Essen. . Die deutsche U17 verlor das WM-Halbfinale gegen Mexiko mit 2:3 – und das Team, das für Leichtfüßigkeit und Spielfreude steht, hat nichts in den Händen. Warum die U17 mehr Löw als Sammer war? Ein Kommentar.
Am Ende hat es nicht gereicht. Die deutsche U 17 verlor das WM-Halbfinale gegen Gastgeber Mexiko in spektakulär-tragischer Weise mit 2:3 . Und das Team, das so sehr für ein (vermeintlich) neues Deutschland steht, für Leichtfüßigkeit und Spielfreude, hatte unter dem Strich nichts in den Händen.
Selten ist eine deutsche Nachwuchs-Elf so beobachtet worden wie dieser 1994er-Jahrgang. Es liegt an teamprägenden Namen wie diesen: Vlachodimos, Ayhan, Korczowski, Yalcin, Aycicek, Can oder Stürmer Samed Yesil, genannt „Gerd“. Diese Elf, so wurde fast bewundernd festgestellt, hat keinen Migrationshintergrund, sie hat einen Migrationsvordergrund. Das DFB-Team stand für begeisternde Offensive, für Kombinationsfußball – und, ja, ab und an auch für eine gewisse Fahrlässigkeit. Letztere ist dem verantwortlichen DFB-Sportdirektor Matthias Sammer ein persönliches Gräuel.
Dahinter scheint ein Konflikt durch, der den deutschen Fußball prägt: Auf der einen Seite Bundestrainer Joachim Löw, der Dinge gern spielerisch lösen will und auf flache Hierarchien baut, auf der anderen Seite Sammer, der ein intaktes Machtgefüge schätzt, dessen Zauberwort „Siegermentalität“ heißt, und der den Erfolg vor allem in der letztgültigen Maßeinheit bewertet: Titel. Die A-Elf von Löw dagegen begeistert zwar regelmäßig, aber am Ende jubelten immer die anderen. Der letzte Titel (EM 1996) liegt 15 Jahre zurück.
Die deutsche U 17 war so gesehen am Ende mehr Löw als Sammer. Es gibt schlimmere Urteile.
Die U17-Talente des DFB
Odisseas Vlachodimos: Unter Trainer Steffen Freund erste Wahl bei der WM in Mexiko. Der Deutsch-Grieche steht bei der U19 des VfB Stuttgart im Tor. Sein Länderspieldebüt in der U17 gab der 1,88 Meter große Keeper im September 2010 beim 2:0-Testspielsieg gegen Israel.
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Cedric Wilmes: Steht bei der U19 von Borussia Dortmund zwischen den Pfosten. Sein U17-Länderspieldebüt gab der BVB-Keeper unter Trainer Steffen Freund im September 2010 beim 2:1-Erfolg gegen die Niederlande. In der DFB-Auswahl ist Wilmes die Nummer 2.
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Thomas Dähne: Der Torhüter spielt mit den Red Bull Juniors Salzburg in der österreichischen Regionalliga West. Dähne gehörte zuvor auch zum U15- und U16-Kader des DFB.
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Koray Günter: Hat im deutschen Team als Abwehrchef das Kommando. Der Allrounder aus der U19 von Borussia Dortmund gehört zu den Erfolgsgaranten der deutschen Mannschaft. Sein Vorbild ist BVB-Nationalspieler Mario Götze, der ebenfalls vor zwei Jahren bei der U17-WM ins Rampenlicht rückte. In Dortmund hat Ayhan schon mit den Profis trainiert. Anfang 2010 schlug er ein Angebot des FC Liverpool aus, um bei den Westfalen zu bleiben.
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Nico Perrey: Gehört in der deutschen U17 zur ersten Wahl. Trainer Steffen Freund setzte den Innenverteidiger von Arminia Bielefeld erstmals im Oktober 2010 beim 5:0-Sieg im EM-Qualifikationsspiel gegen Estland ein.
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Kaan Ayhan: Bestritt auch Länderspiele für die U15 und die U17 der Türkei. Der gebürtige Gelsenkirchener spielt seit 1999 beim FC Schalke 04, mit dem er 2008 die U15-Regionalligameisterschaft feierte. Ayhan kann im Mittelfeld oder als Innenverteidiger eingesetzt werden.
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Noah Korczowski: Neben Kaan Ayhan ein weiterer U17-Nationalspieler des FC Schalke 04. Der Deutsch-Pole ist gelernter Innenverteidiger. Korczowski war auch für die U15 und U16 des DFB im Einsatz. Er kommt wie Benedikt Höwedes oder Christoph Metzelder aus Haltern am See.
