Essen. Nichts scheint mehr unmöglich - die Trainer-Rotation in der Bundesliga nimmt immer grotesker Züge an. Während wir den zunehmenden Verlust an Seriosität beklagen, übt das Spektakel doch auch einen nicht zu leugnenden Reiz auf uns aus. Ein Kommentar
Wer kommt als Nächster? Jürgen Klinsmann zurück zu den Bayern? Kevin Keegan zum HSV? Sage niemand mehr: Unmöglich!
Was waren das noch für Zeiten, als vom Trainer-Karussell in der Bundesliga gesprochen wurde. Ein geradezu verniedlichender Vergleich angesichts der Geschwindigkeit, mit der Fußball-Lehrer heutzutage rotieren. Jupp Heynckes, einer jener aus der Mode gekommenen Trainer mit Prinzipientreue, spricht kopfschüttelnd von einem „Tollhaus“, Oliver Bierhoff sieht gar die Seriosität des ganzen Produkts Bundesliga aufs Spiel gesetzt.
Seriosität? Würde Bernie Ecclestone die Liga gehören, er könnte sich vor Begeisterung kaum noch beruhigen. Schließlich: Mehr Spektakel geht kaum. Und dafür pflegt der Formel-1-Boss bekanntlich sogar mitten in der Saison die Regeln zu ändern. Wenn es doch der Quote dient ...
Die Fußball-Bundesliga, hören wir da Kritiker schon reflexartig sagen, ist gottlob nun einmal keine Formel 1. Erst recht kein Profiboxen, wo Lasershows längst wichtiger geworden sind als linke Geraden und unter den Fans offenbar eine kaum zu stillende Sehnsucht herrscht, veräppelt zu werden.
Aber drängt das Spektakel inzwischen nicht auch im Fußball die rein sportlichen Aspekte immer mehr in den Hintergrund? Sicher, für die meisten Fans zählen hier immer noch in erster Linie Tore und Tabellen. Die jüngsten Entwicklungen mit einem fast stündlichen Heuern und Feuern, das selbst Insider den Überblick verlieren lässt, wer eigentlich gerade für welchen Klub im Einsatz ist, stellen jedoch eine nicht gering zu schätzende Gefahr dar. Allerdings mehr fürs Ansehen als ernstzunehmender Sport denn für die Zuschauer-Resonanz.
Wenn jetzt ausgerechnet Eintracht Frankfurts Vorstands-Chef Heribert Bruchhagen, der bisher wie kaum ein anderer in der Branche für Seriosität statt für Schnellschüsse stand, einen Christoph Daum aus dem Hut zaubert, dann weiß man, was die Stunde geschlagen hat.
Aber selbst wer die Tendenz zum Kirmesrummel sieht und bedauert, muss einräumen: Die Vorstellung, in den nächsten Bundesliga-Wochen die Duelle Magath gegen Daum oder Rangnick kontra Magath zu sehen, hat schon ihren Reiz ...