Essen. . Der FC Bayern hat nach dem 2:3 in Köln 15 Punkte Rückstand auf Tabellenführer Dortmund. Der Auftritt der Münchener war ein kollektives Totalversagen. Präsident Uli Hoeneß droht Trainer Louis van Gaal. Ein Kommentar.
Das beste Argument, sagte der Bayern-Präsident Uli Hoeneß vor zwei Wochen, „ist immer die Tabelle. Daher bin ich im Augenblick unruhig.“ Seine Unruhe hat sich am Samstag nach dem desaströsen Auftritt der Münchener in Köln mächtig gesteigert. Hoeneß vermied öffentlich neuerliche Aussagen, er hatte schließlich jüngst in einem Interview mit seinem Hausblatt, der Süddeutschen Zeitung, alles Wesentliche gesagt: Er werde energisch eingreifen, „wenn ich spüre, dass die Champions League-Qualifikation in Gefahr ist“. Dies sei „ja auch bei Klinsmann so“ gewesen.
Was Hoeneß nicht mehr aussprechen musste: Er drohte Trainer Louis van Gaal wenig verklausuliert mit der Entlassung. Dessen Vor-Vorgänger Klinsmann schließlich hatten die Bayern im Frühjahr 2009 nach dem 29. Spieltag vor die Tür gesetzt. Zur Erinnerung: Die Bayern lagen damals auf Platz 3, mit gerade drei Zählern Rückstand auf Tabellenführer Wolfsburg. Der Punkt scheint angesichts von Platz fünf und 15 Zählern Rückstand auf den bereits gefühlten Meister Dortmund nicht mehr fern, an dem Hoeneß seine Wucht als Gesicht des FC Bayern in die Waagschale wirft. Für den gleichermaßen selbstbewussten wie streitbaren Trainer Louis van Gaal drohen langsam auch die Meriten des starken Saisonendspurts 2009/2010 zu verblassen.
Der Auftritt der Münchener in Köln hat alle Defizite dieser Mannschaft offengelegt. Der Auftritt war die Karikatur einer Spitzenmannschaft, ein kollektives Totalversagen. Während offensive Extra-Klasse vorhanden ist, geht der Defensiv-Verbund selbst bei Wohlgesonnenen nicht mehr als nationale Klasse durch. Die Probleme in der Innenverteidigung sind offensichtlich, dem vermeintlichen Zentrum des Spiels im defensiven Mittelfeld ist spätestens nach dem Verkauf von Mark van Bommel und der Versetzung von Bastian Schweinsteiger in eine offensivere Position jegliche prägende Kraft genommen – und der Torwartwechsel von Hansjörg Butt zu Thomas Kraft hat am Samstag nur Argumente für eine Verpflichtung von Manuel Neuer geliefert. Bei all’ diesen Entscheidungen aber war van Gaal die treibende Kraft. Er wird sie auch verantworten müssen.
Erster Profiteur der bayerischen Schlafmützigkeit sind die Dortmunder Borussen, die sich „langsam totlachen müssen“, wie Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge argwöhnte. Der BVB aber lacht sich nicht tot, er spielt einfach weiter seinen dominanten Fußball, der derzeit das Maß aller Dinge ist. Und so fehlt selbst den kreativsten Köpfen langsam jegliche Phantasie, sich für den 14. Mai etwas anderes vorzustellen als die Meisterfeier in Dortmund. Einzig BVB-Trainer Jürgen Klopp wird das vermutlich erst am 15. Mai zugeben.