Hagen.. “Ein Sieg angesichts solcher Umstände hilft natürlich auch für das Selbstvertrauen“, so Phoenix-Trainer Freyer nach dem 79:72 beim Mitteldeutschen BC.

Dass Phoenix Hagen mit einem Auswärtssieg in die Saison startet, ist so selten nicht. In den ersten beiden Jahren in der Bundesliga - als Aufsteiger in Gießen, danach in Tübingen - gelang das ebenso wie in den letzten beiden Spielzeiten, als man aus Würzburg und Frankfurt mit zwei Pluspunkten heimkehrte. Dass ein solcher Coup aber nun auch zum Auftakt der Saison 2015/16 mit 79:72 beim Mitteldeutschen BC glückte, überraschte angesichts der Vorgeschichte und des Spielverlaufs auch die Phoenix-Verantwortlichen. „Ein Sieg angesichts solcher Umstände hilft natürlich auch für das Selbstvertrauen“, befand Trainer Ingo Freyer.

Denn der kurzfristige Ausfall von D.J. Covington hatte die Hagener nicht nur deshalb getroffen, weil nun ein Center fehlte. Nach der ordentlichen Vorbereitung war auch das Mannschafts-Gefüge gesprengt, erst recht als Owen Klassen sehr früh in große Foulprobleme geriet. „Wir hatten vorher ein sehr gutes Gefühl. Jeder Spieler wusste über Wochen genau, wo und wie er eingesetzt wird“, sagte Freyer, „und nun mussten Akteure auf Positionen spielen, die sie vorher nicht bekleidet hatten.“ Was etwa für den bislang vornehmlich auf dem Flügel agierenden Ivan Elliott galt, der zwischenzeitlich auf die Centerposition rückte und ebenfalls bis zur Pause gegen den starken MBC-Akteur Chris Otule schon drei Fouls kassierte. „Die schnellen Fouls waren noch viel schlimmer als Covingtons Ausfall“, sagte Freyer, „Klassen etwa, der sonst sehr fokussiert ist, wirkte stark verunsichert.“

Umso erfreuter war Freyer, dass der kurzfristig nachnominierte Marcel Keßen sich in seinen elf Einsatzminuten gut schlug. „Von solchen Einsätzen profitiert er“, war der Phoenix-Coach nach dem couragierten Auftritt des 18-Jährigen sicher: „Er hat wenige taktische Fehler gemacht, die junge Spieler oft begehen.“ Im vierten Viertel, in dem Phoenix nach 60:70-Rückstand mit Umstellung auf Zonendeckung die Wende schaffte, war dann auch Klassen wieder präsent. Freyer: „Er war sehr stark, als er im Raum decken konnte und nicht eins gegen eins gegen Otule.“

Gespielt wie in den letzten Jahren

Insgesamt aber, so räumte Freyer ein, habe der MBC seinem Team das „Inside-Game komplett weggenommen“. Eigentlich wollte Phoenix mit den Verpflichtungen von Klassen und Covington mehr als bisher über das Brett spielen. Freyer: „Gegen Weißenfels haben wir dann doch gespielt wie in den letzten Jahren. Man lebt von Improvisation und Emotionen und davon, dass man Dinge anders macht als der Gegner.“

Da Covington mit seiner Bänderverletzung nun bis zu sechs Wochen auszufallen drohe und auch danach nicht gleich wieder bei 100 Prozent Leistungsfähigkeit sei, sucht Phoenix temporären Ersatz. „Wir gucken auf dem Markt, ob wir etwas machen können“, sagte Freyer, „da sind verschiedene Szenarien denkbar.“ Bis zum Heimspiel-Auftakt am Mittwoch gegen Bayern München (20 Uhr/live in unserem Ticker) ist allerdings kaum mit einem neuen Mann zu rechnen. Auch der Vizemeister hat einige Verletzungssorgen, musste beim Saisonstart auf Bryce Taylor, Vasilije Micic, Maxi Kleber und den für ein Spiel gesperrten Trainer Svetislav Pesic verzichten. Zum eindrucksvollen 82:56-Sieg gegen Pokalsieger Oldenburg reichte es dennoch.