New Orleans. Patrick Mahomes und die Chiefs erleben eine Demütigung im Super Bowl. Philadelphia Eagles bestrafen mit Erdrutschsieg auch Donald Trump.
Natürlich war es spannend zu beobachten, wer den 59. Super Bowl in New Orleans gewinnen würde. Schon wieder die Kansas City Chiefs? Zum vierten Mal in sechs Jahren? Oder doch die Philadelphia Eagles, als Revanche für das 35:38 vor zwei Jahren in Glendale/Arizona? Nicht minder Aufmerksamkeit erzeugte der historische Besuch von Donald Trump im Ceasars Superdome unweit des Mississippi. Nie zuvor war ein US-Präsident beim Finale der National Football League im Stadion gewesen. Als Oscar- und Grammy-Gewinner Jon Batiste gefühlvoll vor dem Kick-off die Nationalhymne Star-Spangled Banner sang, wurde Trump den 65.719 Zuschauern auf die Leinwand gespielt. Die Reaktion? Weit mehr Ovation denn Zweifel und Buh-Rufe.
Super Bowl: Eagles erteilen Chiefs eine Abreibung
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Beim Patriotismus waren sich Eagles- und Chiefs-Fans vielleicht noch einig. Eine besondere Genugtuung erfuhren die Adler aus Pennsylvania allerdings durch den 40:22 (24:0)-Erdrutschsieg, der ersehnten Wiedergutmachung für 2023. Trump hatte vor dem Super Bowl ein Interview aufgezeichnet, das pünktlich zum weltweit wichtigsten Einzelsportereignis auf seinem Haussender Fox ausgestrahlt wurde. Darin nannte der 78 Jahre alte Republikaner Chiefs-Star Patrick Mahomes einen „großen, großen Quarterback“, der es „wirklich versteht, zu gewinnen“. Dessen Gattin Brittany sei zudem eine Anhängerin von Trumps „Make America Great Again“-Kampagne. Ein Wort über die Eagles, die 2018 nach ihrem Super-Bowl-Triumph auf den obligatorischen Besuch im Weißen Haus während Trumps erster Präsidentschaft verzichtet hatten? Nein!

Die Antwort darauf gaben die Eagles im Superdome von New Orleans – allerdings nicht mit Donald Trump als Adressaten, der für ein Novum gesorgt hatte beim Super Bowl LIV. Nie zuvor war ein aktueller US-Präsident beim NFL-Endspiel im Stadion – zu groß sind die Sicherheitsbedenken und -vorkehrungen für das laut Homeland Security ohnehin schon meistbewachte Sportereignis in den USA. Trump war’s egal, er kam trotzdem. Und seinen Quarterback-Liebling pfiffen die Eagles-Fans noch lauter als, als vorher der Präsident bejubelt worden war.
Super Bowl: Patrick Mahomes mit gerade mal 20 geworfenen Yards vor der Pause
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Es ist nicht davon auszugehen, dass Patrick Mahomes davon beeindruckt war. Zu stählern waren seine Nerven bei den Super-Bowl-Siegen (2020, 2023, 2024) gewesen. Allerdings legte sich die einmalige Aussicht, mit Kansas City als erstem Team in der NFL-Geschichte (Super-Bowl-Ära) dreimal in Serie die Vince Lombardi Trophy zu gewinnen, wie eine dicke Panzerkette um die Brust des 29 Jahre alten Superstars. Es wurde gar ein Desaster.

Die Touchdown-Zone der Eagles war für die Chiefs-Offensive an diesem Abend so weit entfernt wie Grönland für die USA. Mahomes‘ Pässe erreichten nicht mal Tight End Travis Kelce, dessen Freundin, Pop-Superstar Taylor Swift, einen vergleichbaren akustischen Empfang erfahren hatte wie Mahomes. Phillys Defensive macht ihrem Ruf alle Ehre: Kein anderes NFL-Team erlaubte dem Gegner in der regulären Saison weniger Yards (278.4).
Eagles-Quarterback Hurts macht gegen Chiefs da weiter, wo er 2023 aufgehört hatte
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Auch diesmal zwangen sie Patrick Mahomes immer wieder zu kniffligen Third-Down-Versuchen, aus denen sich der Chiefs-Boss bis zur Halbzeitshow von Kendrick Lamar bei keiner der sechs Gelegenheiten befreien konnte. Ganz anders Gegenüber Jalen Hurts: Der 26-Jährige hatte 2023 das Spiel seines Lebens gemacht, 304 Yards und einen Touchdown geworfen, bei seinen 70 erlaufenen Yards war er selbst dreimal in die Endzone marschiert – am Ende aber keinen Meisterring an seiner Hand.

