Essen. Ex-Nationalspieler sieht Fehler bei der Ausbildung von Spielern und Trainern. Ballack fordert mehr Typen und “Enfant Terribles“.
Der ehemalige Nationalspieler Michael Ballack hat sich kritisch zu Reformplänen des Deutschen Fußballbundes geäußert. „Das hat mich gewundert. Denn bedeutet das im Umkehrschluss: Der DFB hat in den vergangenen Jahren eine falsche Richtung vorgegeben?“. So kommentiert Ballack fragend in einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten Vorschläge, die Leistungsfußball-Direktor Oliver Bierhoff am Mittwoch in Frankfurt am Main vorgestellt hatte. Der Verband hatte damit auf die schwachen Ergebnisse der Fußball-Nationalmannschaft im vergangenen Jahr reagiert.
Ballack: "Wie vor zehn oder zwanzig Jahren"
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Der ehemalige DFB-Kapitän äußerte sich dabei verwundert über den Vorstoß des DFB, die Ausbildung des Nachwuchses neu auszurichten: „Wenn es jetzt heißt, man müsse den Fußballern wieder mehr Freiheiten geben, dann erinnert mich das stark an die Zeit vor zehn oder zwanzig Jahren.“ Schließlich sei es schon immer so gewesen, sagte Ballack in dem Interview weiter, dass in der Ausbildung der Spieler „eine gewisse Individualität und Freiheit nötig sei, um zu einem Topspieler zu reifen: „Die Spieler, die am Ende den Unterschied ausmachen, repräsentieren genau das: Es sind Enfants terribles, die nicht mit dem Mainstream schwimmen, die ihren eigenen Weg gehen, teilweise selbständig denken und handeln, auch mal ihren eigenen unbequemen Kopf haben und nicht nur stur die Vorgaben ihrer Konzepttrainer umsetzen.“
Kritik an der Trainerausbildung des DFB
In seiner Kritik an Zustand und Reformplänen des DFB schloss der 98-malige Nationalspieler ausdrücklich die Trainer und die Trainerausbildung des DFB mit ein „Ich habe nichts gegen die jungen Konzepttrainer. Das sind superengagierte und motivierte Leute, die von morgens bis abends arbeiten. Aber das ist doch nur die Basis. Im absoluten Spitzenbereich, wenn es darum geht, die Spieler ans Topniveau zu führen, dann braucht es auch Trainer mit Erfahrungswerten, die in der Ausbildung eben nicht vermittelt werden können. Jetzt sieht man, wohin der deutsche Fußball mit seiner Trainerausbildung gekommen ist.“
Trainerausbildung bei den Vereinen als Lösung?
Ballack kritisiert allerdings nicht nur. Er hat auch eigene Vorschläge, die zumindest das Prädikat originell verdient haben. So könnte er sich vorstellen, die Trainerausbildung weg vom Verband zu verlagern, wie er im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten sagt: „Sie (die Vereine, Anm. der Red.) bilden ihre Spieler aus und kennen ihre Bedürfnisse am besten. Daher verstehe ich nicht, warum zum Beispiel Vereine nicht auch ihre Trainer selbst ausbilden dürfen.“ (jk)