Donaueschingen. Der schwarzgelbe Express rollt an: Borussia Dortmund hat kein Geld für teure Einkäufe, aber Trainer Jürgen Klopp setzt dennoch auf den Konkurrenzdruck im Team. Jetzt steht jeder beim BVB auf dem Prüfstand.

Als die Fußballer von Borussia Dortmund gestern zu ihren ersten Einheiten im Trainingslager in Donaueschingen fuhren, konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Mannschaftszeitfahren der Tour de France durch den Schwarzwald führt: Ein schwarzgelb gekleideter und mit schwarzgelben Helmen behüteter Express rauschte auf schwarzgelben Rädern heran. Ganz unabhängig davon, dass ambitionierte Sportler auf zwei Rädern in der Nähe der Uniklinik Freiburg keine Seltenheit sind, hat BVB-Trainer Jürgen Klopp die neuen Vereinsfahrräder für seinen Trainingsplan entdeckt. „Die Dinger sind richtig gut. Das haben ich und mein Allerwertester festgestellt”, schwärmte er.

Vereinsfahrräder für den Trainingsplan entdeckt

Und so radeln seine Spieler eine Woche lang nicht nur vom Hotel zum Training und zurück, sondern auch jeden Morgen um 7.45 Uhr durch das malerische Baar rund um Donaueschingen. Dabei sorgen BVB-Athletiktrainer Oliver Bartlett und die zwei täglich folgenden Trainingseinheiten mit Ball dafür, dass die Fußballer die landschaftlich sehenswerte Hochebene nicht zu sehr genießen werden.

Der BVB hat viel in der Bundesliga vor und muss sich dafür mehr denn je als „Team Borussia” präsentieren. 49 000 Dauerkarten hat der Klub bislang abgesetzt. Noch im Juli wird er mit 51 000 Saisontickets einen neuen Bundesliga-Rekord aufstellen. Nach der starken letzten Saison kennen Euphorie und Begeisterung in Dortmund kaum Grenzen. Und das obwohl am Ende der letzten Spielzeit der ersehnte Europapokal-Platz denkbar knapp verpasst wurde. „Man hatte das Gefühl, nicht das maximal Mögliche erreicht zu haben”, findet Jürgen Klopp.

"Können nicht so viel Geld ausgeben"

Diese Saison, wünschen nicht nur die Fans, soll es der BVB besser machen. Nur während die Liga-Konkurrenz aus Hamburg oder Hoffenheim gerade Millionen in Beine investiert, muss der BVB auf die vorhandene Mannschaft setzen. „Wir können im Moment nicht so viel Geld ausgeben, weil wir es keines haben”, sagt Klopp, hadert aber nicht mit der Situation. „Unsere Konstante ist die Mannschaft, die zusammengeblieben ist und zu der ein paar junge, frische Leute hinzugekommen sind.”

Die heißen Dimitar Rangelov, Markus Feulner, Kevin Großkreutz und Sven Bender. Sie sind noch Ergänzungen, sollen aber bald Verstärkungen sein und forcieren schon jetzt massiv den Konkurrenzkampf. „Das tut dem BVB gut, weil sich die Mannschaft nicht von allein aufstellt. Das war in den vergangenen Jahren schon mal ein Problem. Jetzt steht jeder auf dem Prüfstand”, glaubt Torwart Roman Weidenfeller.

Sichtbarer Beweis: Nelson Valdez beendete seinen Sommerurlaub freiwillig vorab. Und auch Marcel Schmelzer, der nach der U 21-EM Sonderurlaub hatte, reist früher an als er muss. Jürgen Klopp dürfte das gerne sehen. „Für mich wird das in Donaueschingen eine gute Zeit. Für die Jungs wird es richtig anstrengend. Sie müssen mir zeigen, dass sie in die Mannschaft wollen.”

"Das tut dem BVB gut"

Mit dem Trainingslager-Quartier im edlen Öschberghof von Aldi-Süd-Besitzer Karl Albrecht sind die Dortmunder Vorbild für die großen Bayern. „Die haben nach unserer guten letzten Saison geschaut, wo wir im Trainingslager waren. Und jetzt kommen sie auch in den Öschberghof”, erklärt Jürgen Klopp.

Wenn seine Borussen kommenden Mittwoch abreisen, mieten sich die Bayern ein. Und vor den Dortmundern war schon der VfB Stuttgart da. Keine Frage: Wenn der BVB am Ende der Saison in der Tabelle zwischen diesen beiden Klubs landen würde, wären in Dortmund alle zufrieden.