Und so eröffnete Jalen Hurts auch diesmal den Punktereigen: Den letzten nötigen Yard, der Jahan Dotson beim 28-Yards-Wurf von Hurts zum Touchdown gefehlt hatte, machte der Quarterback selbst. 6:0 (9. Minute), Jake Elliott mit dem Extrapunkt und einem Field Goal aus 48 Metern (22.) brachte die Herausforderer mit 10:0 in Front.
Super Bowl: Als die Eagles Chiefs-Megastar Patrick Mahomes demütigen
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Die Demütigung für Patrick Mahomes dann Mitte des zweiten Spielabschnitts: Zweimal von Josh Sweat per Sack für einen Raumverlust zu Boden gerissen, warf der Chiefs-Spielmacher dann auch noch den dritten Angriffsversuch in die Arme von Cooper DeJean, der per Touchdown erhöhte – für den nun 22 Jahre alten Cornerback das schönste Geburtstagsgeschenk an diesem Sonntagabend. Als Eagles-Star-Verteidiger Zack Baun 105 Sekunden vor der Halbzeit dann noch einen Pass abfing und A.J. Brown einen Zwölf-Yards-Wurf Hurts‘ in einen Touchdown verwandelte, war die Demütigung perfekt und allen Kansas-City-Anhängern klar: Diesmal gibt’s für die Chiefs keinen Tomahawk zu gewinnen.
24:0 zur Pause für die Eagles. Gefühlt hatte Mahomes weniger Yards (20) erzielt, als Lady Gaga Oktaven singen kann (4): Die Pop-Queen hatte vor Spielbeginn am Piano an die 14 Opfer des Neujahrs-Attentats an der Bourbon Street erinnert.

Super Bowl: Hollywood-Star Bradley Cooper feiert mit Eagles und Saquon Barkley
Der Rest des Abends geriet zur grün-weißen Party-Orgie der Eagles, bei der Elliott (Field Goals zum 27:0, 37:6 und 40:6), DeVonta Smith (46-Yards-Touchdown samt Erhöhung zum 34:0) die Punkte einfuhren. Mahomes erfuhr noch persönliche Genugtuung mit drei Touchdown-Pässen auf Xavier Worthy (zum 6:34, die Zwei-Punkte-Erhöhung misslang, und über 50 Yards zum 22:40 nach erfolgreicher Doppel-Erhöhung) und DeAndre Hopkins (samt Two-Point-Conversion zum 14:40). Hurts kam am Ende auf 221 Yards und zwei Tochdown-Pässe, dazu lief er über 72 Yards weit und steuerte so ebenfalls einen Touchdown bei. Mahomes‘ am Ende individuell gute Zahlen: 257 Yards, drei Touchdowns, zwei Interceptions und Sacks gegen sich.
Sehr zur Freude der Hollywood-Stars Anne Hathaway und Bradley Cooper, ausgewiesenen Eagles-Anhängern, hatte auch Saquon Barkley einen großen Abend. Der Runningback, wie Cooper DeJean ein Geburtstagskind an diesem Abend und nun 28 Jahre alt, lief schon vor der Pause die erforderlichen 30 Yards, um den Rekord von Terrell Davis zu brechen: Im Meisterjahr 1998 hatte dieser für die Denver Broncos 2476 Yards in regulärer Saison und Play-offs erlaufen. Barkley, diesmal nicht so dominant, war schon zur Pause zwei Yards drüber, kam am Ende auf 57 Yards Raumgewinn auf dem Boden.
Die Chiefs konnten am Ende froh sein, nicht als der aussichtsloseste Verlierer in die Geschichte des Super Bowls einzugehen - auich wenn am Ende nicht viel fehlte. Am 28. Januar 1990 hatten die San Francisco 49ers die Denver Broncos mit 55:10 besiegt. Wo? In New Orleans.