Issoudun. Der Brite Mark Cavendish hat seinen dritten Tagessieg bei der 96. Tour de France herausgefahren. Den Sprint der zehnten Etappe gewann der Columbia-Profi vor Thor Hushovd.
Der "ManXpress" ist nicht zu stoppen: Mark Cavendish hat auf der ersten "Funkloch-Etappe" der Tour de France triumphiert und den Franzosen den Nationalfeiertag gründlich verdorben. Der Brite setzte sich auf dem 194,5 km langen zehnten Teilstück von Limoges nach Issoudun vor dem Norweger Thor Hushovd und dem Amerikaner Tyler Farrar im Massensprint durch. Auf der welligen Etappe war den Fahrer erstmals seit 1993 der Funkkontakt zu den Teamfahrzeugen untersagt.
Columbia-Profi Cavendish feierte bereits seinen dritten Tagessieg und schnappte den Franzosen ausgerechnet am 14. Juli den vierten Tagessieg bei der 96. Tour vor der Nase weg. Dennoch verteidigte Cervelo-Star Hushovd das Grüne Trikot des besten Sprinters erfolgreich. Milram-Profi Gerald Ciolek (Pulheim) spielte im Finale keine Rolle.
Quartett setzte sich ab
Ein Quartett mit den Franzosen Benoit Vaugrenard, Thierry Hupond und Samuel Dumoulin sowie dem Russen Michail Ignatijew hatte sich bereits früh vom Feld abgesetzt. Doch auch ohne Funk kontrollierte das Feld den Abstand auf der zweiten Rennhälfte konstant auf etwa 1:30 Minuten und schluckte die Gruppe 1,7 Kilometer vor dem Ziel.
Kurz vor der Etappe war eine Einigung auf einen Kompromiss gescheitert, erstmals seit 16 Jahren waren die Fahrer ohne den kleinen "Knopf im Ohr" unterwegs. Weltverband UCI und Tour-Veranstalter ASO wollten die Rennen spannender gestalten. Bei den Teams war der Plan auf wenig Gegenliebe gestoßen, sie hatten Sicherheitsbedenken geäußert.
Petition negiert
Eine kurzfristig eingereichte Petition, die 14 der 20 Mannschaften unterschrieben hatten, wurde von der UCI negiert, ein Protest abgelehnt. Sogar mit Sanktionen bis hin zum Ausschluss aus der Tour wurde bei Zuwiderhandlungen gedroht. Nicht einmal dem Kompromiss, dass nur zwei Profis pro Team mit Funk fahren, stimmte die UCI zu.
Die Fahrer nahmen das Funkloch teilweise mit Humor. Der Hannoveraner Grischa Niermann erschien mit Antenne am Helm zum Start, Lance Armstrong stellte ein Foto seines Funkgeräts ins Internet. Darunter stand: "Ruhe in Frieden." Das Rennen offenbarte ein Bild eines fast schon vergessenen Radsports, wo Fahrer sich für jede Absprache mit der Teamleitung aus dem Feld zurückfielen ließen.
Auf der 11. Etappe am Mittwoch dürfen die Profis wieder mit ihren sportlichen Leitern über die winzigen Walkie Talkies kommunizieren. Auf den erneut hügeligen 192 Kilometern von Vatan nach St. Fargeau werden die Ausreißer wieder ihr Glück versuchen. Da allerdings nur zwei kleinere Bergwertungen zu bewältigen sind, dürften die Sprinterteams die Etappe ebenfalls ins Auge gefasst haben.