Berlin. . Der MSV Duisburg hatte vom ersten nationalen Triumph der Vereinsgeschichte geträumt. Doch im Finale des DFB-Pokals gegen den Erstligisten FC Schalke 04 war der Zweitligist beim 5:0 für die Knappen chancenlos.

Gib ihm ein wichtiges Spiel, und er macht es! Dank seines überragenden peruanischen Nationalspielers Jefferson Farfán war das Finale um den DFB-Pokal 2011 für den FC Schalke 04 eine klare, fast schon eine lockere Angelegenheit. Der Erstligist setzte sich im ausverkauften Berliner Olympia-Stadion mit 5:0 (3:0) gegen den Zweitligisten MSV Duisburg durch.

Gespannt hatten die Fans beider Mannschaften auf die Aufstellungen gewartet. Und siehe da: Schalkes Trainer Ralf Rangnick ließ gleich vier Enttäuschungen des vergangenen Wochenendes (0:1 beim 1. FC Köln) draußen und bot in Berlin Benedikt Höwedes sogar als rechten Verteidiger auf. Duisburgs Coach Milan Sasic hatte zwei seiner Wackelkandidaten in der Startelf: Benjamin Kern und Kapitän Ivo Grlic, der beim Vormittag-Training am Samstag zum ersten Mal nach zwei Wochen wieder geschossen hatte. Österreichs Nationalstürmer Stefan Maierhofer, der beim Freitagabend-Training wie ein Kandidat für die Anfangself ausgesehen hatte, saß auf der Bank.

Dieses Finale um den DFB-Pokal, den die ehemalige Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick ins Olympia-Stadion getragen hatte, hatte zunächst nur eine Auffälligkeit: Wenn sich mal wieder 21 Spieler in der MSV-Hälfte aufhielten, blickte Nationaltorwart Manuel Neuer in die Blöcke der Schalker Fans – so, als nähme er etwas wehmütig und vor allem traurig Abschied.

Recht zügig merkte der 25-Jährige, dass seine Vorderleute nicht bereit waren, so aufzutreten wie in den vergangenen Bundesliga-Spielen. Zumal bei den personell arg gebeutelten Duisburgern nicht zu übersehen war, dass ihnen die Möglichkeiten fehlten, um einen konzentrierten Erstligisten ernsthaft in Verlegenheit zu bringen.

Frühe Führung

Nach 18 Minuten jubelten die Schalker Fans zum ersten Mal. Jefferson Farfán passte auf Julian Draxler, den Schalker Pokalhelden vom Viertelfinale gegen den 1. FC Nürnberg, der wie erwartet Alexander Baumjohann aus der Startelf verdrängt hatte. Dann machte der 17-Jährige eine Körpertäuschung, zog volley ab und traf zum 1:0. Nur vier Minuten später hieß es schon 2:0, und erneut war es Jefferson Farfán, der glänzend vorbereitet hatte. Klaas-Jan Huntelaar startete genau im richtigen Moment und spitzelte den Ball ins kurze Eck.

Kein Problem: Die Fans des MSV Duisburg feierten ihr Team weiterhin – wohl wissend, dass ihre Mannschaft in dieser Pokal-Saison Herausragendes geleistet hat. Und weil die Schalker wegen ihrer 2:0-Führung etwas gemütlicher wurden, setzte sich der MSV besser in Szene. Und wer weiß? Wenn Manuel Schäffler seinen Schuss aus der Drehung präziser aufs Schalker Tor gebracht und es Manuel Neuer nicht so leicht gemacht hätte (37.) oder sich Sefa Yilmaz nicht so umständlich angestellt hätte, als er allein vorm Tor der Königsblauen aufgetaucht war (41.), hätte die Partie vielleicht noch einmal spannend werden können.

Nur eine Minute nach diesen beiden guten Duisburger Szenen entschieden die Schalker das Pokalfinale aber schon: Nach einer Ecke von – klar – Jefferson Farfán griff MSV-Keeper David Yelldell nicht ein, klebte auf der Linie, und Benedikt Höwedes köpfte das 3:0 für das Team von Trainer Ralf Rangnick. Der musste kurze Zeit später reagieren: Hans Sarpei, der linke Verteidiger, musste verletzt passen, und es kam Sergio Escudero.

Kurz nach der Pause wäre fast das 4:0 geschlagen, doch José Manuel Jurado scheiterte an David Yelldell. Wieder einmal hatte Jefferson Farfán die Vorarbeit geleistet. Um vielleicht doch noch etwas zu schaffen, dachte Milan Sasic über Stefan Maierhofer nach und schickte de Österreicher zum Aufwärmen. Doch sofern der MSV-Trainer noch ein ganz kleines bisschen Hoffnung gehabt zu haben schien, war's nach 55 Minuten vorbei. Nach Vorarbeit Klaas-Jan Huntelaars gelang José Manuel Jurado vor 75 708 Zuschauern das 4:0 für den Favoriten, der sich schon jetzt seines fünften Pokalsieges nach 1937, 1972, 2001 und 2002 sicher sein konnte und eine merkwürdige Saison letztlich mit einem positiven Erlebnis beendete. Ob es nun die Krönung oder die Rettung der Spielzeit 2010/11 war, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

„Wir woll'n den Schober sehen!“

Auf der anderen Seite des Olympia-Stadions wurde es deutlich leiser, während die Schalker Anhänger nur noch feierten und den Schalke-Walzer sangen. Weil es dann so deutlich war, war die Enttäuschung doch sehr groß. Der Frust zum Beispiel, den Daniel Reiche hatte, war bei dessen Auswechslung in der 60. Minute auch aus großer Entfernung nicht zu übersehen. Wütend verließ der Innenverteidiger nach seiner wenig überzeugenden Leistung das Spielfeld und hätte auf den Handschlag mit seinem Trainer Milan Sasic am liebsten verzichtet.

Es war aber nicht so, dass die MSV-Fans sauer auf ihr Team waren. Sie feuerten ihren Mannschaft auch weiterhin an, waren ab ob der Schalker Jubel-Gesänge kaum noch zu hören. Und als Klaas-Jan Huntelaar mit seinem zweiten Treffer in diesem Spiel auch noch auf 5:0 erhöhte, konnte einem der MSV sogar ein bisschen leid tun. Und die Fans der Königsblauen hatten noch einen besonderen Wunsch. „Wir woll'n den Schober sehen!“, trällerten sie. Es blieb wohl der einzige Schalker Wunsch, der sich an diesem Samstagabend in Berlin nicht erfüllte.

Und dann hatten auch die MSV-Anhänger noch ihren Auftritt. Sie sangen ihre Zebra-Hymne – und es gab Applaus von den Schalker Fans.