehen die Chancen besser aus. Die beiden Weitspringer Christian Reif und Sebastian Bayer können an einem guten Tag vorne mitmischen genau wie Hochspringer Raul Spank.
Chance im Diskuswurf
Dazu kommt Stabhochspringer Malte Mohr mit seinen Kolleginnen Silke Spiegelburg und Martina Strutz. Sie alle haben Medaillen-Potenzial, doch bei internationalen Titelkämpfen haben die favorisierten deutschen Stabhochspringer schon oft die Nerven verloren.
Die großen Hoffnungen des DLV-Teams: Die Werfer, wie immer in den vergangenen Jahren. Zwar reiste Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler – verärgert über die schlechten Bedingungen – vorzeitig aus dem Trainingslager auf der koreanischen Insel Jeju ab und flog bereits eine Woche vor ihrem Wettkampf nach Daegu, trotzdem ist sie Gold-Favoritin. Auch Speerwerferin Christina Obergföll wäre einzig mit einer Medaille zufrieden. Diskuswerferin Nadine Müller schweigt, aber Bronze ist am Sonntag drin.
Bei den 72 Athleten gibt es in Südkorea nur einen, der gesundheitliche Probleme hat, und das ist ausgerechnet Diskus-Weltmeister Robert Harting. Seit seinem Sieg bei der DM in Kassel hat er Schmerzen im Knie und bekommt Spritzen. Harting will unbedingt starten, doch ein Fragezeichen bleibt. Anders Hammerwerfer Markus Esser. Auch er war wie Betty Heidler mit den Bedingungen im Trainingslager unzufrieden. „Der Wurfring war uneben“, sagt er. „Aber ich bin jemand, der mit dem zurecht kommt, was er hat.“ Sein Ziel: „Unter die Top-Acht.“ Sein heimlicher Traum: Bei seiner vierten WM will er endlich aufs Podest.