Herning. Nationalspieler Juri Knorr knickt beim WM-Auftaktsieg der deutschen Handballer um. Ohne Kommentar in die Kabine. DHB hält sich bedeckt.

Juri Knorr kam nicht alleine, hatte es aber eilig und ließ die Reporter, die ihn in der Jyske Bank Boxen nach dem WM-Auftaktsieg der deutschen Handballer gegen Polen (35:28) sehnlichst erwarteten, mit nur einem Satz stehen. „Sorry, ich muss in die Kabine“, sagte der 24 Jahre alte Spielmacher und zeigte auf sein linkes Knie: „Behandlung.“ Es ging darum, so schnell wie möglich das lädierte Knie zu behandeln und Sorgen, die ihn und Bundestrainer Alfred Gislason umgaben, zu beseitigen.

Gislason über Knorr: „Juri wäre schwierig zu ersetzen“

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„Er hat mir gesagt, er sei nur umgeknickt“, erklärte Gislason nach dem durch eine Leistungssteigerung im zweiten Durchgang erzielten Auftaktsieg über starke Polen. Beim Stand von 21:21, 20 Minuten vor dem Ende, war es passiert: Der Mittelmann vom Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen verlor bei einer Offensivaktion den Halt, fiel hin, hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das linke Knie. Anschließend wird er hinter der Auswechselbank, auf dem Boden liegend, erstbehandelt. „Es war nass, er rutscht aus und bekommt dann Bodenkontakt“, schilderte der 65 Jahre alte Isländer Gislason die Situation. Wie schlimm es womöglich ist, „wird man morgen sehen. Ich hoffe, dass es nichts Ernstes ist.“

Der Deutsche Handballbund wollte am Mittwochabend keine Wasserstandsmeldung über die mögliche Schwere der Verletzung abgeben. Torwart David Späth berichtete von einer kurzen Unterredung mit Knorr, dass es angeblich nichts Schlimmes sei.

GeDa konnte er noch spielen: Juri Knorr (rechts) erzielte fünf Tore bis zu seiner Verletzung.
GeDa konnte er noch spielen: Juri Knorr (rechts) erzielte fünf Tore bis zu seiner Verletzung. © AFP | Claus Fisker

Knorr ist „Mittelmann Nummer eins“ für Deutschland bei Handball-WM

Ein Ausfall würde die deutsche Nationalmannschaft hart treffen. „Juri ist ein extrem wichtiger Spieler von uns“, sagt der Bundestrainer. Der Vierte der vergangenen Heim-EM und olympische Silbermedaillengewinner von Paris hat sich „in der Abwehr weiterentwickelt und ist extrem gut im Spiel nach vorne“, so Gislason. „Er ist unser Mittelmann Nummer eins.“

Knorr kam gegen starke Polen überhaupt nicht gut in die Partie, schloss aus Übermut etwas zu hastig ab, machte auch Alfred Gislason aus. Erst in der 19. Minute erzielte der 24-Jährige, der in der nächsten Saison für Aalborg in Dänemark spielen wird, sein erstes von am Ende fünf Toren.

Handball-WM: Uscins Top-Torschütze, Gislason gefällt die Breite

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An einen Ausfall wollte Alfred Gislason verständlich nicht denken, „Juri wäre schwer zu ersetzen. Aber wir haben da inzwischen auch mehr Breite.“ Allerdings hat der Bundestrainer beim Auftaktsieg vor gerade mal 4000 Zuschauern in der Jyske Bank Boxen einen kollektiven Aufschwung anderer Rückraumspieler nach dem Seitenwechsel. Renars Uscins (TSV Hannover-Burgdorf) avancierte trotz sieben Fehlversuchen mit zehn Toren zum treffsichersten DHB-Spieler, Luca Witzke (SC DHfK Leipzig) brachte jeden seiner fünf Würfe unter, auch Nils Lichtlein von den Füchsen Berlin und Marko Grgic vom ThSV Eisenach trafen. „Er hat das wirklich sehr gut gemacht“, sagte Gislason über den 21-Jährigen, „er kam jaquasi kalt nach 40 Minuten rein.“

Wie es um Juri Knorr bestellt ist, sollen die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, auf die auch Alfred Gislason am Donnerstag sehnsüchtig wartet.

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