Herning. Deutschland wurde zuletzt 2007 Handball-Weltmeister. Den Titel darf man von der jungen Mannschaft nicht erwarten. Noch nicht. Ein Kommentar.
Was den Welthandballer von 2023, Mathias Gidsel, mit seinen 25 Jahren von Juri Knorr oder Marko Grgic unterscheidet? Im Falle des unwesentlich jüngeren Knorrs vielleicht nur Nuancen im Leistungspotenzial, gegenüber dem mit 21 Lenzen noch grün an den beharzten Händen wirkenden Grgic sehr wohl in jeder Menge Erfahrung.
Handball-WM: Deutschland wartet seit 2007 auf den Titel
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Vor allem aber ist Gidsel den deutschen Nationalspielern in einem voraus: Er hat zwei der drei WM-Triumphe seines Heimatlandes jüngst selbst miterlebt, während Knorr, damals sechs, und erst recht Grgic als dreijähriger Steppke nur am Rande den letzten WM-Titel für Schwarzrotgold vor 18 Jahren miterlebt haben werden. Welch eine Durststrecke.
Doch Alfred Gislasons Spieler haben im vergangenen Jahr mit ihren Leistungen ein Versprechen abgegeben: EM-Platz vier und Olympia-Silber waren eine Verheißung an ihre Fans, sie doch bitteschön künftig wieder in den Kreis der Medaillenanwärter zu verorten. Es ist im Profisport ein schmaler Grat zwischen Tiefstapelei und Übermut. Die für diese WM überzeugend formulierte Bereitschaft, ins Rennen um die Podestplätze eingreifen zu wollen, entspricht den eigenen Erwartungen. Den ersten WM-Titel seit 2007 sollte nur niemand von ihnen verlangen.
Deutschland bei der Handball-WM: Es wächst eine verheißungsvolle Generation heran
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Oder sollte man sagen: noch nicht? Denn es kristallisiert sich heraus, dass Deutschland einen ähnlichen Weg gehen kann wie Frankreich und Dänemark. In dem Land, in dem so viele Menschen Mitglied in einem Handballverein sind wie sonst nirgendwo, wächst wieder eine vielsprechende, voraussichtlich auch stabile Generation heran. Juri Knorr und Marko Grgic, Julian Köster und David Späth, Renars Uscins und Justus Fischer – allesamt unter 24, aber lernwillig genug, um noch gut zwei Jahre für den ganz großen Wurf zu reifen. Die Heim-WM 2027 wäre eine passende Gelegenheit für eine deutsche WM-Erlösung.