Essen. Nach dem EM-Aus von Deutschland gegen Spanien wird über den Schiedsrichter und den VAR diskutiert. ZDF-Experte Christoph Kramer übt Kritik.

Der Ex-Nationalspieler und Weltmeister von 2014 war - wie viele andere auch - der klaren Meinung, dass der Referee in der 106. Minute auf Strafstoß für Deutschland hätte entscheiden müssen. Vermutlich wäre das Viertelfinale zwischen den Favoriten Spanien und Deutschland wohl anders ausgegangen. Die Spanier zogen nach einem späten Tor von Mikel Merino (119.) ins Halbfinale ein und beendeten die deutschen Titelträume. Die waren in der 89. Minute durch ein Tor von Florian Wirtz zurückgekommen, nachdem Dani Olmo (52.) die Iberer in Führung gebracht hatte.

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In der Verlängerung gab es dann die strittige Szene: Nach einem Schuss von Jamal Musiala hatte Spaniens Marc Cucurella den Schuss entscheidend mit der Hand geblockt. Schiedsrichter Anthony Taylor ließ weiterlaufen, auch der Video-Assistent griff nicht ein. „In einem EM-Viertelfinale mit vorgezogenem Final-Charakter, da muss man bei so einer Entscheidung kurz rausgehen und auf Nummer sicher gehen“, sagte Christoph Kramer im ZDF. 

Um diese Szene geht es: Musiala zieht ab, Cucurella bekommt den Ball an die Hand
Um diese Szene geht es: Musiala zieht ab, Cucurella bekommt den Ball an die Hand © Ralf Ibing / firo Sportphoto | Ralf Ibing

Kramer wollte dem Unparteiischen auf dem Rasen aber nicht allein die Verantwortung für die Entscheidung auflasten: „Deswegen liegt die Schuld meines Erachtens gar nicht beim Schiedsrichter auf dem Platz, sondern bei dem, der ihm aufs Ohr gesagt hat ‚passt‘.“  

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Der Bundesliga-Profi von Borussia Mönchengladbach monierte zudem die fehlende Beobachtungsgabe des Schiedsrichters: „Wenn wirklich alle in diesem Stadion und auf dem Platz das Gefühl haben „Hand“, und der, der der Schuldige ist, macht so (ahmt Geste nach, Anm. d. Red.) und sagt ‚Scheiße‘, ist das auch ein ganz klares Indiz dafür.“ 

Kritik an der Entscheidung des Unparteiischen: Ex-Nationalspieler Christoph Kramer
Kritik an der Entscheidung des Unparteiischen: Ex-Nationalspieler Christoph Kramer © dpa | Christian Charisius

Nach Dänemark-Spiel: Christoph Kramer vermisst klare Linie

Ein weiterer Kritikpunkt war die Linie des europäischen Fußballverbandes Uefa. Die sei über das Turnier hinweg nicht als einheitlich wahrzunehmen. „Wenn man Däne ist, dann versteht man heute gar nichts mehr“, sagte Kramer und nahm damit Bezug auf das Achtelfinal-Spiel der Deutschen, die gegen die Auswahl des Nachbarlandes nach einer ähnlichen Situation - und Eingreifen des Video-Assistenten - einen Elfmeter bekommen hatten. Damals hatte Joachim Andersen eine Flanke von David Raum mit der Hand touchiert - der Unparteiische hatte nach Sichtung der Bilder auf Strafstoß entschieden. 

Während für viele klar war, dass Cucurella mit seiner Hand einen Torschuss verhindert und den Ball entscheidend abgefälscht hatte, zeigte sich Taylor unbeeindruckt. Kramer: „Zumindest muss er es sich angucken.“