Essen. . Nach den stümperhaften Auftritten bei der Weltmeisterschaft geht es um die Zukunft des deutschen Handballs. Vor allem um Chancen für den einheimischen Nachwuchs. Und um die Frage, ob Heiner Brand Bundestrainer bleibt.

Heiner Brand war nicht nur wütend, nicht nur enttäuscht, nicht nur verärgert, als seine Handball-Nationalmannschaft bei der WM in Schweden mit teilweise stümperhaften Auftritten viele Möglichkeiten und Sympathien verspielte. Am Ende wirkte der 58-Jährige auch persönlich beleidigt. „Da gibt es schon Internetforen, in denen die Frage gestellt wird: Ist Brand noch der Richtige?“ erregte er sich und befand: „Das muss ich mir nicht mehr antun!“

Doch! Diese Frage muss sich auch ein Heiner Brand gefallen lassen. So wie jeder Bundestrainer. Auch ein Franz Beckenbauer wurde im Laufe seiner Amtszeit immer wieder in Frage gestellt. Und der ist für den deutschen Fußball das gleiche, was Brand für den Handball darstellt: Die absolute Galionsfigur. Das stellt beide aber nicht über jede Kritik. Jetzt kommt alles auf den Prüfstand.

Wie kann es sein, dass der größte Handball-Verband der Welt mit beinahe 850 000 Mitgliedern, 4600 Vereinen und 33 000 Mannschaften mit seiner Nationalmannschaft seit dem WM-Triumph von 2007 immer weiter nach unten absackt? Wieso lässt sich aus der Bundesliga – ziemlich unbestritten die stärkste Liga der Welt – keine bessere Auswahl an Spielern zusammenbauen? Die Fragen sind nicht neu, aber sie werden nach der verpatzten WM in Schweden wieder verstärkt gestellt. Und das ist gut so.

Denn gerade die herausragende Qualität der Bundesliga erschwert es deutschen Nachwuchsspielern, im „Oberhaus“ ihres Landes Fuß zu fassen. In Top-Vereinen wie dem THW Kiel, dem HSV Hamburg, den Rhein-Neckar-Löwen, der SG Flensburg-Handewitt oder dem VfL Gummersbach, die sich national und international mit Gegnern auf höchstem Niveau messen, setzen die Trainer lieber auf gestandene Weltklassespieler statt auf Talente, die erst noch wachsen müssen.

Brand fordert eine Quotenregelung

Seit Jahren fordert Heiner Brand – neben mehr Vorbereitungszeit für die Nationalmannschaft – eine Quotenregelung, die dem deutschen Handball-Nachwuchs Spielmöglichkeiten in der Bundesliga garantiert. Bisher biss er damit bei den Vereinen auf Granit. Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann wies auch jetzt sogleich auf die juristischen Probleme einer Quote hin. „Das wird sich rechtlich nicht machen lassen,“ sagte er mit Blick auf die EU-Gesetze, die die freie Wahl des Arbeitsplatzes innerhalb der europäischen Gemeinschaft garantieren.

Demgegenüber hat Bob Hanning, Manager der Füchse Berlin und Mitglied der „Task Force“, die am Freitag ihre Arbeit aufnimmt, die Möglichkeit einer freiwilligen Selbstverpflichtung ins Gespräch gebracht. Pro Verein sollten künftig drei bis vier deutsche U23-Spieler auf dem Spielberichtsbogen stehen, so sein Vorschlag. Andere Klubs gingen bereits auf Distanz. Die Verhandlungen werden auf alle Fälle eines: Hart.