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Mitchell Weiser: Sohn des früheren Kölner Profis Patrick Weiser, der 17 Jahre beim FC spielte. In der deutschen Mannschaft zählt der 17-Jährige zur Kategorie Arbeiter. Weiser ist läuferisch stark, überzeugt meist durch gute Zweikampfwerte und zeigt auch großen Offensivdrang. Er kommt hauptsächlich auf der rechten Seite zum Einsatz, ist allerdings auch eine Option auf den Außenbahnen im Mittelfeld.
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Cimo Röcker: Auf der linken Außenverteidigerposition zu Hause. Der beidfüßige Abwehrspieler von Werder Bremen kann allerdings auch auf der rechten Seite eingesetzt werden. In der deutschen U17 zählt er zur ersten Garnitur.
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Koray Kacinoglu: Wechselte vom MSV Duisburg zum 1. FC Köln und steigt hier zur neuen Saison bei der U19 ein. Der gebürtige Krefelder spielte vor seiner Zeit bei den Zebras für den KFC Uerdingen und kommt vornehmlich auf der rechten Verteidigerposition zum Einsatz.
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Robin Yalcin: Zählt zu den Defensiv-Allroundern im DFB-Kader. Er wurde erstmals 2008 ins Nationateam berufen. Yalcin gehört in der U19 des VfB Stuttgart und im deutschen Team auch zu den Leistungsträgern.
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Rani Khedira: Der kleine Bruder von Nationalspieler Sami Khedira spielt ebenfalls im defensiven Mittelfeld. Er hatte sein Debüt in der deutschen U17 im April 2011 beim Test gegen Serbien (0:1).
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Emre Can: Führt das DFB-Team als Kapitän an und überragt mit 1,84 Metern schon viele seiner Altersgenossen. Der Deutsch-Türke verließ mit 15 Jahren das Elternhaus in Frankfurt, um für den FC Bayern München zu spielen. Can trainierte hier bereits mit den Profis. U17-Trainer Steffen Freund lobt das Talent in den höchsten Tönen: "Emre ist der kompletteste Spieler, den ich je in meiner Karriere gesehen habe. Er hat das Zeug, es nach ganz oben zu schaffen."
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Fabian Schnellhardt: Wurde mit der U17 des 1. FC Köln B-Jugend-Meister.Freund verhalf dem Mittelfeldspieler im September 2010 zum Debüt in der deutschen U17.
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Sven Mende: Einer von vier Spielern des VfB Stuttgart im Kader. Mende kann im Mittelfeld zentral sowohl defensiv als auch offensiv eingesetzt werden.
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Levent Aycicek: Zieht als Spielmacher meist im offensiven Mittelfeld die Fäden, kann aufgrund seiner Torgefahr aber auch als hängende Spitze agieren. Aycicek wechselte im Sommer 2008 von Hannover 96 zu Werder Bremen.
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Okan Aydin: Der Offensivspieler von Bayer Leverkusen agiert vornehmlich auf den Flügelpositionen, ist allerdings auch eine Option für die zentrale Angriffsposition.
Samed Yesil: Traf doppelt beim 3:2-Sieg im Viertelfinale gegen England. Er erzielte auch beim 6:1-Sieg im Vorrundenspiel gegen Ecuador zwei Tore. Auf dem Stürmer von Bayer Leverkusen ruhen die Hoffnungen für den ganz großen Wurf bei der WM in Mexiko. Yesil ist der Goalgetter der U17.
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Mirco Born: Feierte seinen 17. Geburtstag am 28. Juni während der WM. Freund hatte auf den Stürmer von Twente Enschede zuletzt bei der EM noch verzichtet. Umso größer war bei ihm die Freude, als feststand, dass er beim Turnier in Mexiko zum Kader gehört.
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Marvin Ducksch: Spielt seit der U15 bei den DFB-Junioren. Der Stürmer von Borussia Dortmund zeichnet sich durch Schnelligkeit, Schuss- und Kopfballstärke aus. Dem talentierten Angreifer sollen schon Angebote aus England und Spanien vorgelegen haben. Ducksch aber blieb dem BVB treu.
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Nils Quaschner: Erzielte im EM-Halbfinale gegen Dänemark (2:0) einen Treffer, kam bei der WM bisher auf einen 23-minütigen Einsatz nach seiner Einwechslung im Vorrundenspiel gegen Panama (2:0). Quaschner geht in der U19 von Hansa Rostock auf Torejagd.
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