Essen. Jetzt, da alles gut gegangen ist, lässt es sich leicht sagen: Die hochgespielten Diskussionen um die Rahmenbedingungen des WM-Qualifikationsspiels und die Nichtberücksichtigung von Stefan Kießling dienten vor allem einem Zweck: um für den Fall des Scheiterns Erklärungen parat zu haben.
Kunstrasen? War da was? Kießling? Wer ist das?
Jetzt, da alles gut gegangen ist, lässt es sich leicht sagen: Die hochgespielten Diskussionen um die Rahmenbedingungen des Moskauer WM-Qualifikationsspiels und die Nichtberücksichtigung eines bis vor einigen Wochen noch nicht als Torjäger aufgefallenen Bundesliga-Stürmers dienten vor allem einem Zweck: um für den Fall des Scheiterns Erklärungen parat zu haben.
Stattdessen kam es so, wie die russische Zeitung „Sport Express” trefflich formulierte: „Der Rasen war künstlich, die Deutschen waren echt.” Schöner als Miroslav Klose hätte niemand, auch nicht auf Naturrasen, die DFB-Elf nach Südafrika schießen können. Es ist müßig, über Glück oder einen nicht gepfiffenen Elfmeter für die Gastgeber zu reden – wer zweimal den größten Rivalen besiegt, muss sich nicht fürs Weiterkommen entschuldigen. In der vielfach geäußerten Wertschätzung der Hiddink-Elf als das spielerisch eigentlich bessere Team steckt vielleicht das größte Kompliment für die – effektivere – Mannschaft von Joachim Löw.
Anders als die Anhänger so großer Fußballnationen wie England, Frankreich oder Italien haben deutsche Fans seit 1954 noch nie das Gefühl kennen gelernt, eine WM ohne das eigene Team zu erleben. Aus dieser unglaublichen Bilanz, aus der über Jahrzehnte perfektionierten Kunst, punktgenau bereit zu sein, speist sich der Respekt der Gegner, den Guus Hiddink als Furcht vor der deutschen „Durchschlagskraft” umschrieb.
Weniger Respekt zollten dagegen zuletzt manche Medien und Fans dem Bundestrainer. Wie viel Kredit Joachim Löw seit seinem mit Wohlwollen begleiteten Einstand als Klinsmann-Nachfolger eingebüßt hat, obwohl sein Arbeitsnachweis doch beeindruckend ist, zeigt vor allem die heftige Kritik an seiner Stürmerauswahl.
In Moskau hat Miroslav Klose nun nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Trainer aus der Schusslinie gezogen. Zumindest bis zur WM. Spätestens danach werden sich jedoch die Millionen anderen Bundestrainer wieder zu Wort melden. Dies vorauszusagen, ist übrigens keine Kunst.