Hagen.. Wertvoll wie nie war David Bell für Phoenix Hagen in der abgelaufenen Saison, die Vertragsverlängerung mit dem Kapitän hatte deshalb höchste Priorität. Im Interview spricht er über die vergangene Saison, die Perspektiven und seinen Sommer in Las Vegas.

Für Platz eins hat es wieder nicht ganz gereicht, es wird ihm herzlich egal sein. Denn David Bell sieht sich als Teamplayer. 17,7 Punkte im Schnitt hat der Kapitän von Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen in der abgelaufenen Saison erzielt, nur Ludwigsburgs DJ Kennedy (18,0) war noch etwas besser. In seiner vierten Spielzeit - länger spielte noch kein US-Amerikaner im traditionsreichen Hagener Erstliga-Basketball - war der 33-Jährige nicht nur wegen seiner Top-Statistiken wertvoll wie nie.

Was sich nicht erst bei der Niederlagenserie des Teams von Trainer Ingo Freyer zum Abschluss zeigte, als Bell verletzt fehlte. Da überrascht es wenig, dass die Vertragsverlängerung des Familienvaters um weitere zwei Jahre für Phoenix Priorität hatte. Vor seiner Abreise ins heimatliche Las Vegas sprachen wir mit dem gebürtigen Kalifornier über Saison und Perspektiven.

Hallo Herr Bell, vor Ihrer Zeit in Hagen hatten Sie fast jede Saison einen neuen Klub. Woran liegt es, dass Sie hier schon vier Jahre spielen und den Vertrag erneut verlängert haben?

David Bell: Ein bisschen hat es natürlich auch damit zu tun, dass ich mich mit meiner Frau und meinen Kindern hier sehr wohl fühle. Ein großer Grund war jedoch die Tatsache, dass die Trainer ihre Verträge verlängert habe. Ich verstehe die Dinge, die Ingo und Steve von uns wollen, sie wiederum unterstützen meinen Spielstil. Und dann ist man bei Phoenix dabei, sich als Klub-Organisation zu verbessern, da will ich gern ein Teil davon sein. Hagen ist für mich der richtige Ort.

In der abgelaufenen Saison hat Phoenix zwar den Klassenerhalt geschafft, aber zuhause nur einmal gewonnen. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Bell: Nicht wirklich. Mit mir, Dino, Larry und Keith waren ja Spieler im Team, die aus den Jahren zuvor wussten, wie man Spiele zuhause gewinnt. Es war von Beginn an eine Kombination vieler verschiedener Dinge, die schief gegangen sind. Die Ballverluste, die niedrige Freiwurfquote, die nicht getroffenen letzten Würfe, es ist einfach passiert. Und warum wir auswärts umso stärker waren, kann ich auch nicht erklären. Vielleicht waren es die langen Busfahrten gemeinsam, die uns zusammengeschweißt haben. Auf jeden Fall hätten wir diesmal ein starkes Team sein können, wenn wir auch die Heimbilanz der letzten Jahre geschafft hätten. Das muss uns in der nächsten Saison wieder gelingen - und dazu müssen wir ins neue Team hinüberretten, was wir diesmal in der Fremde geleistet haben.

Wobei die neue Mannschaft wieder ein stark verändertes Gesicht haben wird. Bedauern Sie das?

Bell: Es ist vielleicht auch ganz gut, wenn ein paar neue Gesichter dazu kommen, wir eine Blutauffrischung bekommen. Bisher haben Ingo und Steve aber immer die dynamischen Spielertypen gefunden, die zu unserem Spielstil passen. Ein größerer Center etwa könnte helfen, aber er darf auch nicht zu langsam sein.

Und die Basis an jungen deutschen Spielern ist ja nicht schlecht...

Bell: Nein, wir hatten diesmal den stärksten Einfluss des Nachwuchses überhaupt in meinen vier Jahren hier. Es ist aufregend, die Entwicklung der Jungs wie Niklas Geske und Fabian Bleck zu sehen - und wie mutig sie spielen. Auch Jonas Grof ist auf seinem Weg nach oben. Das ist gut für Hagen.

Jetzt geht es für Sie nach Hause ins Spielerparadies Las Vegas. Wie ist das Leben dort anders als in Hagen?

Bell: Heimat ist Heimat, das ist immer etwas besonderes. Meine ganze Familie lebt dort, das ist für mich das Größte. Und ich kann ein paar Freunde in Kalifornien besuchen. Wir wohnen im Süden von Las Vegas, in einer ruhigen Nachbarschaft. Da realisiere ich gar nicht, dass der Strip in der Nähe ist. Wenn wir doch mal dahingehen, dann nicht um zu spielen, sondern um uns die Leute anzugucken. Wenn die NBA-Finals vorbei sind, haben wir in Las Vegas trotzdem Basketball mit den Camps und der NBA-Summerleague, das ist großartig. Da treffe ich viele alte Freunde, die in ganz Europa spielen. Und es ist ein guter Ort, um in Form für die neue Saison zu kommen.

Geht das denn schon so bald wieder nach der Ellbogen-Operation, wegen derer Sie die letzten fünf Spiele verpasst haben?

Bell: Ja, alles ist gut verlaufen. In ein paar Tagen kann ich wieder mit dem Werfen und ein bisschen Krafttraining anfangen. Es war ja die erste ernsthafte Verletzung in meiner Karriere überhaupt. Und es war hart, tatenlos von draußen zusehen zu müssen, wenn das Team dich braucht.