Essen. Ein Handspiel von Marc Cucurella beschäftigte die Experten nach dem deutschen EM-Aus. Michael Ballack war sauer, es gab auch Gegenstimmen.

Michael Ballack war außer sich. „Das ist eine klare Fehlentscheidung. Das ist eine klare Vorteilsnahme, die Szene erfüllt alle Kriterien für einen Handelfmeter“, zürnte der ehemalige deutsche Nationalmannschaftskapitän ins Mikrofon bei MagentaTV. „Ein klareres Handspiel gibt es im Fußball nicht mehr.“ Eine Szene in der 106. Minute, also kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit in der Verlängerung des EM-Viertelfinals zwischen Deutschland und Spanien, rief viele Emotionen und sogar einen Streit zwischen TV-Experten hervor.

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    Aber was war geschehen? Niclas Füllkrug legte an der Strafraumgrenze für Jamal Musiala ab, der aus rund 20 Metern abzog und den einspringenden spanischen Innenverteidiger Marc Cucurella an die Hand schoss. Der englische Schiedsrichter Anthony Taylor stand mit guter Sicht direkt in Blicklinie zum Ereignis und ließ die Partie weiterlaufen, auch der VAR griff trotz eines kollektiven Aufschreis im Stadion und vielen Reklamationen deutscher Spieler nicht ein. Am Ende verlor Deutschland das Viertelfinale durch einen späten Treffer des ehemaligen BVB-Flops Mikel Merino in der 119. Minute mit 1:2 nach Verlängerung.

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    Bundesliga-Schiedsrichter Ittrich verteidigt Entscheidung

    Vor allem die vermeintliche Elfmeter-Situation beschäftigte die Experten im Nachgang. Bei MagentaTV regten sich neben Ballack auch der ehemalige Nationalspieler Skhodran Mustafi und selbst Moderator Johannes B. Kerner auf. „Der Ball geht direkt aufs Tor. Das ist ein klarer Elfmeter“, sagte Mustafi, der 2014 mit dem DFB-Team in Brasilien Weltmeister wurde.

    Regten sich über die Schiedsrichter-Entscheidung auf: Florian Wirtz (l.) und Jamal Musiala.
    Regten sich über die Schiedsrichter-Entscheidung auf: Florian Wirtz (l.) und Jamal Musiala. © dpa | Bernd Weißbrod

    Der deutsche Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich, der als Experte im Studio von MagentaTV war, versuchte die Szene aus Sicht der Unparteiischen mit Verweis auf die aktuellen Handspielregeln zu erklären. „Der Spieler zieht die Hand aus der Schussbahn zurück“, sagte er. „Dieses Handspiel macht unser Dilemma sichtbar, weil wir Interpretationsspielraum haben“, so der Schiedsrichter. Das mache ihn selbst nicht glücklich, er selbst hätte wohl auf Strafstoß entschieden.

    Taylor aber nicht, weshalb Moderator Kerner sich im Stuttgarter Stadion aufregte. „Das kann ich nicht hören“, sagte der erfahrene TV-Mann. Der Ermessensspielraum könne solch ein Spiel nicht entscheiden. Auch Ballack sah das so: „Es gibt keinen Interpretationsspielraum, diese Szene nicht zu überprüfen.“ Ittrich war da auf Grundlage der Regeln anderer Meinung. „Man muss den gesamten Bewegungsablauf sehen“, sagte er. Die Onfield-Entscheidung hätte auch der Videobeweis nicht zurücknehmen können. Es sei eine kann-aber-nicht-muss-Entscheidung gewesen.

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    Ähnlich sah es auch Ex-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus, die als Expertin in der ARD zugeschaltet war. „Der Schuss kommt aus einer kurzen Distanz, ist wahnsinnig scharf geschossen. Der Schiedsrichter hat sich dafür entschieden, dass es eine relativ natürliche Haltung bei der Verteidigungsposition ist. Es ist keine klare Fehlentscheidung. Der Spieler hat in dem Moment versucht, die Arme herunterzunehmen. Ich kann es nachvollziehen“, sagte sie.

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    Das sah wiederum Bastian Schweinsteiger in der ARD anders. „Das muss mir einer erklären. Von zehn Mal ist das neun Mal ein Elfmeter. Die Hand ist nicht direkt am Körper. Ich war verwundert. Mein Herz blutet, wenn ich sowas sehe“, sagte der Weltmeister von 2014 an der Seite von Esther Sedlaczek.

    Und was sagt der Bundestrainer Julian Nagelsmann? „Wenn der Ball aufs Tor geht, dann ist das ein klarer Elfmeter“, sagte er mit Tränen in den Augen aufgrund des Viertelfinal-Aus mit der deutschen Nationalmannschaft. „Der Schuss geht aufs Tor. Das ist eher einer, als der gegen Dänemark“, so der Bundestrainer. Beim Achtelfinalsieg bekam Deutschland nach einem Handspiel des Dänen Joachim Andersen zugesprochen. Eine Entscheidung, die am vergangenen Wochenende ebenfalls nicht alle nachvollziehen konnten.