Deutsche U17 verliert dramatisches WM-Halbfinale gegen Mexiko
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Torreon. . Die deutsche U17-Nationalmannschaft muss ihre Titelträume bei der Fußball-WM in Mexiko begraben. In einem dramatischen Spiel unterlagen die U17-Bubis dem Gastgeber Mexiko mit 2:3. Der Held des Abends trug einen Turban und traf per Fallrückzieher.
Es war ein Spiel der Helden. Der Größte hatte einen mächtigen Turban um seinen Kopf gebunden - und spielte leider nicht für Deutschland sondern für Mexiko. Julio Gomez beendete in der 90. Minute mit seinem Siegtreffer die Titelträume der deutschen U17-Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko.
Pure Dramatik im Halbfinale der U17-WM
Noch wenige Minuten zuvor wurde Gomez mit einer klaffenden Platzwunde am Kopf vom Platz getragen - nur wenige Fußballer kehren nach so einer Verletzung noch einmal zurück ins Spiel. Doch der flinke Außenstürmer der Mexikaner ließ sich den Kopf mit einer zentimeterdicken Bandage verbinden. In der 90. Minute sorgte Gomez mit einem Fallrückzieher nach einer Ecke für den umjubelten 3:2-Siegtreffer seines Teams. Damit siegte die Leidenschaft der Mexikaner über das geradlinigere Spiel der deutschen U17-Bubis.
Das WM-Halbfinale war ein hochdramatisches, von spielerischer Klasse geprägtes Spiel zwischen Deutschland und Mexiko. Bei der Herrenfußball-WM in Südafrika im vergangenen Jahr gab es wenige Spiele, die sich damit messen können. Auch wenn die deutschen U17-Talente schließlich als Verlierer vom Platz gingen, kann Nationalmannschaftstrainer Steffen Freund stolz auf seine jungen Kicker sein.
U17-Kapitän Emre Can bot ein starkes Spiel
Während Deutschland derzeit mit der Frauen-Nationalmannschaft bei der WM im eigenen Land auf ein Sommermärchen hofft, war die deutsche U17 im fernen Mexiko schon einen Schritt weiter. Stets zu nachtschlafender Zeit von Eurosport übertragen, kickte sich die Mannschaft um Kapitän Emre Can (FC Bayern München) in den letzten Tagen in die Herzen der WM-Zuschauer in Mexiko.
Doch im Halbfinale (heute ab 1 Uhr MEZ) kämpften die deutschen U17-Bubis nicht nur gegen elf Mexikaner auf dem Platz, sondern auch gegen 30.000 fanatische Zuschauer im Stadion von Torreon. Getrieben von lautstarken Fangesängen legten die Mexikaner los wie die Feuerwehr. Sie überrannten in den ersten Minuten ein ums andere Mal die deutsche Abwehr. Prompt fiel bereits nach drei Minuten der 1:0-Führungstreffer durch Julio Gomez.
Yesil erzielte das sechste Tor im sechsten Spiel bei der U17-WM
Erst Energieleistungen des bärenstarken Emre Can und von Top-Torjäger Samed „Gerd“ Yesil (Bayer Leverkusen) sorgten in der 10. Minute für den Ausgleich. Can schnappte sich vor dem eigenen Sechszehner den Ball und marschierte dynamisch durch das Mittelfeld. Sein Pass in die Spitze landete zwar bei einem mexikanischen Abwehrspieler, doch Yesil spritzte prompt dazwischen und zog aus 20 Meter Entfernung ab. Der mexikanische Torwart hatte keine Chance.
Jetzt waren auch die DFB-Kicker im WM-Halbfinale angekommen. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch zwischen den athletischen Deutschen und den flinken Mexikanern. Die dickste Chance vor der Halbzeit-Pause hatte wiederum Yesil. Der ließ mit einem Dribbling gleich vier Gegenspieler wie Fahnenstangen stehen und verfehlte das Tor nur um wenige Zentimeter.
Kraft bei Deutschland ließ nach
In der zweiten Spielhälfte zog sich die deutsche U17, die in dem Turnier insbesondere beim 3:2-Erfolg im WM-Viertelfinale gegen England viel Kraft gelassen hatte, immer weiter zurück und überließ den Mexikanern das Mittelfeld. Diese erhöhten den Druck und kamen immer wieder zu Torchancen. Völlig überraschend fiel in der 60. Minute der Führungstreffer für Deutschland. Wiederum war es Emre Can, der im Mittelfeld antrat: Diesmal ließ er mehrere Mexikaner stehen, zog in den gegnerischen Sechszehner und spitzelte den Ball am Torwart vorbei zum 2:1 ins Netz.
Doch jetzt ließen sich die Mexikaner davon nicht beirren. Noch wütender wurden ihre Angriffe, während bei den deutschen U17-Bubis merklich die Luft nachließ. Eine direkte Ecke von Jorge Espericueta, bei der der ansonsten starke deutsche Torwart Odisseas Vlachodimos (VfB Stuttgart) etwas unglücklich aussah, brachte schließlich in der 76. Minute den Ausgleich zum 2:2. Bei dieser Szene stieß der Mexikaner Gomez mit einem Deutschen zusammen und holte sich die bereits erwähnte Kopfverletzung.
Spiel um Platz 3 gegen Brasilien
Die Gastgeber wollten noch in der regulären Spielzeit - bei Unentschieden hätte es keine Verlängerung, sondern direkt ein Elfmeterschießen gegeben - die Entscheidung. Nach dem fantastischen Fallrückzieher von Gomez zum 3:2 blieben den deutschen U17-Kickern zwar noch fünf Minuten Nachspielzeit, aber sie konnten sich keine klare Torchance mehr erspielen. Die größere Leidenschaft hat am Ende gesiegt. Im Finale trifft Mexiko nun auf Uruguay, das etwas überraschend mit 3:0 Top-Favorit Brasilien ausschaltete.
Doch auch wenn die Deutschen nach dem Schlusspfiff enttäuscht in den Rasen sanken und hemmungslos weinten wie Mitchell Weiser (1. FC Köln) oder ihrem Frust gegenüber dem Schiedsrichter wegen zu geringer Nachspielzeit freien Lauf ließen, so können sie stolz auf ihre Leistung sein. Nationalcoach Steffen Coach hat eine starke Truppe mit einem großen Zusammenhalt geformt. Väterlich nahm er stets nach jeder Auswechslung seine Spieler in die Arme. Gegen Brasilien kämpft die deutsche U17 nun im Spiel um Platz 3 um einen versöhnlichen Abschluss der WM in Mexiko.
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