Weißenfels/Hagen.. Mit einer Zonenverteidigung im Schlussviertel brachte Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen den Mitteldeutschen BC völlig aus dem Rhythmus. Und gewann trotz widriger Umstände zum Bundesliga-Auftakt mit 79:72.
Die Zonenverteidigung gehört nicht unbedingt zu den bevorzugten Stilmitteln von Ingo Freyer. Erst wenn sonst nicht viel hilft, verordnet der Trainer von Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen seinem Team diese Defensivvariante. In Trier habe man schon einmal so ein verloren geglaubtes Spiel noch gewinnen, erinnerte sich Freyer, doch das ist zwei Jahre her. Zum Auftakt der 50. Saison in der Eliteklasse klappte der Schachzug wieder, die Hagener „Zone“ im mit 19:2 gewonnenen Schlussviertel brachte Gastgeber Mitteldeutscher BC vollends aus dem Rhythmus. Und Phoenix-Distanzschütze J.J. Mann, der plötzlich aus allen Distanzen traf. „Ihn haben viele nicht auf der Rechnung gehabt“, war Freyer nach dem 79:72 (41:43)-Sieg seines Teams überzeugt: „Aber es war unsere große Hoffnung, dass J.J. aus dem Nichts kommt.“
Eigentlich waren die Hagener beim 60:70 vor dem Beginn des letzten Spielabschnitts kein Kandidat für einen Auftaktsieg mehr. Nach dem Ausfall von D.J. Covington (Innenband-Anriss im Fußgelenk) hatten sie unter dem Korb arge Probleme, zumal Stammcenter Owen Klassen schon nach vier Minuten mit drei und zur Pause mit vier Fouls belastet war, auch gegen den ihn auf ungewohnter Position vertretenden Ivan Elliott waren zu diesem Zeitpunkt schon drei Fouls verhängt. „Eigentlich lief doch von Anfang an alles gegen uns“, bekannte Freyer, „das war ein ganz anderes Spiel, als wir es in der Vorbereitung gespielt haben.“ Zwar musste auch der MBC mit TaShawn Thomas (Knieverletzung) eine Stammkraft ersetzen, mit dem isländischen EM-Teilnehmer Haukur Palsson hatte man aber bereits starken Ersatz gefunden. Der 23-jährige Flügelspieler bereitete Phoenix einige Probleme, vor allem aber tat dies MBC-Center Chris Otule. Zwölf Punkte erzielte der 2,11-m-Mann allein im Startviertel, Klassen, Elliott und der couragiert aufspielende Nachwuchsmann Marcel Keßen arbeiteten sich an ihm ab.
"Mussten ständig improvisieren"
„Wir mussten ständig improvisieren und Otule auf andere Art und Weise unter Kontrolle bekommen“, erkannte Freyer. Auch wenn sein Team, das beim 20:19 durch ein Dreipunktspiel von Brandon Jefferson kurz führte (7. Minute), nach dem 25:37 (15.) dank David Bells Distanztreffern wieder herankam und zum 41:41 ausgleichen konnte (19.) und beim 46:45 durch den ersten von am Ende fünf Dreiern Manns kurz sogar führte (22.). Doch schnell setzten sich die Gastgeber wieder ab, auch wenn Otule mit sechs Block nun vor allem defensiv Schrecken verbreitete. Dafür sorgten MBC-Spielmacher Frantz Massenat und Palssons Dreier mit der letzten Pausensirene, dass die Gastgeber beim 70:60 vor dem letzten Durchgang wieder zweistellig vorn lagen.
Andere Maßnahmen waren gefragt, Freyer versuchte es also mit einer Zonenverteidigung - und Klassen in deren Zentrum. Reboundstark fand der Neuzugang nun spät in die Partie und spielte das vierte Viertel durch, ohne sein fünftes Foul zu kassieren. Und der MBC war von der neuen Deckungsvariante offensichtlich irritiert, blieb fast sieben Minuten ohne Punkte. Hagen nutzte es, Mann glich mit zwei Dreiern in kurzer Folge zum 70:70 aus (36.). Dann gelang den Gastgebern durch Massenat zwar der erste Korb im Schlussviertel, doch dabei sollte es gegen die nun prächtig funktionierende Phoenix-Zone auch bleiben. Erneut Mann glich aus - und wurde zum Matchwinner, als er 24 Sekunden vor dem Ende aus großer Distanz zum entscheidenden 77:72 traf. „Er hat im letzten Viertel Verantwortung übernommen“, hob Freyer den Mann aus Georgia hervor: „Wir wissen ja, dass er heißlaufen kann.“