Essen. DLV-Sportdirektor Jürgen Mallow kann die Doping-Aussagen des Diskus-Vizeweltmeisters Robert Harting nachvollziehen: „Ich habe Verständnis für die Emotionen von Robert Harting. Aber ich hoffe, er meint seine Aussagen nicht ernst.“

Der Berliner Robert Harting gehört zu den Sportlern, die sich den Mund nie verbieten lassen. Die ganz klar sagen, wenn sie etwas stört. Ein Blick auf die Homepage des 24-Jährigen http://www.derharting.de/ gewährt Einblicke in das Selbstverständnis des Werfers, der sich auch mal gerne mit Ketten, leicht bekleideten Frauen und muskulös-nacktem Oberkörper abbilden lässt. Er ist es auch, der seinen Konkurrenten manchmal ohne Beweise unterstellt, dass sie ihre Leistungen nicht sauber bringen. Verbiegen lässt er sich nicht.

Und jetzt ist er wieder in der Diskussion. Diesmal stellte sich der Diskus-Vizeweltmeister die Frage, ob das Dopingverbot überhaupt durchsetzbar ist. Im Mannheimer Morgen wird er wie folgt zitiert: „Wo Geld ist, wird gedopt. Eigentlich ist es sinnlos, gegen diese Tatsache anzukämpfen.“ Und er stellt sich die Frage, ob Doping nicht in „irgendeiner Form“ erlaubt werden sollte. Am heutigen Mittwoch schreibt er auf seiner Homepage: „Es ist offensichtlich, dass ich natürlich nicht für Doping stehe sondern lediglich den Sinn des Antidopingkampfes in die Relativität mit seinem Aufwand und seinem Nutzen bzw. seinem Erfolg gesetzt habe.“

Jürgen Mallow: Doping ist krimininelles Vergehen

Der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes Jürgen Mallow hat Verständnis für den emotionalen Ausbruch seines Weltklasse-Werfers, aber: „Wir möchten Doping vermeiden und wir nennen Doping ein kriminelles Vergehen.“ Jürgen Mallow lässt sich aber auf das Gedankenspiel ein, was nach einer Freigabe passieren würde: „Wenn wir als Verband laut darüber nachdenken würden, wären wir sofort aus der staatlichen Förderung raus. Das würde das Überleben unserer Sportart gefährden.“

Und so hat der Sportdirektor mit Erleichterung die Relativierung der Hartingschen Doping-Aussagen zur Kenntnis genommen. Und er hofft, dass die Diskussion möglicherweise auch das Publikum sensibilisiert. Das deutsche Team bedrücke der Gedanke, dass nachweislich Athleten dopen, so Mallow. Und ein Charakterkopf wie Robert Harting trägt seine Gedanken dann schnell in die Öffentlichkeit. Aber durch diese von Harting angestoßene Diskussion, in der sicherlich auch viel Resignation steckt, könnte auch das Publikum nachdenklich gestimmt werden: „Wir erwarten, dass die deutsche Öffentlichkeit die Leistung der deutschen Athleten auch unter diesen Aspekten bewertet.“ Natürlich seien nicht alle vor den Deutschen Platzierten gedopt, aber: „Wir wissen, dass viele gedopt sind.“ Das Manipulations-Thema wird der Leichtathletik erhalten bleiben.