Hagen.. Hans-Peter “Speedy“ Middeldorf ist am Sonntag, wenn Phoenix Hagen die Crailsheim Merlins empfängt, zum 275. Mal in Folge live dabei.
Die Ansage steht, irgendwann im nächsten Frühjahr ist das Jubiläum fällig. „Die 300 mache ich auch noch voll“, sagt der Mann, den alle nur als „Speedy“ kennen. Auf 275, auch eine runde, vor allem aber ganz erstaunliche Zahl kommt er am Sonntag, wenn Phoenix Hagen die Crailsheim Merlins empfängt. So viele Partien der heimischen Basketballer in Folge hat Hans-Peter Middeldorf dann live gesehen, also alle in der Bundesliga und fast die komplette Saison in der ProA zuvor. Der 64-Jährige gehört zum Phoenix-Inventar wie kaum jemand sonst.
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Am 3. Oktober 2008, das Datum weiß Middeldorf noch ganz genau, fehlte er zuletzt bei einem Spiel seiner Korbjäger. Nicht wegen Krankheit, Urlaub, familiären oder beruflichen Verpflichtungen - sondern wegen Phoenix und Basketball, was auch sonst. Zum Zweitliga-Auftakt hatte ihn Trainer Ingo Freyer damals gebeten, statt das Hagener Spiel gegen Schalke 04 zu beobachten nach Homburg zu fahren und die BG Karlsruhe – schon zwei Tage später der nächste Gegner - zu filmen. „Das war unsere Saisoneröffnung, das muss man sich mal vorstellen“, sagt Middeldorf, „aber was tut man nicht alles für den Verein.“ Immerhin, derart gut mit frischem Filmmaterial präpariert siegte das Freyer-Team zum Start ins spätere Aufstiegsjahr bei Ex-Erstligist Karlsruhe in der Europahalle überdeutlich. Auch dank „Speedy“, der seinen Spitznamen übrigens der früheren Motorsport-Karriere verdankt.
Seitdem ist der 64-jährige Rentner, der bis 2015 als Servicetechniker bei der Telekom arbeitete, immer dabei, wenn Phoenix spielt. Auch bei Testspielen in der Saisonvorbereitung. Am Ischeland ist er zuständig dafür, dass die Netzwerk-Technik funktioniert und fungiert als Videobeauftragter, etwa beim früheren „Feuervogel TV“. Zu den Spielen in der Fremde reist er fast immer im eigenen, angesichts der vielen Fahrten eigens auf das kostengünstigere Gas umgerüsteten Pkw an. Und dient nicht selten auch als Chauffeur für Spieler, die nicht im Mannschafts-Bus mitreisen, weil sie noch anderswo – in der Nachwuchs-Bundesliga oder bei Kooperationspartner Iserlohn – Einsätze haben. Jüngst aus Frankfurt etwa brachte Middeldorf den in den ProB-Playoffs benötigten Youngster Marcel Keßen nachts nach Hause, um tags darauf wieder Richtung Tübingen zum Phoenix-Auftritt dort zu fahren. Und selbst vom legendären Aufstiegsspiel in Bayreuth im April 2009 („Das war das Geilste, bis heute unübertroffen“) machte „Speedy“ sich zeitig noch vor den Feiern auf, um Yannick Opitz zu einer NBBL-Partie zu bringen. „Auswärts ist Genießen“, sagt Middeldorf, der in sämtlichen Bundesliga-Arenen der Republik im blauen Phoenix-Trikot zum festen Erscheinungsbild gehört, dennoch: „Die Arbeit habe ich bei Heimspielen.“
1974 bei SSV-Titelgewinn dabei
Die Technik-Aufgaben erfüllt er seit dem Bundesliga-Aufstieg, sein Faible für Basketball entwickelte er schon viel früher. Im Grunde schon beim Erstliga-Start vor einem halben Jahrhundert. „Als 1966 die Ischelandhalle eröffnet wurde, habe ich meine Ausbildung bei der Bundespost begonnen, da hatten wir dort häufig Dienstsport“, erinnert sich Middeldorf. Basketball spielte er zwar nie, dafür Handball, aber als Fan verfolgte er die Korbjäger über Jahrzehnte. Beide Endspiele des SSV Hagen um die deutsche Meisterschaft 1974 hat er live gesehen, damals mit Ehefrau Martina, die heute nicht mehr mitkommt: „Das ist ihr zu aufregend.“ Später zu Brandt-Zeiten war er nicht selten der einzige zu Auswärtsspielen etwa nach Weißenfels mitreisende Hagener Anhänger. Zu einem Abstiegsrunden-Spiel in Tübingen, denkt der 64-Jährige zurück, sei er mal insgesamt 1800 Kilometer gefahren, weil er zusätzlich auch noch ein Fahrrad in Kempten im Allgäu ausgeliefert habe. Und in Rhöndorf gab es Ärger mit den Sicherheitskräften: „Ich habe doch nur dem Schiedsrichter meine Brille angeboten, da haben sich gleich fünf Security-Leute vor mir aufgebaut.“
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Zu jedem Basketball-Spiel, das er sehen will, schafft es aber auch Middeldorf nicht. Am letzten Montag etwa wollte er nach Vechta, wo Ex-Phoenixspieler Chase Griffin um den Bundesliga-Aufstieg kämpfte. Doch auch mit Hilfe Griffins, zu Hagener Zeiten sein Nachbar in Eilpe, konnte er kein Ticket mehr für den überfüllten Rasta-Dome ergattern. „Dann sehen wir uns eben nächstes Jahr in der ersten Liga“, ist sich „Speedy“ sicher. Die nächsten 25 Phoenix-Spiele dort will er ja noch sehen. Mindestens.