Essen. Eigentlich wollten die öffentlich-rechtlichen Sender aus der Live-Berichterstattung über die Tour de France aussteigen. Warum ARD und ZDF entgegen ihrem Willen nun aber doch wieder Live-Bilder von der Tour de France zeigen.
Sommer, Tour de France, Fernsehen – in Frankreich gehört dies so selbstverständlich zur heißen Jahreszeit wie die großen Ferien oder das Glas Rosé zur Bouillabaisse. In Deutschland dagegen sind die rosa Radsport-Zeiten vorbei. Kein Jan Ullrich mehr auf Frankreichs Straßen, keine magenta-farbenen Trikots mehr im Feld, immer neue Doping-Enthüllungen: Vorbei ist's mit dem einst beliebtesten Sommer-Programm. 2008 erreichte das ZDF mit der ersten Etappe nur noch sechs Prozent der Zuschauer.
Wenn die Tour am morgigen Samstag in Monaco Fahrt aufnimmt, sind ARD und ZDF trotzdem wieder dabei. Allerdings nur noch mit Minimal-Programm: rund eine Stunde am Tag. Mehr Tour gibt's in diesem Jahr nur bei Eurosport.
Die Pariser übertragen unverdrossen jede Etappe in voller Ausführlichkeit. In der Regel steigt Eurosport um 14.30 Uhr ein und bleibt drei Stunden auf Sendung. Bei Schlüsseletappen werden's schon mal fünf.
„Wer eine journalistische Aufbereitung in komprimierter Form sehen will, ist bei uns richtig”, wirbt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz für die öffentlich-rechtliche Variante. Die beginnt am Samstag um 18.30 und endet um 19.45 Uhr. Regel-Sendezeit für ARD und ZDF ist 16.30 bis 17.30 Uhr. Eine halbe Stunde ist für Live-bilder vorgesehen, der Rest für Hintergrundberichte mit dem Schwerpunkt-Thema Doping.
Dabei hatte die ARD im Oktober 2008 angekündigt, aus der Live-Berichterstattung aussteigen zu wollen. Nur: Da übersahen die Veranwortlichen, dass der Vertrag zwischen Europäischer Rundfunk-Union (EBU), die im Auftrag von ARD und ZDF die Rechte bis 2011 gekauft hatte, und dem Veranstalter eine Sendepflicht beinhaltet.
In Paris könnte Eurosport-Programmdirektor Arnaud Simon in Erwartung stark erhöhter Quoten die Champagnerkorken knallen lassen. Zumindest öffentlich hält er sich aber sehr zurück. „Ich finde das ein bisschen schade”, sagte er dieser Zeitung, „die Tour de France als ein Höhepunkt des Sportjahres hätte die größte Plattform verdient.”