Mönchengladbach.

Nach dem 3:1-Erfolg von Bayer Leverkusen bei Schlusslich Borussia Mönchengladbach, mit dem die Werkself wieder den zweiten Tabellenplatz zurückeroberte, drehte sich alles um den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft.

Aufrechte Haltung, fordernde Bewegungen, umsichtige Spielweise: Michael Ballack ist zurück auf der Bühne Bundesliga, zum Comeback durfte er mit Bayer Leverkusen einen 3:1-Erfolg bei der dem Abstieg entgegentaumelnden Mönchengladbacher Borussia feiern. Dieses Resultat, mit dem sich die Leverkusener auf Platz zwei vorschoben, dürfte bei Bayer und Ballack für Beruhigung sorgen. Denn hinter den Kulissen gärte es in den vergangenen Tagen.

Bei der mit 1:3 gegen Borussia Dortmund im eigenen Stadion erlittenen Demütigung hatte Leverkusens Trainer Jupp Heynckes den wiedergenesenen Star auf der Bank sitzen lassen. In den Tagen danach ließ Ballack wissen, er habe gelernt, geduldig zu sein, nun aber sei er bereit. Was natürlich heißen sollte: Trainer, ich will spielen! Heynckes aber ließ sich nicht unter Druck setzen. Auch in Gladbach, wo der Ur-Borusse Heynckes jeden Rasenhalm kennt, fand er für den 34-Jährigen keinen Platz in der Anfangsformation.

Als Ballack dann in der 56. Minute den verletzten Sidney Sam ersetzen musste, wurde er nicht mehr als Lösungsanbieter für schwierige Aufgaben benötigt. Leverkusen führte bereits 2:0, die nun schon seit zwölf Heimspielen sieglosen Gladbacher standen sich trotz guten Willens zu oft selbst im Weg. Michal Kadlec hatte in der 37. Minute den ersten Schuss auf das Gladbacher Tor per Freistoß in den Winkel gesetzt, und der kleine Gonzalo Castro hatte mit einem Kopfballtor direkt vor der Pause die Abwehr bloßgestellt.

Kurze Sicherheitspässe

Für Ballack verschob Heynckes die Figuren im Mittelfeld: Der Nationalmannschafts-Kapitän im Wartestand bildete mit Simon Rolfes ein in der DFB-Auswahl erprobtes Sechser-Duo. Oft beschränkte sich der Routinier, der sich am dritten Spieltag dieser Saison zum zweiten Mal im Jahr 2010 schwer verletzt hatte, auf kurze Sicherheitspässe. Ab und zu aber ließ er auch alte Klasse erkennen – vor allem bei einer wunderbaren Vorlage für Stefan Kießling, der sich aber beim Schussversuch von Martin Stranzl stören ließ.

Gladbachs in der Winterpause verpflichteter Innenverteidiger hatte den Borussen kurz zuvor in der 65. Minute mit einem prächtigen Volleyschuss in den Knick die Hoffnung zurückgegeben. Doch als acht Minuten später Mike Hanke mit einem Kopfball an dem großartig parierenden René Adler scheiterte, verpasste Leverkusen den Gladbachern im direkten Konter den entscheidenden Stich: Gonzalo Castro entschied die Partie mit seinem zweiten Treffer. „Das zeichnet Spitzenmannschaften aus“, lobte Heynckes, der Bayer aber bei elf Punkten Rückstand nicht zum BVB-Jäger ausrufen wollte: „Dazu hätten wir gegen Dortmund gewinnen müssen.“

Heynckes schwärmt

Zu Michael Ballack hatte er auch etwas zu sagen. Gerüchte, nach denen der enttäuschte Star sogar einen kurzfristigen Wechsel nach Wolfsburg in Erwägung ziehen würde, nannte er „verwunderlich“. Dass ein Mann dieser Qualität ins Team dränge, sei nachzuvollziehen, meinte Heynckes. Das abschließende Urteil des Trainers fiel fast schwärmerisch aus: „Michael Ballack hat der Mannschaft geholfen, er hat sehr souverän agiert und einige gute Pässe gespielt.“

Der Gepriesene selbst genoss es besonders, wieder von den Fans gefeiert zu werden. „Das war ein wunderbares Gefühl“, sagte Ballack und kam Heynckes auf dem holprigen Pfad der Harmonie ein paar Schritte entgegen: „Wenn man so lange verletzt ist und sich dann wieder ranarbeitet, will man natürlich spielen. Es war gut, bei einer 2:0-Führung reinzukommen, da ist es für einen Einwechselspieler einfacher.“

Am Freitag kommt Hannover nach Leverkusen. Es wäre erstaunlich, wenn Heynckes es dann erneut wagen würde, Ballack einen Platz auf der Bank zuzuweisen.