Lund. .
Die deutschen Handballer haben zum Auftakt der WM in Schweden ihre Pflichtaufgabe gegen Ägypten erfüllt. Vor allem WM-Debütant Uwe Gensheimer glänzte beim 30:25-Erfolg des DHB-Teams.
Ihre richtige WM-Form haben die deutschen Handballer zwar noch nicht so ganz gefunden, immerhin aber haben sie seit Freitag einen neuen Star. Linksaußen Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar-Löwen war unbestritten der Vater des 30:25 (15:12)-Auftaktsieges der Nationalmannschaft in Lund über Ägypten, erzielte mit neun Toren die meisten Treffer und verpasste nur knapp den WM-Rekord von elf Toren eines deutschen Spielers, den sich bisher drei Kollegen teilen.
Einer davon schlug dem 24-jährigen Mannheimer nach der Partie kräftig auf die Schulter. „Tut mir ja furchtbar leid, dass der Rekord noch gehalten hat“, gratulierte Stefan Kretzschmar dem Sieger des Tages. Kretzschmar, Florian Kehrmann und DDR-Auswahlspieler Ingolf Wiegert hatten das Kunststück zuvor fertig gebracht. Gensheimers Antwort: „Abwarten. Zum Glück kommen ja noch ein paar Spiele.“ Schon am Sonntag gegen den krassen Außenseiter Bahrain (16.15 Uhr/ARD) könnte die alte Marke unter Umständen fallen. „Wenn’s dann nicht klappt, kapiere ich gar nichts mehr“, scherzte „Kretzsche“, der als Experte für die TV-Sender ARD und Sport1 in Schweden unterwegs ist.
Gegen die Ägypter packte Gensheimer so ziemlich das komplette Wurf-Repertoire aus, das ein Handballer beherrschen kann. Er schloss jeden Tempogegenstoß eiskalt ab, er hämmerte auch mal einen Sprungwurf aus dem Rückraum ins Netz, er zwirbelte die Bälle von links außen und vom Kreis am gegnerischen Torhüter vorbei. Seine Top-Leistung rundete Gensheimer zudem mit einer gelungenen Vorstellung in der Abwehr ab, wo die einst von Torsten Jansen so vorzüglich ausgefüllte Position keineswegs als Schwachpunkt auffiel. Die Ehrung zum „Man of the Match“ durch die zuständige Jury fand diesmal nicht den geringsten Widerspruch
Sonst gab’s im deutschen Team neben einigen Lichtblicken auch noch reichlich Schatten. Zwar bestand praktisch kaum einmal die Gefahr, dass der Auftakt gegen die unbequemen Ägypter verloren gehen könnte, trotzdem war’s eher ein Kraftakt des deutschen Team als ein spielerisch glanzvoller Auftritt. `Ein Pflichtsieg war’s“, lautete die Einschätzung von Torhüter Silvio Heinevetter, „das Schönste daran sind die zwei Punke.“
Bitter hinterließ den stärkeren Eindruck
Der Berliner war von Bundestrainer Heiner Brand in die Anfangsformation gestellt worden. Ob er jetzt aber schon als neue „Nr. 1“ im Tor gelten kann, bleibt vorerst offen. Denn Johannes Bitter, der in der Schlussphase eingewechselt wurde, hinterließ am Freitag den stärkeren Eindruck.
Überhaupt bleiben bei der Suche nach der „ersten sieben“ der deutschen WM-Mannschaft vorerst einige Fragen unbeantwortet. Gestern ließ Brand während der kompletten Spieldauer Oliver Roggisch, Lars Kaufmann, Dominik Klein und Sven-Sören Christophersen auf der Bank schmoren. Gegen Bahrain dürften auch sie ihre Chance erhalten, denn die eingesetzten Kollegen konnten längst nicht hundertprozentig überzeugen.
Zu den positiven Erkenntnissen zählte immerhin dieses: Mit Adrian Pfahl hat neben Gensheimer noch ein weiterer deutscher Spieler ein vielversprechendes WM-Debüt hingelegt. Und das auf der für den Halbrechten ungewöhnlichen Rechtsaußen-Position. „Vorher war ich doch ganz schön nervös“, erzählte Pfahl hinterher, „von daher bin ich froh, dass ich so gut reingekommen bin.“ Dies gelte im übrigen für das ganze Team: „Wir wussten selbst nicht, wo wir stehen. Jetzt haben wir gesehen, dass wir eine gute Manschaft sein können.“ Zumindest phasenweise…