Essen. . Gerade erst suchte die halbe Liga angeblich nach der Klopp-Kopie - jetzt dreht sich das Karussell ein Stückchen weiter: Jupp Heynckes (65) und Otto Rehhagel (72) sind gefragt. Ein Kommentar.
Kommen die modernen Fußball-Trainer jetzt etwa auch schon wieder aus der Mode? Gerade erst suchte die halbe Liga angeblich nach der Klopp-Kopie – ersatzweise nach einem Klon von Thomas Tuchel oder Robin Dutt – da hat sich das Karussell erneut ein Stückchen weiter gedreht.
Plötzlich sind wieder andere die gefragtesten Typen. Nummer eins: „Senior“ Jupp Heynckes (65 Jahre), der die freie Auswahl hat zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern. Und mit Otto Rehhagel (72) steht einer aus der ganz alten Garde auf Schalke offenkundig in den Startlöchern, um im Zweifel kurzfristig die Schäden zu beseitigen, die Felix Magath beim rabiaten Umbau des Vereins angerichtet hat.
Einen Umbauversuch hat auch Trainer Louis van Gaal bei den Bayern gestartet. Vordergründig ist der Niederländer an den Ergebnissen in der Liga gescheitert, in zweiter Reihe aber wurde van Gaal auch sein sportlicher Allmachtsanspruch zum Verhängnis, der konträr zu Anspruch und Erfahrung der Bayern-Bosse steht. Van Gaal ist ein Einzelkämpfer, mit allen positiven wie negativen Folgen, mit konsequenter Haltung, die schnell in Sturheit und Beratungsresitenz umschlagen kann. Van Gaal ist wie Felix Magath jemand, der seinen Weg geht. Und zwar nur seinen, allein schon, weil er keinen anderen Weg akzeptiert.
Diese Abhängigkeit von einer Person gerät gerade schwer außer Mode, doch der Bedarf an autokratischen Trainer-Typen wird nie gestillt werden. Der Grad der Verzweiflung muss nur groß genug sein – wie etwa beim Hamburger SV oder dem VfL Wolfsburg, die alsbald der Versuchung erliegen könnten, alles auf eine Karte zu setzen.
Der Fußball ist oft schneller als alle seine Analysten. Sobald die einen neuen Trend ausgemacht haben, ist er zumeist schon wieder vorbei. Von gestern sozusagen. Aber früher oder später eben auch wieder total in.