Frankfurt. . Christoph Daum steigt wie Phönix aus der Asche und kehrt auf die Bundesliga-Bühne zurück: Der abstiegsbedrohte Fußball-Erstligist Eintracht Frankfurt gibt Daum eine neue Chance. Die Hessen trennten sich am Dienstag von Chefcoach Michael Skibbe.

Christoph Daum steigt wie Phönix aus der Asche und kehrt auf die Bundesliga-Bühne zurück: Der abstiegsbedrohte Fußball-Erstligist Eintracht Frankfurt gibt dem früheren Stuttgarter Meistertrainer eine neue Chance. Die Hessen trennten sich am Dienstag von Chefcoach Michael Skibbe - Nachfolger ist überraschend der 57-jährige Daum, der bis Sommer 2010 bei Fenerbahce Istanbul tätig und seitdem beschäftigungslos war.

"Ich will eine Aufbruchsstimmung in Frankfurt erzeugen. Mein Wunsch ist es, dass der 1. FC Köln und die Eintracht drin bleiben. Frankfurt zu übernehmen, ist für mich kein Rückschritt", sagte Daum dem Kölner Express: "Die Eintracht ist ein Traditionsverein mit Riesenpotenzial. Ich bin kein Feuerwehrmann, ich bin ein Konzept-Trainer. An die 2. Liga denke ich daher nicht."

Im Falle des Klassenerhalts soll sich der bis zum Saisonende gültige Vertrag um zwei Jahre verlängern. "Erstmal muss schnellstmöglich das Ziel Klassenerhalt geschafft werden, dann können wir an die Planungen gehen. Wir wollen über die Saison hinaus zusammenarbeiten", sagte Daum Sport-Bild Online: "Ich gehe die Aufgabe hochmotiviert an. Ich bin jetzt 25 Stunden am Tag für die Eintracht da."

Am Mittwoch wird Daum das erste Training bei der Eintracht leiten, die sich trotz des ersten Rückrundensieges am vergangenen Samstag durch das 2:1 gegen den FC St. Pauli zu Skibbes Beurlaubung entschieden hatten. Die Eintracht hatte trotz des Sieges eine enttäuschende Leistung abgeliefert.

"Wir haben uns zu diesem Schritt durchgerungen, weil es in der Rückrunde deutliche Leistungseinbuße gab. Es ist eine Entscheidung aus Verantwortung gegenüber dem Verein", begründete Eintracht-Vorstandsboss Heribert Bruchhagen den Trainerwechsel und fügte hinzu: "Wir sind der Überzeugung, dass wir das Ziel Klassenerhalt auch mit einem neuen Trainer erreichen."

Bruchhagen hatte Skibbe am Dienstag vor dem Training persönlich informiert. "Es ist nie schön einen Trainer zu entlassen, den man selber geholt hat. Das ist auch ein Eingeständnis, das man hilflos ist gegen den Abwärtstrend. Ich trage mindestens genauso viel Verantwortung", sagte Bruchhagen. Gerüchte, wonach Skibbe eine Abfindung von zwei Millionen Euro erhalte, dementierte der 62-Jährige.

Skibbe äußerte sich "natürlich enttäuscht". Er sei sicher, dass er den Klassenerhalt geschafft hätte. Der 45-Jährige äußerte aber auch Verständnis für die Entlassung. "Die Bilanz und Entwicklung der Rückrunde war sehr unglücklich. Wir haben es nicht geschafft, besseren und vor allem erfolgreichen Fußball zu spielen", erklärte Skibbe und wünschte der Eintracht unter Daum "alles Gute".

Die Mannschaft, von der sich Skibbe am Vormittag vor dem Training verabschiedet hat, bedauerte die Entscheidung. "Auch wenn wir in den letzten acht Wochen nicht so stark gespielt haben, hat Skibbe super Arbeit geleistet. Die Entscheidung ist sehr schade für ihn. Für mich kam die Trennung sehr überraschend, das muss ich erst verarbeiten", sagte Abwehrspieler Maik Franz.

Die Entscheidung gegen Skibbe sei laut Bruchhagen am Sonntag gefallen. Danach habe er dann "ein sehr langes Gespräch" mit Daum geführt. Der Fußballlehrer war langjähriger Coach des 1. FC Köln, von Bayer Leverkusen und des VfB Stuttgart, den er 1992 zum Titel führte. Aufgrund seiner Kokain-Affäre im Jahr 2000 hatte Daum seine Bundestrainer-Karriere verspielt. Erst beim 1. FC Köln (2006 bis 2009) feierte er sein Deutschland-Comeback als Trainer. Danach ging er das erneute Engagement in der Türkei bei Fenerbahce ein. Dort konnte Daum allerdings die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Mit einer Abfindung von geschätzt 2,4 Millionen Euro wurde sein Abschied vom Bosporus versüßt.

Skibbe besaß noch einen Vertrag bis 30. Juni 2012. Die Trennung bedeutet den zehnten vorzeitigen Trainerwechsel in dieser Bundesliga-Saison. Damit setzte sich das große Stühlerücken der Trainer im deutschen Fußball-Oberhaus fort.

In der vergangenen Woche hatten Michael Oenning (Hamburger SV, vorher Assistent beim HSV), Felix Magath (VfL Wolfsburg, vorher Schalke 04) und Ralf Rangnick (Schalke 04, zuletzt 1899 Hoffenheim) neue Klubs übernommen. Am Montag hatte außerdem Bayer Leverkusen die Trennung von Jupp Heynckes zum Saisonende bestätigt und Robin Dutt zur neuen Spielzeit als Nachfolger bestimmt. Marcus Sorg wird dafür neuer Chefcoach in Freiburg. Am Saisonende scheidet zudem Louis van Gaal beim deutschen Rekordmeister Bayern München aus; der FC Bayern bemüht sich um Heynckes. Die Verhandlungen mit dem 65-Jährigen sollen nach SID-Informationen während der Länderspielpause aufgenommen werden. (sid)