Kristianstad. . Ein unglückliches 26:24 (13:13) musste die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der WM in Schweden gegen Spanien hinnehmen. Torhüter Johannes Bitter überzeugte im Kasten.

So tief enttäuscht hat man Dominik Klein vielleicht noch nie gesehen. "Das ist so bitter, einfach bitter", sagte der Linksaußen der deutschen Handball-Nationalmannschaft wenige Minuten nach dem 24:26 (13:13) gegen Spanien bei der WM in Kristianstad. "Wir waren so nah dran", trauerte auch Bundestrainer Heiner Brand dem verpassten Sieg nach, "heute wäre es möglich gewesen." Als das Brand-Team knapp 13 Minuten vor Schluss mit drei Toren in Führung lag, durfte sogar vom Halbfinale geträumt werden. Doch dann folgte ein Alptraum: Ein komplett-kollektiver Blackout in der Schlussphase schien alle zu lähmen. Statt ins spanische Tor flogen die Bälle nur noch ins Nirgendwo, und dann war’s vorbei. Die Folgen: Wenn am Mittwoch gegen Frankreich (18.15 Uhr) nicht wenigstens ein Punkt geholt wird, sind nicht nur die Halbfinal-Chancen fast schon verspielt, dann droht sogar das Aus nach der Vorrunde.

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Kapitän Pascal Hens suchte hinterher nach Erklärungen. "Vielleicht haben wir plötzlich Angst vor der eigenen Courage bekommen", rätselte er, "so hat’s jedenfalls gewirkt. Wir haben völlig den Kopf verloren." Der Untergang begann, als Adrian Pfahl beim Stand von 21:18 in der 49. Minute mit einem Tempogegenstoß am spanischen Torhüter Arpad Sterbik scheiterte. Von dieser Sekunde an schien jeden deutschen Spieler vor dem gegnerischen Kasten Panik zu befallen. Ob Pascal Hens, Sven-Sören Christophersen, Holger Glandorf oder noch mehrmals Adrian Pfahl: Ihre Wurfversuche waren für den eingebürgerten Serben im Tor der Spanier keine echten Probleme mehr.

"Als die Spanier ihre Abwehr umstellten, kamen wir damit einfach nicht mehr klar", lieferte Mittelmann Michael Haaß die Erklärung für das komplette Auseinanderfallen des deutschen Angriffsspiels. Der Göppinger: "Der offensive Indianer vor der Abwehr hat uns völlig aus dem Konzept gebracht. Dabei wissen wir eigentlich, was dagegen zu tun ist. Das haben wir schließlich zwei Wochen lang trainiert."

Dort setzte auch die Kritik von Heiner Brand an, der meinte: "Auch wenn man müde ist, muss man die abgesprochenen Sachen durchziehen." Davon abgesehen nahm der Coach aber dennoch viele positive Erkenntnisse mit in die Nacht. Zum Beispiel: Ein Johannes Bitter in dieser Form kann jeden Gegner zur Verzweiflung bringen. Bei den Spaniern schien es fast so weit zu sein - bis ihr Trainer Valero Rivera mit dem Abwehr-Umbau sozusagen seine letzte Karte ausspielte.

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Von Anfang an hatten die Deutschen zudem gegen die schwere Belastung von früh kassierten Zeitstrafen zu kämpfen. Michael Haaß musste schon in der achten Minute zum zweiten Mal für zwei Minuten vom Spielfeld, nach einer guten Viertelstunde war’s auch bei Sebastian Preiß so weit. Ausgerechnet die beiden Spieler im Mittelblock der Abwehr durften keine weitere Bestrafung mehr riskieren, sonst wären sie mit der roten Karte ganz ausgeschlossen worden. Preiß erwischte es nach rund 40 Minuten nach einer Fußabwehr tatsächlich noch, ihm folgte in der Endphase Lars Kaufmann, weil er bei einem Wechsel zu früh aufs Spielfeld getreten war. Beschweren wollte sich dennoch niemand über die ausgesprochen kleinliche Spielleitung der dänischen Schiedsrichter Olesen/Pedersen. "Die haben ihre Linie halt durchgezogen", sagte Michael Haaß, `als Ausrede für unsere Niederlage will ich das nicht benutzen." Und Dominik Klein: "Die frühen Strafen waren schon eine Belastung für uns. Aber wir haben nicht deswegen verloren. Wir hätten ja sogar trotzdem gewinnen können."

Mit Frankreich wartet am Mittwoch nun der dickste Brocken auf das deutsche Team. Eine Chance gibt’s da nur, wenn ein erneuter Kraftakt gelingt. Unwahrscheinlich, dass Christian Sprenger dann dabei sein kann. Der Rechtsaußen schied elf Minuten vor Schluss mit neuen Muskelproblemen in der Wade aus. Heiner Brand: "Es sieht so aus, als müsse ich Patrick Groetzki jetzt nachnominieren."