Rio de Janeiro. Christoph Kramer ist wohl der Kultheld des WM-Finals. Kurz vor Anstoß wusste der Gladbacher erst von seinem Startelf-Einsatz nachdem Khedira verletzt passen musste. Kramer kam, wurde ausgeknockt - aber siegte. Nach dem WM-Triumph klagte der Mittelfeldstar noch immer über Erinnerungslücken - doch Kramer will weiterfeiern.
In der Vorbereitung überzeugte Gladbach-Motor Christoph Kramer Bundestrainer Löw von seinen Fähigkeiten. Kramer schaffte es in den endgültigen WM-Kader und musste im WM-Finale gegen Argentinien aushelfen, nachdem Sami Khedira sich beim Aufwärmen verletzt hatte. Lange stand der 23-Jährige jedoch nicht auf dem Rasen in Rio: Nach einer halben Stunde musste Kramer wegen des Verdachts auf Gehirnerschüttung ausgewechselt werden, doch zum Jubel in der Verlängerung war Kramer wieder bei Sinnen. "Ich habe schon vor der WM gesagt, dass hier nicht die Mannschaft mit dem namhaftesten Spieler gewinnt, sondern die, die als Team auftritt. Bei jeder Aktion, in jeder Minute hat man einfach gespürt, dass wir ein Team sind." Wir sprachen Kramer während der Feierlichkeiten in den Katakomben:
Auch interessant
Herr Kramer, was war los in der Kabine?
Christoph Kramer: Das ist schwer in Worte zu fassen. Erleichterung pur, eine Stimmung, wie ich sie noch nicht erlebt habe. Riesenbegeisterung, Riesenfreude, eine Riesenparty, und die wird jetzt noch weitergehen.
Wie haben Sie das kurzfristige Aufrücken in die Startelf empfunden?
Kramer: Schon bevor ich den ersten Schritt gelaufen bin, hatte ich einen Puls von 210, ich weiß nicht mehr wie ich gespielt habe, weil ich mal so kurz neben mir stand. Aber ich habe jetzt nur noch pure Freude in meinem Körper. Ja, wir sind Weltmeister!
Geht es Ihnen wieder gut?
Kramer: Jetzt geht's mir gut, aber ich war halt weg, und da hat es keinen Sinn, weiterzumachen. Irgendwie war ich weggetreten und ich kann mich an nichts erinnern.
Haben Sie noch Erinnerungen daran, was Anfang Mai passiert ist?
Kramer: Ich kann es noch nicht realisieren. Ich bin mit meinen Gefühlen noch nicht so weit, dass ich sagen kann, ich habe das alles verdaut. das werde ich in den nächsten Tagen tun. Das ist natürlich eine Sensation.
Hat die Kanzlerin in der Kabine mitgesungen, mitgetrunken?
Kramer: Ja, klar hat die mitgetrunken.
Der Bundespräsident auch?
Kramer: Natürlich, alle!
Was gab es denn?
Kramer: Ja, Bier! Alles gab es da, ich weiß es gar nicht mehr.
Haben Sie Götzes Tor voll konzentriert erlebt?
Kramer: Ja, voll konzentriert. ich war auf der Bank, habe dann erst mal einen 80-Meter-Sprint hingelegt und das war dann pure Freude.
Und jetzt erst einmal feiern?
Kramer: Wenn du einmal Weltmeister wirst, dann ... (unterbricht) Bis zum 5. August, wenn ich wieder zum Training muss, werde ich feiern. Ihr findet mich überall.
Am Dienstag landen sie in Berlin und Feiern mit den Fans?
Kramer: Schön. Darauf freue ich mich.
Das Sommermärchen 2006...
Kramer:... habe ich im Fernsehen geguckt.
Der Pokal ...?
Kramer: ...der ist schwer. auch die Medaille ist bestimmt richtig teuer, weil die ist richtig schwer. 200 Gramm wiegt die schon. Wenn du den Pokal in den Händen hältst, dann kannst du es gar nicht fassen. Der ist echt schwer.