Herning. Deutschlands Handballer spielten gegen Polen vor 3552 Fans - gegen die Schweiz sind es schon mehr. Dennoch: Es fehlt WM-Atmosphäre in Herning.
Es war ein trauriges Bild beim ersten WM-Auftritt der deutschen Handballer gegen Polen in Herning: Gerade mal 3552 Zuschauerinnen und Zuschauer verloren sich in der Jyske Bank Arena auf den Tribünen, während bei beiden Spielen des Titelverteidigers Dänemark bisher keiner der 15.000 Plätze frei blieb. Immerhin: Für die zweite Vorrundenbegegnung der Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason am Freitagabend gegen die Schweiz vermeldeten die Organisatoren Erfreuliches. 7000 Karten seien - immerhin, aber noch längst nicht ideal. Warum ist die Halle so leer?
Deutschland gegen Polen: Nur 3552 Zuschauer bei der Handball-WM
Man stelle sich vor: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt bei einer Weltmeisterschaft in einer durchaus fußballbegeisterten Nation, sagen wir mal: Spanien. Im Estadio Bernabeu in Madrid, das fast 80.000 Zuschauern Platz bietet. Es würden aber nur rund 20.000 Fans auf den Tribünen sitzen. Unvorstellbar, oder? So ähnlich müssen sich aber die deutschen Handballer am Mittwochabend in Dänemark bei ihrem vorgekommen sein.
Zu Spielbeginn gegen die Schweiz dann ein verbessertes Bild: 7000 Fans bei einer Partie ohne den Gastgeber sind immerhin sehr ordentlich. Doch auch an den anderen Standorten in Norwegen und Kroatien offenbart sich bei diesem Turnier: Es fehlt eine gehörige Portion WM-Atmosphäre. Die starken Schweden wollten selbst in Oslo gerade mal 1800 Fans sehen.
Dass Dänemark eine führende Handball-Nation ist, wurde am Dienstag und Donnerstag klar, als die Arena mit 15.000 Fans als ausverkauft deklariert worden war. Beim Sieg der Deutschen über Polen zählten die Veranstalter allerdings gerade mal 3552 Zuschauer. Der komplette Oberrang war gesperrt, zwischen den Anhängern große Lücken. Eine Ernüchterung für alle, die auf dem Platz und den Rängen ein Spektakel erwartet haben.
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„Deutschland steht bei Turnieren alleine da, was volle Hallen angeht, wenn der Gastgeber nicht selbst spielt“, erklärte Alfred Gislason nach der Partie, als die Aufregung um die Verletzung von Spielmacher Juri Knorr natürlich das größte Thema war. Zum Vergleich: Bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland berichteten die Veranstalter von 96 Prozent Auslastung der Hallen bei insgesamt 65 Spielen – das war Begeisterung für den Handballsport, die Deutschen sind handballverrückt. Die Bundesliga vermeldete in der Saison 2023/2024 einen Rekord von 5216 Zuschauer pro Partie.
Handball-WM: Tagestickets ab 60 Euro auf der Sitzplatztribüne
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Natürlich muss man bedenken, dass es an einem Wochentag mit einer Spielansetzung um 20.30 Uhr auch nicht die besten Voraussetzungen für deutsche Fans sind, ins nördliche Nachbarland zu fahren – auch wenn es beispielsweise von Hamburg aus nur gut drei Stunden Autofahrt bis Herning sind. Sitzplätze zum Preis ab 60 Euro für zwei Partien sind eigentlich auch nicht mehr zu abschreckend, wenn man für Drittliga- oder gar Regionalligafußball in Deutschland auch schon 30 Euro für eine Sitzgelegenheit bezahlen muss. Wer die Atmosphäre auf der Stehplatztribüne in beiden Partien des Tages verfolgen will, ist übrigens ab 37 Euro dabei.
„Es ist schade, aber es ist trotzdem eine schöne Halle. Ich hoffe, dass in den nächsten Spielen noch mehr Fans kommen“, sagte Alfred Gislason mit Blick auf die beiden weiteren Vorrundenbegegnungen gegen die Schweiz und gegen Tschechien am Sonntag (18 Uhr/ZDF). Sein Wunsch sollte erhört werden: Gerade aus Norddeutschland reisten zahlreiche Fans zusätzlich an, um sich ein schönes Handball-Wochenende in Herning zu machen.